FC Wacker Innsbruck: Endlich wieder erstklassig

„Liebe Bundesliga – Willkommen zurück am Tivoli“ war auf den Meistershirts der Wacker-Kicker zu lesen und „Wir sind gekommen um zu bleiben“, sagte Karl Daxbacher auf der Bundesliga Auftakt-Pressekonferenz. Vier Jahre in Liga zwei sind genug – der Tiroler Traditionsverein Wacker Innsbruck ist wieder erstklassig. Nun gilt es sich in der Bundesliga zu etablieren.

Am 11.Mai 2018 feiert Wacker Innsbruck einen 3:1-Heimsieg über die SV Ried. Damit stehen die Tiroler bereits am 33. Spieltag der Sky Go Erste Liga als Meister fest. Im Innsbrucker Tivoli brechen alle Dämme, in der Innenstadt wird die Nacht zum Tag gemacht. Fußball-Tirol ist endlich wieder erstklassig.

Ob die Euphorie anhält und ob „Gemma Wacker schaun“ in Kürze wieder ein geflügelter Satz im Land wird, ist ganz bestimmt davon abhängig, wie schnell sich Wacker in der Bundesliga etablieren kann und ob die Tiroler gleich zu Beginn den ein oder anderen Erfolg über eines der Topteams feiern können.

Sir Karl hat es wieder getan

„Zumindest einen Punkt in Wien“ und damit einen erfolgreichen Bundesligastart wünscht sich Wacker-Coach Karl Daxbacher. Der 65-jährige Trainerfuchs hat es wieder einmal geschafft, wieder einmal ein Team in die Bundesliga geführt. Nun möchte er sich mit Innsbruck in der Bundesliga behaupten. Trotz all seiner Erfahrung der Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlt, wird es auch bei Sir Karl kribbeln, sobald das Spiel am gegen die Wiener Austria am Freitag angepfiffen wird.

Harte Brocken

Schaut man rein auf die Ergebnissen liest sich die Testspielbilanz nicht besonders. Allerdings haben sich die Innsbrucker ganz bewusst durchwegs starke Testgegner ausgesucht und auch durchaus überzeugt. Lange suchen braucht man nach solchen zu dieser Zeit in Tirol ohnehin nicht – viele ausländische Klubs absolvieren ihre Sommertrainingslager in und rund um Tirol.

Die wackere Sommertournee startete am 20. Juni mit einer knappen 1:2 – Niederlage gegen den bulgarischen Meister Rasgrad Ludogorets. 3 Tage später gab es in Waidring einen 2:0-Sieg gegen den russischen Erstligisten Achmat Grosny. In Schwoich traf die Mannschaft von Karl Daxbacher auf Qarabag Agdam, Meister in Aserbaidschan und in der vergangenen Saison Teilnehmer der Champions League Gruppenphase.  Die Partie endete torlos. Gegen den japanischen Erstliga-Aufsteiger V-Varen Nagasaki schoss Albert Vallci die Tiroler sehenswert zum 1:0-Sieg.

Im Test gegen den Schweizer Topklub FC Basel in Geretsried/Deutschland zeigten die zeigten die Tiroler eine gute Leistung, mussten sich am Ende aber mit 0:2 geschlagen geben. Nur vier Tage später kam mit dem tschechischen Meister Viktoria Pilsen der nächste richtig starke Gegner nach Tirol. Wacker hielt sich wieder lange gut, verlor schlussendlich aber wie zuvor gegen den FC Basel mit 0:2. Zum Abschluss der Vorbereitung besuchte Wacker den FC Ingolstadt im Trainingslager in Südtirol. Die dritte 0:2–Niederlage in Folge gab es zum Abschluss der Vorbereitung in Südtirol gegen den FC Ingolstadt.

Das erste Pflichtspiel, das Cup-Erstrunden-Duell gegen Regionalligist Team Wiener Linien war eine Achterbahn der Gefühle. Eigentlich wollte Karl Daxbacher die Partie schnell entschieden haben, daraus wurde aber nichts. In einer Regenschlacht kassierten die Tiroler zwei Tore aus Standards, kamen am Ende aber mit einem blauen Auge und dem Einzug in die zweite Cup-Runde davon.

Defensiv sattelfest, offensiv noch Luft nach oben

Mit seiner Defensive ist Karl Daxbacher schon recht zufrieden, die Offensive ist allerdings noch ausbaufähig. Deshalb arbeitet General Manager Alfred Hörtnagl auch noch an der Verpflichtung eines flexibel einsetzbaren Offensivspielers. Dass die Suche nach einem solchen bei einem Budget wie dem von Wacker nicht gerade einfach ist, erklärt sich von selbst. Deshalb lässt man sich in Innsbruck damit auch Zeit.

Während Daxbacher im Cup noch das 4-1-4-1 – System spielen ließ, wird er in der Bundesliga wohl mit dem in der Vorbereitung getesteten 3-4-3 versuchen. In Liga 1 wollen die Innsbrucker offensiver und aggressiver attackieren, um nicht gegen stärkere Gegner nur dem Ball nachlaufen zu müssen.

Viele Neue und ein alter Bekannter

Mit Patrik Eler kehrte ein früherer Publikumsliebling ans Tivoli zurück. Bleibt abzuwarten, ob der 27-jährige Slowene auch in der Bundesliga überzeugen kann. Am Freitag muss Karl Daxbacher allerdings auf ihn verzichten, der Stürmer fällt aufgrund eines Muskelfaserrisses vorerst aus.

Viel erwartet man sich in Innsbruck von Bryan Henning. Der 23-jährige Mittelfeldspieler kam von Hansa Rostock ebenso ablösefrei, wie Ilkay Durmus von Ried.

Stefan Meusburger wechselte von Hartberg nach Tirol, soll der Defensive Stabilität verleihen und bei Standards seine Kopfballstärke ausspielen. Mit Florian Buchacher holte sich Wacker einen waschechten Innsbrucker. Der Routinier spielte zuvor sieben Jahre für die WSG Wattens.

Auch zwei Versprechen für die Zukunft konnte Wacker für sich gewinnen: Defensivspieler Stefan Peric spielte zuletzt in der zweiten Mannschaft des VFB Stuttgart, das erst 18-jährigen Offensivtalent Atsushi Zaizen wurde in derselben japanischen Talenteschmiede ausgebildet wie Salzburgs Masaya Okugawa.

Hinter Stammtorhüter Christopher Knett ist nun Ex-Blau Weiß Linz Keeper Hidajet Hankic die neue Nummer zwei.

„Gemma Wacker schaun“

Am kommenden Freitag wird es ernst für den FC Wacker Innsbruck. Mit der Wiener Austria und Sturm Graz warten gleich zu Beginn zwei Topklubs auf die Tiroler. Diese beiden Duelle können möglicherweise schon Aufschluss darüber geben, wohin die wackere Reise in dieser Bundesliga-Saison geht. Der Einzug in die Meisterrunde wird jedenfalls nicht als Ziel ausgegeben, denn eines ist klar: Um das zu schaffen muss sehr vieles sehr gut laufen. Zunächst hofft man in Innsbruck auf einen guten Saisonstart, auch was die Euphorie in Fußball-Tirol betrifft – denn dann könnte „Gemma Wacker schaun“ bald wieder zu einem geflügelten Satz werden.

Text: Lisa Insam