Die Sky Basketball Kolumne #2: „Dieser Typ lässt niemanden kalt“

„Schrittwieser zurück in der ABL!“ – „Der Aflenzer Spitzbua ist wieder da!“ – „Leitbulle führt Herde wieder an!“ So oder so ähnlich werden die Schlagzeilen in den steirischen Medien lauten, wenn Michael Schrittwieser am 1. April offiziell zum Österreichischen Basketball-Meister zurückkehrt. Sollte auch von einem „Comeback in Kapfenberg“ geschrieben werden, wäre das aber schlicht falsch. Denn „Schritti“ war eigentlich nie weg.

Obwohl er seinen geliebten Job als Headcoach der Bulls mit Jahreswechsel 2017/18 an Mike Coffin übergeben hat, um ÖBV-Generalsekretär zu werden, war Schrittwieser bei Kapfenberg weiterhin ständig präsent. Offiziell als Vater von Shooting Guard Tobias Schrittwieser – in Wirklichkeit aber als Stratege und Mastermind im Hintergrund. Schritti wäre nicht Schritti, hätte er dabei nicht wieder einmal angeeckt. Dass er etwa zu den Finalspielen in Gmunden mit dem Bulls-Vereinsbus angereist ist, hat zurecht für Kopfschütteln gesorgt.

Der 51-jährige Sportwissenschafter aus Aflenz war immer schon eine Figur, die polarisiert. Sein Fachwissen und sein spitzbübischer Humor werden geschätzt, seine Provokationen und sein übertriebener Ehrgeiz weniger. Verlieren will gelernt sein. Legendär und peinlich zugleich sein Ausraster 2015 in Güssing: Schrittwieser stürmt mitten im ersten Halbfinalspiel auf den Court, lässt Hasstiraden auf alle drei Refs los und legt sich mit einem Ordner an. Später gesteht er ein, „inakzeptabel“ gehandelt zu haben.

Schrittwiesers Laufbahn hat dieser Eklat paradoxerweise kaum geschadet. Zwei Jahre später holt er mit den Bulls das Double, dann der Wechsel nach Wien. Nach bereits 15 Monaten ist seine Tätigkeit im Verband jetzt wieder beendet. Was wird davon übrig bleiben? Das Aufstöbern von Führungsspieler Sylven Landesberg fürs Nationalteam – auch wenn er dabei prominente Helfer hatte. Viel mehr aber auch nicht. Schrittwieser arbeitet künftig als Manager im Bereich Altenpflege – und eben bei den Bulls.

Schiedsrichter und Ordnerkräfte der ABL können aber aufatmen. Schrittwieser wird nicht Headcoach, sondern Sportdirektor der Kapfenberger. Möglicherweise freuen sich nicht alle über seine Rückkehr in die Liga. Ich schon. Denn dieser Typ lässt niemanden kalt – genau solche kann die ABL gut gebrauchen. Und das Verlieren lernt er irgendwann einmal auch noch.

Kommentar von Gerfried Pröll

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