Benzema trifft nach 2.085 Tagen wieder für Frankreich – „Land braucht seine Tore“

Frankreich hat die erste Hürde bei der Fußball-EM weltmeisterlich genommen. „Les Bleus“ beendeten die oft zitierte „Todesgruppe“ noch vor Deutschland und Portugal auf Platz eins. Einzig Ungarn schied als deklarierter Außenseiter im Quartett nach Papierform aus. Nach dem unterhaltsamen 2:2 gegen den regierenden Europameister Portugal am Mittwochabend durfte Trainer Didier Deschamps zufrieden Bilanz ziehen. Auf die Franzosen wartet im Achtelfinale am Montag nun die Schweiz.

Dem per Elfer-Doppelpack erfolgreichen Cristiano Ronaldo (31., 60.) hielten die Franzosen Karim Benzema entgegen. Nach 2.085 Tagen oder mehr als fünfeinhalb Jahren traf der lange Zeit aussortierte Stürmer wieder in der Nationalauswahl. Der erst kurz vor der EM wieder reaktivierte Benzema schloss ebenfalls per Strafstoß ab (45.+2) und legte kurz nach der Pause das 2:1 (47.) vor. „Alle haben auf dieses Tor gewartet“, sagte Benzema, der noch weit nach Mitternacht Fragen beantwortete. „Ich bin an den Druck aber gewöhnt. Ich hatte keine Zweifel.“ Die Tageszeitung „L’Equipe“ konstatierte: „Die Maschine läuft wieder.“

Mit Ronaldo verbinden den 33-Jährigen viele gemeinsame Jahre in Madrid. Aus der Ruhe bringen kann beide kaum etwas. Benzema soll auch in den nun entscheidenden Spielen auf dem Weg zum angestrebten Titel ein Faktor werden. „Er hat diese Tore gebraucht, das Land braucht seine Tore“, sagte Frankreichs 1998er-Weltmeister Youri Djorkaeff. Benzemas Nationalteam- und Clubkollege Raphael Varane betonte: „Nun wird er sehr selbstsicher sein, und ein selbstsicherer Karim ist, was wir brauchen.“

Deschamps war über das Resultat und den Verlauf des Abends erfreut. „Wir haben gesehen, dass Ungarn gegen Deutschland führt, das hat die Dinge etwas kompliziert gemacht“, meinte der Erfolgscoach. Deschamps sprach über die eigene Partie in Budapest von einem „verrückten Spiel. Fußball ist pure Magie, von einer Situation auf die andere können sich die Emotionen so schnell ändern.“ Er sei zufrieden, „auch wenn nicht alles perfekt war“.

Auf die Blauen wartet nun in der ersten K.o.-Runde die Schweiz, gespielt wird in Bukarest. Was für die Eidgenossen spricht: Sie haben den Franzosen in der Vergangenheit bei Endrunden und in Qualifikationen nicht selten Paroli geboten. Erinnert sei an die beiden 0:0 bei der WM 2006 und der EM 2016. Bei der WM 2014 setzte es für die Schweiz ebenfalls in der Gruppenphase ein 2:5.

„Jetzt beginnt ein neuer Wettbewerb“, meinte Deschamps über die kommende Aufgabe. Nach Benzema soll nun auch Kylian Mbappe wieder anschreiben. Der Star von Paris Saint-Germain holte gegen Portugal den Elfmeter heraus und war ein steter Gefahrenherd, selbst hat er bei der EM aber noch nicht getroffen.

Größere Sorgen bereiten Deschamps die Probleme an der linken Abwehrseite. Gegen Portugal musste zunächst Lucas Hernandez zur Pause ausgewechselt werden und sieben Minuten nach seiner Einwechslung auch Ersatzmann Lucas Digne. Nach der Partie hieß es, dass Hernandez aufgrund von Knieproblemen sicherheitshalber vom Feld genommen wurde.

(APA/Reuters)

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