Amstettens Fähringer glaubt an Sensation: „Österreich ist im Moment nicht so gut drauf“

Er ist der erste Legionär von den Färöern im österreichischen Profifußball. John Frederiksen geht seit Sommer für den Zweitligisten SKU Amstetten auf Torjagd. Der 2,02-Meter-Mann sieht das ÖFB-Team am Samstag (20.45 Uhr) in der WM-Qualifikation in Torshavn zwar in der Favoritenrolle, glaubt aber an eine Chance für die Inselkicker. „Österreich ist im Moment nicht so gut drauf, und daraus wollen wir Kapital schlagen“, sagte der Stürmer im Gespräch mit der APA.

Auch die Geister der Vergangenheit sollen eine Rolle spielen. 1990 in Landskrona setzte es für Österreich gegen die Färöer ein blamables 0:1, 2008 kam man in Torshavn nicht über ein 1:1 hinaus. „Vielleicht fürchten sich die Österreicher ein bisschen. Sie können sich nicht entspannen, weil sie wissen, dass ihnen schon Fehler unterlaufen sind. Das ist sicher in ihren Köpfen“, meinte Frederiksen. Auch beim 3:1-Sieg im Frühjahr in Wien war die ÖFB-Auswahl in Rückstand geraten.

„Sie haben Weltklasse-Spieler, die wir nicht haben“, betonte Frederiksen. Dem müsse man mit Struktur und Zusammenhalt begegnen. „Die Stärke ist vielleicht, dass wir so ein kleines Land sind. 50.000 Menschen – da müssen wir zusammenhalten und zu 100 Prozent füreinander da sein.“ Einige Teamspieler sind zwar immer noch Amateure, mittlerweile verfügt die Nummer 114 der FIFA-Weltrangliste aber auch über mehr Auslandsprofis.

Die Tendenz zeigte zuletzt nach oben. Gegen die Republik Moldau feierten die Färinger im September einen 2:1-Sieg, davor gab es gegen den haushohen Favoriten Dänemark ein knappes 0:1. Im Finish dieser Partie kam Frederiksen zu seinem Länderspieldebüt. „Die Emotionen waren extrem, das war ein wundervoller Moment.“ Zumal der 25-Jährige als Sohn eines Fischers auf der zu Dänemark gehörenden Ostseeinsel Bornholm geboren und aufgewachsen ist. Beide Eltern stammen allerdings von den Färöern.

In Amstetten ist Frederiksen über seinen Agenten gelandet. „Österreich ist ein großes Fußball-Land, das spürt man.“ Entscheidend sei für ihn das Vertrauen von Trainer Jochen Fallmann gewesen. In zwölf Pflichtspielen für den SKU hat Frederiksen bisher fünf Tore erzielt. Als Karriereziel nannte er die Top-5-Ligen der Welt. „Dieser Markt hier öffnet viele Türen, man kann große Schritte machen“, meinte der Angreifer.

„Es ist schwer, ins Team zu kommen“

Der Weg ins Nationalteam ist dennoch kein einfacher. Zu verschworen ist die Einheit, Teamchef Hakan Ericson hat den Kreis laut Frederiksen allerdings ein wenig erweitert. „Die Menschen auf Färöer sagen: Es ist schwer, ins Team zu kommen, aber es ist noch schwerer, wieder aus dem Team rauszukommen.“ Auch der Druck der Öffentlichkeit sei nicht so groß. „Österreich ist ein viel größeres Land. Da gibt es viel mehr Leute, die schreien und jemanden im Team verlangen.“

Frederiksen steht zum zweiten Mal im Aufgebot, diesmal wurde er nachnominiert. Langfristig will er sich als Stammspieler etablieren. „Das ist nur eine Frage der Zeit, sie müssen mich besser kennenlernen. Manchmal muss ich geduldig sein.“ Er sei nur auf sich und seine Aufgaben fokussiert. „Das Nationalteam ist ein Bonus und eine Ehre, aber ich mache mir keine Sorgen. Ich habe etwas, das sonst niemand hat auf Färöer.“

Wegen seiner Statur und Spielweise erinnert der Hüne ein wenig an Stefan Maierhofer. Der frühere ÖFB-Teamstürmer schaffte es neben Meistertiteln mit Rapid und Salzburg unter anderem in der Premier League zu Wolverhampton. „Ich habe es schon einmal gelesen, aber ich weiß nicht viel über ihn“, lächelte Frederiksen über den Vergleich. Viel mehr beschäftigt er sich mit dem Spiel am Samstag. Das Selbstvertrauen ist da. „Ich denke, wir werden 2:1 gewinnen.“

(APA)

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