Ligareform: Viele Gewinner, aber auch Verlierer – ein Kommentar von Martin Konrad

In zwei Wochen ist der Grunddurchgang in der österreichische Fußball-Bundesliga abgeschlossen. Danach wird erstmals aufgrund der Ligareform die Tabelle geteilt – in eine Meistergruppe (1-6) und in eine Qualifikationsgruppe (7-12). Aufgrund der Punkteteilung kommt es zu einem „10-Runden-Finale“: Alles ist möglich, nichts ist fix. Sämtliche bedeutende Entscheidungen wie Meisterschaft, internationale Startplätze und Klassenerhalt fallen erst im Mai. Mehr Spannung geht nicht, heißt es.

Und tatsächlich steht die Liga schon seit Herbst im Zeichen der bevorstehenden Trennung in zwei Gruppen. Die meisten Klubs wollen unbedingt unter die Top 6, alle anderen möglichst viele Punkte um eine bessere Ausgangssituation im Kampf um den Klassenerhalt zu haben.

Trainerfriedhof Bundesliga

Die Konsequenz: Der Druck auf alle sportlich Beteiligten ist enorm gewachsen: Spieler und Trainer, die ausschließlich „liefern“ müssen! Keine Zeit für Entwicklung und Aufbau. Wer nicht punktet, bekommt Schwierigkeiten oder wird ausgetauscht. Bereits fünf Trainerwechsel in dieser Saison sind eine Folge davon (nur jener von St.Pölten war aufgrund des Kühbauer-Abgangs eine Ausnahme).

Die betreffenden Klubs waren hinter den selbst gesteckten Erwartungen geblieben – und die „Schuldigen“ waren rasch gefunden… Mit einem neuen Trainer wurde zumeist auch die Spielidee bzw. Grundausrichtung geändert. Am Beispiel Sturm Graz ist es klar zu erkennen: Statt Ballbesitz und viel Eigenverantwortung bei den Offensivaktionen ist aktuell die defensive Kompaktheit und das Konterspiel im Mittelpunkt. Die Punktgewinne und der mögliche Einzug in die Meistergruppe geben den Entscheidungsträgern zwar recht, zeigen aber erneut deutlich, dass Kontinuität und Entwicklung nicht mehr als Schlagworte sind. Kaum ein Verein, der über die Saison hinaus plant. „Hire and Fire“ ist durch die Ligareform noch moderner geworden.

Und so ist es wohl auch nur eine Frage von Tagen und Wochen, bis die nächsten Trainer wieder „Opfer“ sind. Außer die aktuelle sportliche Situation bei der Austria oder in Innsbruck und Altach ändert sich nach den nächsten Spieltagen.

Es geht auch anders

Dass es nicht immer so sein muss, beweist der LASK. Obwohl mit Oliver Glasner in dessen erster Saison der Aufstieg in die Bundesliga verpasst wurde, haben die Verantwortlichen Geduld und Weitsicht bewiesen. Sie waren von ihrer/seiner Idee überzeugt und sind nicht von ihrem Konzept abgewichen. Das Ergebnis im Zeitraffer: Aufstieg 2017, EC-Qualifikation 2018 und aktuell der einzige Herausforderer von Salzburg. Übrigens: auch in Salzburg durfte Roger Schmidt sein Werk nach dem verpassten Meistertitel 2013 fortsetzen – das Ergebnis ist bekannt!

Voraussetzung in beiden Fällen war ein Grundkonsens über die Spielphilosophie und die Akzeptanz möglicher sportlicher Rückschläge im Entwicklungsstadium.

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Beitragsbild: GEPA