Bayer wirft Spahic raus

Bayer Leverkusen zeigt kein Pardon und trennt sich mit sofortiger Wirkung von Prügel-Profi Emir Spahic: Der bis 30. Juni 2016 laufende Vertrag mit dem 34 Jahre alten Bosnier wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst. Dies teilte Bayer am Sonntag mit.

„Emir Spahic ist ein herausragender Fußballspieler, der sich mit seinen Leistungen um Bayer 04 verdient gemacht hat. Die jüngsten Erkenntnisse nach dem Vorfall am vergangenen Mittwoch ließen uns jedoch keine andere Wahl“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. Die Trennung vom ehemaligen bosnischen Nationalmannschaftskapitän hatte sich schon am Samstag beim 3:2 (1:0) beim FSV Mainz 05 angedeutet.

Bayer reagierte damit auf die Vorkommnisse im Anschluss an das Pokalspiel gegen Bayern München am vergangenen Mittwoch. Spahic hatte sich an handgreiflichen Auseinandersetzungen mit dem Leverkusener Ordnungsdienst beteiligt. Er streckte dabei einen Ordner mit einem Kopfstoß nieder. Die Staatsanwaltschaft hatte außerdem Ermittlungen gegen den Profi aufgenommen, dem noch ein weiteres juristisches Nachspiel droht.

Spahic stellte sich zunächst der Verantwortung und stimmte nach Angaben von Bayer der Auflösung seines Vertrages ohne weitere Forderungen zu. „Ich bedauere mein Verhalten nach dem Pokalspiel am letzten Mittwochabend gegenüber den Ordnern meines Vereins Bayer 04 Leverkusen. Für dieses Verhalten möchte ich mich bei den Betroffenen und deren Familienangehörigen entschuldigen. Ich weiß, dass ich auch meinem Verein hiermit große Probleme bereitet habe“, äußerte Spahic

Kapitän Simon Rolfes hatte den Rauswurf von Spahic schon unmittelbar nach Spielende am Samstag verkündet. „Wir wünschen dem Ordner gute Besserung. Er gehört auch zu unserem Verein. Der Sieg ist auch für ihn“, sagte der Mittelfeldspieler. Viel deutlicher konnte die Distanzierung von Spahic nicht ausfallen. Der sechste Leverkusener Sieg in Folge, die Absicherung des vierten Tabellenplatzes und die gute Ausgangsposition im Rennen um die Teilnahme an der Champions League sechs Spieltage vor Saisonende waren schon wenige Minuten nach dem Spielende in den Hintergrund getreten. Der Skandal um Spahic war das beherrschende Thema. Bevor die Trennung vollzogen werden konnte, musste der Fall juristisch abgeklopft werden.

Einige Bayer-Anhänger hielten am Samstag Spahic trotzdem die Treue. Vor dem Bayer-Fanblock hing vor dem Anpfiff ein großes Transparent mit der fragwürdigen Aufschrift „Emir – einer von uns“.

Zur Mannschaft gehörte Spahic aber offensichtlich zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr – obwohl er sich im Vorfeld des Mainz-Spiels in einem Gespräch seinen Teamkollegen erklärte. Rolfes und Torwart Bernd Leno äußerten übereinstimmend, dass sie von den Bildern „schockiert“ waren.

Auch die Aussagen von Trainer Roger Schmidt hörten sich wie die letzte Würdigung eines ehemaligen Spielers an. „Das ist eine sehr traurige Geschichte, die so groß ist, dass sie den Verein insgesamt betrifft. Sie kam aus dem Nichts“, sagte der Coach: „Es geht um einen Spieler, der sehr viel für den Verein geleistet hat.“

Fußball gespielt wurde in Mainz übrigens auch. Vor 31.578 Zuschauern war Bayer dabei der verdiente Sieger. Heung-Min Son (15.), Stefan Kießling (59.) und Hakan Calhanoglu (73.) besiegelten die erste Mainzer Niederlage nach vier Partien ohne Pleite. Ja-Cheol Koo sorgte zwar zweimal per Foulelfmeter (78., 90.+1) in der Schlussphase für ein wenig Spannung, der Erfolg der Gäste war aber nicht ernsthaft in Gefahr.