„Der nächste, bitte…!“ – ein Kommentar von Martin Konrad

Mit der Freistellung von Thomas Letsch bei der Wiener Austria ist der 8. Trainerwechsel in dieser Saison in der österreichischen Fußball-Bundesliga perfekt.

Wie schon in meiner Kolumne vor 10 Tagen angedeutet, waren Werner Grabherr (Altach), Karl Daxbacher (Wacker Innsbruck) und Letsch „angezählt“ – das alle drei innerhalb einer Woche ihren Job verlieren, zeigt wie nervös die Vereins-Verantwortlichen sind: Noch nie in der Bundesliga-Historie haben zu einem so frühen Zeitpunkt 2/3 der Bundesliga-Vereine ihre Trainer beurlaubt.

Der mangelnde sportliche Erfolg wird zumeist als Hauptargument für die Entlassung angeführt. Ein Blick auf die aktuelle Platzierung lässt die Handlungen bei den beiden Tabellenletzten nachvollziehen, aber bei der Wiener Austria ist die Thematik weit komplexer: Schließlich sind die Wiener nach 21 Runden an 3. Stelle und eine Runde vor Ende des Grunddurchgangs fix für die Meistergruppe qualifiziert. Aber trotzdem ist die Beurlaubung von Thomas Letsch keine Überraschung, schon eher, dass es erst jetzt passiert.

Ein verlorenes Jahr?

Letsch und die Austria – das war von Anfang an eine schwierige Beziehung, geprägt von wenig Emotion, dafür viel Schmerz!

Das Spiel der Austria blieb auch nach dem Face-Lifting im Sommer eine zähe Angelegenheit, nur in raren Momenten waren Spielidee und Umsetzung kongruent. Kaum einmal ein Pressing, das den Namen verdient; nie eine dominante Spielweise und nur selten ein Umschaltspiel, das einem Konter ähnlich ist…vielmehr Kampf und Krampf!

Selbst die Spiele mit Ausrufezeichen (der Aufstieg im Cup gegen Sturm oder die beiden Derbysiege im Herbst) waren bei näherer Betrachtung auch einem glücklichem Spielverlauf geschuldet – und der Erfolg, noch dazu ein historischer gegen den Stadtrivalen, sorgt dafür, dass Probleme nicht erkannt oder zumindest bis zum nächsten Rückschlag beiseitegeschoben werden.

Die Bilanz von Letsch ist auch deshalb sehr durchwachsen: 16 Niederlagen in seinen 37 Pflichtspielen sind eine Niederlagen-Quote von über 40 %. Diesen Wert konnte in der jahrzehntelangen Austria-Trainer-Geschichte nur Arie Haan überbieten – im Gegensatz zum stets zuvorkommenden Deutschen hat sich der Holländer dafür aber auch noch fürstlich am Stronach-Budget bedient.

Die Art und Weise wie die Mannschaft drei der vier Frühjahrsspiele verloren hat (darunter das Cup-Aus gegen den Regionalligisten GAK) war letztlich final entscheidend für die Beurlaubung von Letsch. Die von den Verantwortlichen geforderte spielerische Weiterentwicklung, vor allem Fußball mit viel Ballbesitz und herausgespielten Torchancen, war nur bei gutem Willen zu erkennen. Stattdessen hat oft die Disziplin gefehlt.

Keine weiteren Konsequenzen

Ohne Folgen bleibt die sportliche Leistung für die Mannschaft und das sportliche Management. Während auf dem Spielersektor frühestens in der nächsten Transferperiode reagiert werden kann, sind Sportdirektor und Vorstand jetzt dringend gefordert. Ein weiteres Mal darf bei der Zusammenstellung Trainer-Mannschaft nicht gepatzt werden.

Beitragsbild: GEPA

Die ABSTAUBER – Folge #21