Skandalderby: Sektorsperren und hohe Geldstrafe für Rapid

Wien (APA) – Die Fan-Vorfälle beim Wiener Fußball-Derby am 4. Februar kommen Rapid teuer zu stehen. Der Senat 1 der Bundesliga verhängte am Montag eine Teilsektorsperre für mindestens eine Heimpartie im Allianz Stadion. Bei ähnlichen Vorfällen in den nächsten zwölf Monaten, egal ob zu Hause oder auswärts, kommt automatisch eine weitere Partie dazu. Zudem müssen die Wiener eine 100.000-Euro-Geldstrafe zahlen.

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Ein deutliches Zeichen setzen
„Aufgrund der Schwere der Vergehen und der gehäuften Anzahl an Vorfällen in den vergangenen Jahren galt es, ein deutliches Zeichen zu setzen“, hieß es in der Urteilsbegründung. Die in den letzten Jahren immer wieder einmal negativ aufgefallenen Rapid-Fans hatten im Derby schon in der Anfangsphase Wurfgegenstände aufs Feld geworfen und dabei auch Austrias Mittelfeldspieler Raphael Holzhauser getroffen, der eine kleine blutende Wunde erlitt. Nach neuerlichen Würfen in der 26. Minute in Richtung von Felipe Pires wurde die Partie für rund zehn Minuten unterbrochen.

„Es kann nicht sein, dass ein gegnerischer Spieler Angst um seine körperliche Unversehrtheit haben muss, wenn er zum Eckball antritt oder zwei Personen das Spiel bei einem Angriff der gegnerischen Mannschaft stören“, verlautete die Liga. In der Schlussphase hatten nämlich auch noch zwei „Flitzer“, die einen Austria-Angriff unterbanden, für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.

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Block West wird gesperrt
Die Sektorensperre betrifft den gesamten Block West samt angrenzender Teile der Allianz- und Haupt-Tribüne (Blöcke 13 bis 20) sowie einen Großteil der Nord-Tribüne (1 bis 5 und 8). „Wir haben uns dazu entschieden, beide Hintertortribünen sowie die angrenzenden Ecken zu sperren, um die Bildung eines alternativen Fansektors zu verhindern, wie es bereits in der Vergangenheit bei einer ähnlichen Sanktion gegen den SK Rapid Wien passiert ist“, erläuterte die Liga.

Nach Ausschreitungen im Derby im Ernst-Happel-Stadion am 9. November 2014 war auch eine Heimsektorsperre über Rapid für eine Partie verhängt worden. Die Wiener hatten im betroffenen Spiel gegen Altach am 4. März 2015 dann einen alternativen Fan-Sektor zugelassen und waren damals mit einer Geldstrafe von 15.000 Euro glimpflich davongekommen.

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Rapid wird wohl Protest einlegen
Wann die aktuelle Strafe für Rapid schlagend wird, steht noch nicht fest. Die Hütteldorfer haben jedenfalls bereits unmittelbar nach Sitzungsende die Langform der ausführlich begründeten schriftlichen Entscheidung angefordert. Nach Erhalt können die Wiener noch Protest einlegen. „Das ist aufgrund der Höhe der finanziellen Auswirkungen mehr als wahrscheinlich“, hieß es vonseiten Rapids am Montagabend.

Die anstehende Heimpartie gegen Sturm Graz am Samstag ist von dem Urteil fix noch nicht betroffen. Danach warten auf die Wiener mit dem Spiel gegen den LASK (24. Februar) und dem ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen Ried (28. Februar) zwei weitere Begegnungen vor eigenem Publikum.

Die Geldstrafe setzt sich aus je 25.000 Euro für das Werfen von Gegenständen, 45.000 Euro für das unbefugte Betreten des Rasens von zwei Anhängern sowie 5.000 Euro wegen des Zündens unerlaubter Pyrotechnik zusammen. Wegen Pyrotechnik-Vergehen muss übrigens auch der Gastverein, die Austria, 3.500 Euro zahlen.

Rapid hatte bereits nach den Vorfällen angekündigt, Regressforderungen an die Übeltäter zu stellen. 13 Personen wurden bereits zweifelsfrei identifiziert. Liga und Club hoffen nun auf ein Ende ähnlicher Vorfälle in der Zukunft. „Dass ein Spiel der Sperre auf Bewährung ausgesetzt wird, soll insbesondere präventiven Charakter haben und weitere Vorfälle verhindern“, so die Liga.

Urteilsbegründung im Wortlaut
Urteilsbegründung des Senat 1: „Der Senat 1 hat sich die Beschlussfassung nicht leicht gemacht. Aufgrund der Schwere der Vergehen und der gehäuften Anzahl an Vorfällen in den vergangenen Jahren galt es, ein deutliches Zeichen zu setzen. Es kann nicht sein, dass ein gegnerischer Spieler Angst um seine körperliche Unversehrtheit haben muss, wenn er zum Eckball antritt oder zwei Personen das Spiel bei einem Angriff der gegnerischen Mannschaft stören. Wir haben uns dazu entschieden, beide Hintertortribünen sowie die angrenzenden Ecken zu sperren, um die Bildung eines alternativen Fansektors zu verhindern, wie es bereits in der Vergangenheit bei einer ähnlichen Sanktion gegen den SK Rapid Wien passiert ist. Dies insbesondere auch aus dem sicherheitstechnischen Aspekt, dass sich der Bereich gegenüber des Fansektors des SK Rapid direkt neben dem Gästesektor befindet. Dass ein Spiel der Sperre auf Bewährung ausgesetzt wird, soll insbesondere präventiven Charakter haben und weitere Vorfälle verhindern.“

Beitragsbild: GEPA