Die Sky Basketball Kolumne #8: Amseln in Ritterrüstung

Burgenländer feiern grundsätzlich gerne. Burgenländische Basketball-Fans erst recht. In jüngerer Vergangenheit hatten sie auch allen Grund dazu: Die Güssing Knights feierten 2014 ihren ersten ABL-Meistertitel und holten ein Jahr später sogar das Double. Dieses Kunststück schafften 2016 auch die Oberwart Gunners. Und seit Ostermontag 2019 sind die Jennersdorf Blackbirds Meister in der 2. Bundesliga – durch ein 2:0 in der Finalserie gegen St.Pölten. Gefeiert wurde (und wird noch weiterhin) ausgiebig. Allerdings nicht in Jennersdorf, sondern in Güssing.

Ein Blick zurück: Im April 2016 erleiden die Güssing Knights mitten in der Saison einen finanziellen Crash. Die Bundesliga-Lizenz wird ihnen entzogen, der Verein löst sich auf. Zu diesem Zeitpunkt spielen die Jennersdorf Blackbirds in der (steirischen) Landesliga. Klubchef ist der Güssinger Rechtsanwalt Karl Baldauf, der in der Nähe von Jennersdorf zuhause ist. Baldauf bietet Coach Daniel Müllner und den verbliebenen Güssinger Spielern an, als Blackbirds in der burgenländischen Landesliga einen Neubeginn zu starten. Spielort bleibt der Aktivpark in Güssing. Der Rest ist Geschichte. Auch als Amseln sind die schwarzen Ritter nicht zu bremsen.

Manuel Jandrasits, Matthias Klepeisz, Philipp Horvath & Co. steigen 2017 in die 2. Bundesliga auf und werden dort auf Anhieb Vizemeister. Die Fans schreien zwar nicht mehr „Go Knights, go!“, sondern „Go Birds, go!“ – allmählich gewöhnen sich aber alle an die neuen Gegebenheiten. Der Aktivpark ist bei Heimspielen wie in glorreichen Bundesliga-Zeiten bummvoll, zu den Auswärtsspielen werden die Birds von zahlreichen Fans begleitet. Nach und nach kehren ehemalige Knights zu ihrem Stammklub zurück: Christoph Astl, Luka Gaspar und sogar Nationalteamspieler Sebastian Koch. Fehlen eigentlich nur noch Jakob Ernst (UBSC Graz) und Thomas Klepeisz, Kapitän der Basketball Löwen Braunschweig in der BBL.

Im vergangenen Sommer sichern sich die Blackbirds den einzigen noch fehlenden Puzzleteil, um Meister werden zu können: Einen erfahrenen, groß gewachsenen Center. Marko Moric – früher schlampiges Genie in der ABL – ist mit 38 Jahren wieder voll motiviert, topfit und auffallend schlank. Der in Wien lebende Kroate trägt viel zum Titel in der 2. Bundesliga bei. Die Südburgenländer wären aus meiner Sicht auch eine absolute Bereicherung für die ABL. Kaum ein aktueller Klub der höchsten Spielklasse verfügt über so viele erfahrene Eigenbauspieler. Für den Aufstieg fehlen allerdings die finanziellen Mittel. Gebrannte Ritter scheuen das Feuer…