Salzburg-Sportdirektor Freund: Rose „war nicht zu halten“

(APA) – Erfolgstrainer Marco Rose verlässt Österreichs Fußball-Meister Red Bull Salzburg nach zwei erfolgreichen Jahren am Saisonende. „Ich werde im Sommer eine neue sportliche Herausforderung annehmen, und die heißt Borussia Mönchengladbach“, gab der 42-jährige Deutsche am Mittwochnachmittag in Salzburg bekannt. Nach den jüngsten Entwicklungen war dieser Schritt erwartet worden.

„Anfang der Woche wurden Fakten geschaffen“, erklärte Rose, um den es schon seit Monaten Wechselgerüchte Richtung deutsche Bundesliga gegeben hatte. Es sei eine „schwierige Entscheidung“ gewesen, „die ich aber voller Überzeugung getroffen habe“, betonte der Leipziger, dessen Vertrag in Gladbach drei Jahre bis Sommer 2022 läuft. Doch in den kommenden Wochen liege sein Fokus noch voll auf Salzburg, damit er sich „mit maximalem Erfolg“ aus der Mozartstadt verabschieden kann. „Ich werde bis zum letzten Tag absolut Vollgas geben. Absolute Priorität hat Salzburg. Wenn ich Telefonate Richtung Gladbach führe, dann werde ich die am Abend gemütlich auf der Couch führen.“

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Unter Rose, der 2017 mit dem Nachwuchsteam der „Bullen“ sensationell die UEFA Youth League gewonnen hatte, erreichte Salzburg im Vorjahr erstmals das Europa-League-Halbfinale und verteidigte den Bundesliga-Titel erfolgreich. Heuer kam im Achtelfinale der Europa League gegen Italiens Vizemeister SSC Napoli das Aus. In der Meisterschaft liegt Salzburg acht Runden vor Schluss sieben Zähler vor dem LASK an der Spitze und damit wieder voll auf Titelkurs. Außerdem erreichte das Rose-Team erneut das Cup-Finale, in dem am 1. Mai (16.30 Uhr) in Klagenfurt Österreichs Rekordmeister SK Rapid Wien der Gegner ist.

Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund betonte, dass Rose „nicht zu halten war“. Gemeinsam mit dem Sachsen wechseln auch die beiden Co-Trainer Rene Maric und Alexander Zickler sowie Athletiktrainer Patrick Eibenberger nach Mönchengladbach. „Wir werden als Team nach Gladbach gehen, um dort neu anzufangen“, sagte Rose, dessen Vertrag in Salzburg bis Sommer 2020 gelaufen wäre. Bezüglich Ablösesumme wurde naturgemäß nichts offiziell mitgeteilt, sie soll aber im Bereich von zwei bis drei Millionen Euro liegen.

„Es gab viele Argumente, um in Salzburg zu bleiben. Die Situation insgesamt war sehr speziell, denn es gab nicht nur eine Anfrage, sondern ein paar mehr“, verriet Rose, dem der Abschied nicht leicht fällt. „Ich bin sechs Jahre bei dem Verein und weiß, was ich ihm zu verdanken habe. Ich bin von der U16 über die U18 mit der Youth League bis zur Kampfmannschaft hier groß geworden“, erinnerte der Ostdeutsche. „Ich kann mich mit den Leuten hier sehr, sehr gut identifizieren. Es war eine Option hier weiterzumachen, aber ich habe mich für eine neue Herausforderung – die deutsche Bundesliga – entschieden.“

Auf Gladbach fiel seine Wahl deshalb, „weil es ein toller Verein ist, ein Verein, der in den 70er-Jahren den deutschen Fußball bestimmt hat“, verwies Rose auf die größten Erfolge der Borussia, die fünfmal deutscher Meister (1970, 1971 und 1975 bis 1977), zweimal UEFA-Cup-Sieger (1975 und 1979) wurde und dazu noch im Europacup-Finale der Landesmeister 1977 (1:3 gegen Liverpool) stand. „Große Spieler und Trainer haben dort gearbeitet“, wobei Rose Rainer Bonhof, Lothar Matthäus und Stefan Effenberg als ehemalige Gladbach-Profis sowie Hans Meyer als Ex-Coach der Borussia namentlich nannte. Nachsatz: „Es ist ein Verein mit einer großen Fankultur.“

Für Freund kam die Entscheidung von Rose „nicht überraschend. Wir waren ja ständig im Austausch“, erläuterte der 41-Jährige. „Wie bei den Spielern sind wir ein Verein, um sich weiterzuentwickeln.“ Dass nun fast das gesamte Trainerteam zum deutschen Traditionsverein wechsle, mache ihn auch „sehr, sehr stolz“. „Das ist eine Bestätigung der Arbeit unserer Trainer. Das ist keine negative, sondern eine positive Entwicklung, dass Mitarbeiter so gut werden, dass sie dann den nächsten ‚Step‘ gehen.“

Freund über die Nachfolgersuche

Bezüglich Nachfolge befindet sich der Verein noch in Gesprächen, die „in den nächsten Tagen und Wochen“ fortgesetzt werden sollen. Auch mit Rose habe man sich diesbezüglich bereits „ausgetauscht“. Zuletzt tauchte immer wieder der Name von Leipzig-Co-Trainer Jesse Marsch auf. „Es ist noch keine Entscheidung gefallen“, bekräftigte Freund am Mittwoch. „Grundsätzlich suchen wir einen Trainer, der zu uns passt, um den Weg, den wir eingeschlagen haben und der uns so erfolgreich gemacht hat, weiterzugehen.“

Gladbach hatte sich bereits in der Vorwoche entschieden, den Weg mit Trainer Dieter Hecking nicht mehr weiterzugehen, nachdem man den Kontakt zu Rose in der Länderspielpause intensiviert hatte. Vor acht Tagen hatte die Borussia verkündet, dass der erst im November bis 2020 verlängerte Kontrakt mit Hecking mit 30. Juni dieses Jahres vorzeitig enden werde.

„Marco Rose hat in Salzburg in den vergangenen sechs Jahren hervorragende Arbeit geleistet, und wir freuen uns, dass er ab der kommenden Saison bei uns sein wird“, wurde Gladbachs Sportdirektor Max Eberl in einer Club-Aussendung am Mittwoch zitiert. Rose spielte in der Fußball-Bundesliga unter Coach Jürgen Klopp für den FSV Mainz 05, wo er auch 2010 als Co-Trainer seine Betreuer-Laufbahn begonnen hatte.

Mönchengladbach ist nun Roses erste Trainerstation in der obersten Spielklasse seiner deutschen Heimat. Für Eberl war der Salzburg-Coach der Wunschkandidat für die angekündigte Neuausrichtung. Der Sportdirektor hatte im Zuge der angekündigten Trennung von Hecking betont, dass Gladbach neu strukturieren müsse. Rose soll mit seiner Art, Fußball spielen zu lassen, diese Ansprüche erfüllen. Aktuell steht die Borussia sechs Runden vor Saisonende auf Platz fünf, vier Punkte fehlen auf Eintracht Frankfurt und den letzten Champions-League-Platz.

Artikelbild: GEPA