R&B, Fanatiker und Multikulti: Was Jakob Pöltl in Toronto erwartet

Mit Jakob Pöltl wird erstmals ein Österreicher in der stärksten Basketballliga der Welt auflaufen. Sein neuer Arbeitgeber: Die Toronto Raptors. Wir haben uns angesehen, womit der 20-jährige Wiener bei seiner ersten NBA-Station zu rechnen hat.

 

Das Umfeld:

Die 2,6-Millionen-Metropole Toronto genießt den Ruf eines multinationalen Hotspots. Viele US-Collegespieler bevorzugen Destinationen in den USA, weshalb sich Toronto schon länger als Anlaufstelle für talentierte Europäer etabliert hat. Zumal die Stadt Platz für Communities aus aller Herren Länder bietet.

Die Fanbase in Toronto gilt als eine der besten in der NBA. Bei den Playoff-Teilnahmen der vergangenen Jahre fanden sich zigtausende Menschen vor dem Air Canada Centre ein, um auch ohne Ticket dem Geschehen so nah wie möglich zu sein.

 

 

Der wohl prominenteste Fan ist der aus Toronto stammende R&B-Künstler Drake, der sich den Ruf als inoffizielles Raptors-Maskottchen erarbeitet hat.

 

 

 

Das Team:

 

TORONTO, ON - MAY 05: DeMar DeRozan #10 of the Toronto Raptors high-fives Jonas Valanciunas #17 in the second half of Game Two of the Eastern Conference Semifinals against the Miami Heat during the 2016 NBA Playoffs at the Air Canada Centre on May 5, 2016 in Toronto, Ontario, Canada. NOTE TO USER: User expressly acknowledges and agrees that, by downloading and or using this photograph, User is consenting to the terms and conditions of the Getty Images License Agreement. (Photo by Vaughn Ridley/Getty Images)

 

Die stärkste Saison der Vereinsgeschichte führte die Raptors bis in die Eastern Conference Finals, wo sie den späteren Champions aus Cleveland in sechs Spielen unterlagen. Als Rookie in einer so etablierten Mannschaft Spielminuten zu verdienen, ist kein leichtes Unterfangen. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar, wie die Mannschaft kommende Saison aussehen wird.

Auf Pöltls Center-Position ist der Litauer Jonas Valanciunas ein Fixstarter. Doch ansonsten ist der Frontcourt dünn besetzt: Bismack Biyombo, die große Entdeckung der vergangenen Playoffs, besitzt keinen Vetrag mehr. Ein Verbleib in Toronto ist unwahrscheinlich, da sich Biyombo durchaus für einen dickeren Vertrag empfohlen hat, als ihm die Raptors zu geben gewillt sind. Eine Chance für Pöltl.

Ein großes Fragezeichen steht auch über DeMar DeRozan, dem Shooting Guard und Starspieler der Mannschaft. Dessen aktueller Vertrag ist mit Saisonende ausgelaufen. Eine neuer Vertrag zu Höchstbezügen („max contract“) steht im Raum. Allerdings gibt es Gerüchte, wonach der aus Compton, Los Angeles, stammende DeRozan bei den Lakers unterschreiben wird. Sollte DeRozan nicht bleiben, sind weitere Trades, die das Teamgefüge stark verändern würden, nicht ausgeschlossen.

 

Coach und System:

 

TORONTO, CANADA - MAY 5: Dwane Casey of the Toronto Raptors coaches during Game Two of the Eastern Conference Semifinals against the Miami Heat on May 5, 2016 at the Air Canada Centre in Toronto, Ontario, Canada. NOTE TO USER: User expressly acknowledges and agrees that, by downloading and or using this Photograph, user is consenting to the terms and conditions of the Getty Images License Agreement. Mandatory Copyright Notice: Copyright 2016 NBAE (Photo by Dave Sandford/NBAE via Getty Images)

 

Erst vor wenigen Wochen wurde der Vertrag von Headcoach Dwane Casey bis 2020 verlängert. Die beste Saison in der Raptors-Geschichte hat sich für den 59-Jährigen ausgezahlt: 18 Millionen Dollar soll er in den nächsten drei Jahren verdienen.

Casey hat in Toronto ein schnelles Spielsystem etabliert, das darauf abzielt, das Maximum aus DeRozans Zügen zum Korb herauszuholen. Wichtig sind dabei Big Men, die aus dem High Post gut Bälle verteilen können, um die zum Korb ziehenden Mitspieler oder offene Dreierschützen zu finden. Als Zweitwaffe dienen den Raptors klassische Post-Ups über Jonas Valanciunas. Eine Taktik, die auch mit einem von der Bank kommenden Pöltl angewandt werden kann.

Der Schlüssel für einen erfolgreichen Start in die NBA-Karriere wird sein, möglichst bald zum fixen Bestandteil von Dwane Caseys Rotation zu werden. Mit den bereits vorhandenen athletischen Fähigkeiten und seinem Post-Up-Game hat der Wiener auch gute Chancen, bald Einsatzminuten in einem dünn besetzten Frontcourt zu sammeln.

Pöltl gilt zudem als intelligenter, für Kritik offener Spieler mit einer guten Arbeitseinstellung. All das kann ihm dabei helfen, auch langfristig die Parkette der stärksten Basketballliga der Welt zu erobern.

 

Carl-Michael Drack, 24.06.2016