Aufstieg am „seidenen Faden“ – Deutschland hofft auf glückliches Ende

Niclas Füllkrug konnte sich vor Gratulanten kaum retten. Bundestrainer Hansi Flick umarmte seinen „Super-Joker“, kein Mitspieler, der den Glücksritter der deutschen Nationalmannschaft nach dem Abpfiff nicht abklatschte oder herzte nach dessen später Heldentat.

Der Traum vom fünften Stern lebt dank des Ausgleichstreffers des Torjägers von Werder Bremen – doch das Schicksal der DFB-Auswahl hängt nach dem 1:1 (0:0) gegen Angstgegner Spanien am seidenen Faden. „Gigantisch, was die Mannschaft heute geleistet hat“, sagte Flick dennoch.

„Wir wollten unbedingt dieses Spiel ziehen, es ist wichtig, dass wir einen Punkt geholt haben. Wir können mit einem guten Gefühl ins letzte Spiel gehen und hoffen, dass dann alles gut ausgeht“, sagte Füllkrug, der in der 83. Minute zum Endstand traf. Im letzten Gruppenspiel gegen den Außenseiter Costa Rica am kommenden Donnerstag muss die deutsche Mannschaft auf jeden Fall gewinnen – und zugleich auf Schützenhilfe der Spanier hoffen. Aber: „Das Wichtigste ist, wir leben noch“, sagte Kapitän Manuel Neuer.

Dass die Lage nicht misslicher ist, dafür sorgte der eingewechselte Füllkrug. Der Treffer war der verdiente Lohn für die Leidenschaft, mit der sich die DFB-Auswahl gegen eine zweite Vorrunden-Niederlage stemmte. Zuvor hatte Alvaro Morata (62.) die Führung für die zumeist überlegenen Spanier erzielt – in einer Phase, in der sich Deutschland gerade zumindest auf Augenhöhe herangekämpft hatte. Und so gleicht der Weg ins Achtelfinale trotz der Schützenhilfe von Costa Rica gegen Japan (1:0) einer Rechnung mit vielen Unbekannten.

„Wir können mit Ergebnis und Leistung leben. Man hat vorher gewusst, dass die Spanier mehr Ballbesitz haben würden. Wir haben es gut verteidigt und am Ende auch die besseren Chancen gehabt“, sagte Ilkay Gündogan – und lobte den Mann, der für große Erleichterung im deutschen Lager sorgte: „Man merkt an Niclas‘ Tor, was für Qualitäten er hat. Das war ein brutal wichtiges Tor. Wir haben uns die Chance erhalten weiterzukommen. Das ist das Wichtigste.“

Klar ist allerdings auch: Drei Punkte gegen Costa Rica sind Pflicht. Ideal wäre, wenn zeitgleich die so gut wie sicher für das Achtelfinale qualifizierten Spanier gegen Japan gewännen. Spielen die beiden Mannschaften unentschieden, muss die DFB-Auswahl am Ende eine bessere Tordifferenz haben als die Asiaten. Gewinnt Japan, gilt die Tordifferenz im Vergleich zu Spanien, das allerdings durch das 7:0 gegen Costa Rica dann einen schier uneinholbaren Vorteil hat.

(SID)/Bild: Imago