Burgstaller im Sky-Interview: „Viele schlaflose Nächte“

Schalke-Stürmer Guido Burgstaller spricht im exklusiven Interview mit Sky Sport über die schwerste Zeit seiner Karriere, wie er die Torflaute überwinden will und ob S04 schon bereit für die Königsklasse ist.

Sky Sport: Ein freier Nachmittag, was haben Sie heute gemacht?

Guido Burgstaller: „Wir waren mit ein paar Jungs in der Stadt, in Murcia, auf einen Kaffee. Da haben wir uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.“

Sky Sport: Viele diskutieren darüber, warum man zum Trainingslager irgendwohin fahren sollte. Ist das für Euch Spieler angenehmer, auch vom Wetter, oder warum ist es wichtig für ein Trainingslager nicht in Deutschland zu bleiben?

Burgstaller: „Vor allem das Wetter. Wir haben es hier super erwischt von den Temperaturen her. Auch, dass wir hier alle gemeinsam sind, mal gemeinsam frühstücken, zu Abend essen oder einfach Zeit miteinander verbringen. Es war jetzt nicht so lange. Deshalb geht das auch in Ordnung.“

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Sky Sport: Michael Gregoritsch hat erzählt, dass Sie dicke Kumpel sind. Denkt man wenn so jemand dann kommt eher an die Konkurrenz oder freut man sich, dass ein guter Freund zum Verein kommt?

Burgstaller: „Ich habe nur darüber nachgedacht, dass ein Freund kommt. Wir sind sind wirklich dicke Kumpel, kennen uns aus der (österreichischen; Anm. d. Red.) Nationalmannschaft, haben uns da angefreundet und sind seither wirklich gut miteinander. Ich wünsche ihm hier alles Gute und hoffe, dass er länger bleibt.“

Sky Sport: Wie funktioniert das? Sie sind Konkurrenten um einen Platz im Team.

Burgstaller: „Das ist wie mit anderen auch. Ich verstehe mich mit vielen gut. Jeder gibt hier sein Bestes, da ist keiner eifersüchtig, wenn der andere einmal trifft. Hier freut sich jeder für jeden. Wir wollen als Mannschaft erfolgreich sein.“

Sky Sport: Die Österreicher übernehmen Schalke. Mit Luisser (Schalkes Athletiktrainer; Anm. d. Red.) sind es jetzt schon vier in der Kabine. Was haben Sie schon alles eingeführt?

Burgstaller: „Noch nichts. Michi ist gerade erst gekommen – da wird schon noch was kommen.“

Sky Sport: Als Österreicher im Pott – das stellt man sich erstmal als Kulturschock vor. Sie haben trotz schwieriger Phase ihren Vertrag verlängert, um zu zeigen, dass Sie zu dem Verein stehen. Warum passt es so gut?

Burgstaller: „Wir fühlen uns hier einfach wohl, weil die Menschen sehr direkt und kommunikativ sind. Ich glaube das steht uns Österreichern auch gut zu Gesicht. Ich persönlich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt. Ich habe trotz der schweren Zeit im Herbst meinen Vertrag verlängert. Ich hoffe, dass ich das hinter mir lassen kann. Aber das wichtigste bleibt, dass wir uns als Mannschaft stetig steigern können und dass wir erfolgreich sind.“

Sky Sport: Ist der Verein Herzenssache geworden?

Burgstaller: „Ja. Auf jeden Fall!“

Sky Sport: Sie haben die schwere Zeit zuletzt angesprochen. Ist das jetzt vielleicht sogar die schwerste Zeit Ihrer Karriere?

Burgstaller: „Ja, würde ich so sagen. Bei Cardiff City habe ich nicht gespielt, da bin ich schon nach vier, fünf Wochen degradiert worden und musste in die zweite Mannschaft. Aber jetzt habe ich schon einige Spiele gemacht und leider kein Tor geschossen. Ich habe mir – was positiv ist – viele Chancen erarbeitet. Aber das was in den letzten Jahren meine Stärke war, direkt vor dem Tor, das habe ich vermissen lassen. Da hat man mir dann schon die Unsicherheit angemerkt. Bis zum Torabschluss war aber alles soweit in Ordnung und hat super funktioniert.“

Sky Sport: Aber woran hat das gelegen? Man verlernt ja das Toreschießen nicht. Und wie kommt man aus so einer Phase wieder raus? Gab es da Unterstützung durch das Trainerteam, die einem dann sagen „das ist ganz normal“ oder wie sind Sie damit umgegangen?

Burgstaller: „Erstmal glaube ich, dass jeder Stürmer oder Offensivspieler mal so eine Phase hat, in der er vielleicht nicht so gut trifft. Das ist bei mir auf Schalke jetzt das erste Mal – eine so lange Durststrecke hatte ich allgemein auch noch nie. Da macht man sich dann schon einen Kopf. Ich habe viele schlaflose Nächte gehabt und überlegt, woran es liegen kann. Es sind alles kleine Puzzleteile. Gegen Hertha beispielsweise, wo ich den Ball schon ganz am Anfang drüber geschossen habe oder als ich in Köln in der 90. Minute das 2:0 machen kann, wir dann aber noch das 1:1 kriegen. Sowas hat man dann natürlich immer im Hinterkopf. Auch der Druck von Außen. Das hat alles ein bisschen mitgespielt. Ich hoffe, dass ich das hinter mir habe und jetzt neu durchstarten kann.“

Sky Sport: 1115 Minuten ohne Tor. Wenn Sie damit konfrontiert werden, was denken Sie sich dabei?

Burgstaller: „Ich hab die Zahl – Gott sei Dank – noch nie gehört. Bis jetzt. Aber klar kriegt man auch sowas mit, das ist völlig normal. Komplett ausblenden kann man so etwas nicht. Ich kann einfach nur weiter Gas geben. Die Mannschaft und das Trainerteam wissen, dass ich das mache. Und die Fans denke ich auch. Ich werde das Glück einfach zurück erzwingen, anders funktioniert es nicht.“

Sky Sport: Ist das ein Problem persönlicher Natur oder ein Schalker Problem? Weil Benito Raman als bester Stürmer auch nur vier Treffer hat. Ist das Spielsystem vielleicht nicht so gut für Stürmer oder woran kann das liegen?

Burgstaller: „Für diesen Herbst kann ich klar sagen, dass es kein Schalker Problem ist. Da hat es nur an mir gelegen. Ich müsste mindestens sechs, sieben Tore auf dem Konto haben, wenn ich an meine Situationen zurückdenke. Daher lag es nicht am System oder unserer Spielweise, sondern an uns Stürmern. Wir haben viele Chancen erarbeitet, ich persönlich komme zu Chancen – jetzt muss ich die Dinger halt noch rein machen.“

Sky Sport: Es gab Spiele wie gegen Eintracht Frankfurt. Da sind Sie reingekommen und haben quasi alleine zehn Minuten von der Uhr genommen, in einem ganz schweren Spiel. Sind das so Partien, bei denen man denkt „Ich hab zwar kein Tor gemacht, aber der Mannschaft so extrem geholfen und so wahrscheinlich zwei Punkte gerettet“?

Burgstaller: „Zum Beispiel. Ich kann mich an das Spiel in Wolfsburg erinnern, da war ich auch ganz gut, habe aber zwei Chancen liegengelassen. Da spiele ich dann quer auf Jonjoe (Kenny; Anm. d. Red.) anstatt selber zu schießen – da war dann das Selbstvertrauen vielleicht nicht so groß. Aber trotzdem glaube ich, dass ich der Mannschaft im Herbst geholfen habe. Auch wenn ich kein Tor geschossen habe.“

Sky Sport: Sie sind jetzt auch schon etwas länger auf Schalke und wissen, dass es zwischen himmelhoch jauchzend und totale Katastrophe sehr schnell wechseln kann. Mit der Hinrunde haben Sie ordentlich vorgelegt und die Erwartungen damit hochgeschraubt. Kann das zum Problem werden?

Burgstaller: „Das glaube ich persönlich nicht. Wir als Mannschaft wissen, was wir vorhaben, was wir können und auch wie wir im Herbst gespielt haben. Das war gut im Großen und Ganzen. Daran müssen wir anknüpfen. Das muss unsere Messlatte sein. Wir versuchen schon in der Vorbereitung voll da zu sein. Die Pause ist nur kurz und danach haben wir direkt ein wichtiges Spiel zu Hause gegen Gladbach. Ich hoffe das wir da gut reinrutschen in die Rückrunde.“

Sky Sport: Ist Schalke schon wieder für Europa, vielleicht sogar die Champions League, bereit?

Burgstaller: „Das ist sehr schwierig zu sagen jetzt, das werden wir sehen. Nach dem Herbst würde ich sagen, ja. Aber die Saison geht noch länger. Alle müssen das Level halten, was sehr schwierig ist. Ich hoffe auch, dass die Verletzungen in der Verteidigung, die ein wichtiger Baustein ist, nicht so groß sind. Aber wenn alles rundherum passt, glaube ich schon, dass wir uns da oben festsetzen können.“

Das Interview führte Dirk große Schlarmann

(Red./skysport.de)