Hecking bei Sky90 für Videobeweis: „Notwendigkeit gegeben und Zeitpunkt gekommen“

  • Gladbach-Coach mahnt: „Charakter des Spiels darf nicht beeinflusst werden“
  • Hecking will wieder nach Berlin: „Große Sehnsucht bei Fans und im Klub“
  • UEFA-Funktionär Lupescu zögerlich bei Videobeweis: „Warten Ergebnisse der FIFA-Testphase ab“
  • Sky Schiedsrichter-Experte Merk: „Schiedsrichter bereit für Videobeweis ab August“

Wien, 23. April 2017 – In Sky90 – die KIA Fußballdebatte sprachen u.a. Dieter Hecking und Ioan Lupescu über das Geschehen am 30. Spieltag der Deutschen Bundesliga.

Moderator Patrick Wasserziehr hatte dieses Mal unter anderem Dieter Hecking im Studio. Der 52-jährige begann die Saison auf der Bank des VfL Wolfsburg. Nach seiner Entlassung bei den „Wölfen“ übernahm er vor der Winterpause Borussia Mönchengladbach. Seitdem führte er die „Fohlenelf“ aus dem Tabellenkeller und hat mittlerweile den Anschluss an die internationalen Plätzen hergestellt.

Außerdem war Ioan Lupescu zu Gast. Der ehemalige rumänische Nationalspieler absolvierte zwischen 1990 und 1998 insgesamt 227 Bundesliga-Spiele für Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Derzeit ist er als leitender Technischer Offizier der UEFA tätig.

Hecking: „Werden alles versuchen, das Finale in Berlin zu erreichen“

Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach):
… zum Halbfinale im DFB-Pokal: „Wer einmal da war, der hat immer Lust nach Berlin zu fahren. Es ist eine einmalige Stimmung dort. Ich kann jedem Spieler nur empfehlen, dieses Erlebnis mitzuerleben. Wir hoffen, dass wir am Dienstag diesen Schritt gehen können. Man spürt die sehr große Sehnsucht bei den Fans und im Klub. Aber das Halbfinale muss erst einmal gespielt werden. Es ist ein offenes Spiel, und hoffentlich werden wir am Ende den längeren Atem haben. Wir werden alles versuchen, das Finale zu erreichen.“

Hecking als Bundestrainer?

… zur sportlichen Situation: „Platz sieben wird eventuell noch für Europa reichen. Darauf muss man in der Liga schielen. Wir brauchen in der Liga aus den vier Spielen richtig viele Punkte, um noch Siebter zu werden. Das sind nur drei Punkte. Das kann man schaffen in vier Spielen. Sollten wir Dienstagabend gewinnen, dann gibt das nochmal einen Schub für die letzten vier Spiele in der Liga.“

Hecking: „Müssen aufpassen, dass der Charakter des Spiels nicht beeinflusst wird“

… zur baldigen Einführung des Videobeweises: „Ich war lange Zeit gegen technische Hilfsmittel. Aber ich glaube die Notwendigkeit ist jetzt gegeben, und der Zeitpunkt ist gekommen, auf moderne Hilfsmittel zurückzugreifen. Für das menschliche Auge wird es immer schwieriger. Deshalb ist da bei mir auch ein Wandel eingetreten. Der Schiedsrichter auf dem Platz muss aber weiter der Souverän bleiben. Er darf sich nicht nur auf den Video-Schiedsrichter verlassen. Der Charakter des Spiels darf nicht beeinflusst werden. Das wird die Hauptaufgabe sein.“

Hecking: „Ein Hand-Tor sollte nie zählen“

… zur Fairplay-Diskussion: „Wir müssen wieder mehr Akzeptanz untereinander schaffen. Der gegenseitige Respekt unter den Spielern, unter den Trainerkollegen oder gegenüber dem Schiedsrichter, der muss wieder mehr in den Fokus rücken. Darum geht es mir. Aber es wird auch immer wieder Streitfälle geben.“

Hecking lobt BVB-Krisenmanagement: „Wahnsinnig geschlossen“

… zu Borussia Dortmund: „Die Mannschaft ist wahnsinnig geschlossen, da passt im Moment kein Blatt Papier dazwischen. Nach dem traumatischen Erlebnis stehen die sehr eng zusammen. Das hat man gestern gemerkt. Ich habe Thomas Tuchel gestern dazu gratuliert, wie er das sehr sensible Thema in der Öffentlichkeit behandelt hat. Die gesamte Darstellung von Borussia Dortmund war ausgezeichnet. Viel besser kann man das in so einer schwierigen Situation nicht machen.“

Lupescu: „Hätte den Videobeweis gerne vor 26 Jahren gehabt“

Ioan Lupescu (UEFA-Funktionär, früherer Bundesligaprofi Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach):
… zur möglichen Einführung des Videobeweises bei der UEFA: „Bei der UEFA sind wir offen für alle Dinge. Das Problem ist, dass die Champions League kein geeigneter Test-Wettbewerb ist. Wir warten die Ergebnisse der FIFA-Testphase ab.“

 

Merk: „Referees dürfen sich trotz Videobeweis nicht zurücklehnen“

Sky Schiedsrichter-Experte Markus Merk:
… zur baldigen Einführung des Videobeweises: „In Deutschland hat man unglaublich gearbeitet. Jedes Wochenende saßen in Köln im Studio drei oder vier Schiedsrichter und haben Spiele analysiert. Es geht hauptsächlich um den Punkt der einheitlichen Auslegung und der Frage, wo greift der Video-Schiedsrichter ein. Man ist nach Auskunft der Schiedsrichter bereit, das ab August in der Bundesliga scharf zu stellen.“

Merk: „Bewegen uns in einer Grauzone“

… zur Notwendigkeit der Versuchsphase des Videobeweises: „Wir müssen es versuchen. Im Moment ist es grausam. Zehn Sekunden nach einer Situation stehen 60.000 Menschen im Stadion und schauen sich die Situation auf dem Handy an. Diese Situation ist untragbar.“