Müller führt HSV mit Doppelpack aus der Abstiegszone

Als Nicolai Müller kurz vor Schluss das Spielfeld verließ, erhoben sich die Zuschauer im Volksparkstadion und feierten den Matchwinner. Mit seinem Doppelpack hatte der 28-Jährige den Hamburger SV von fast allen Abstiegssorgen befreit. Auch Trainer Bruno Labbadia wusste nach dem 2:0 (0:0) gegen Hertha BSC, bei wem er sich zu bedanken hatte.

Der HSV-Coach umarmte Müller besonders innig. Die zwei Tore des Mittelfeldspielers (58. und 75.) katapultierten den Bundesliga-Dino auf den zehnten Platz. „Das ist geil. Es fühlt sich richtig, richtig gut an“, sagte der Held des Abends: „So kann’s weitergehen.“ Der Vorsprung auf den Relegationsrang wuchs auf beruhigende sieben Punkte. „Jetzt haben wir ein kleines Polster“, stellte HSV-Spielmacher Aaron Hunt fest, warnte aber auch: „Durch sind wir noch lange nicht.“

Die Berliner mussten im Kampf um die Champions-League-Plätze einen Rückschlag hinnehmen. „Wenn du so spielst, hast du oben nichts zu suchen“, gab Trainer Pal Dardai bei Sky zu. Die Hertha investierte insgesamt zu wenig und kassierte die zweite Niederlage in diesem Jahr.

Dardai: „Englische Woche Tick zu viel für uns“

Trotzdem bleibt das Dardai-Team Dritter, hat aber nur noch einen Zähler Vorsprung auf Schalke 04. Am Freitag (20.30 Uhr/Sky) kommt es im Olympiastadion zum direkten Duell um Rang drei. „Das wird ein wunderbares Spiel“, sagte Dardai. Für den HSV war es der erste Sieg gegen die Hauptstädter seit gut vier Jahren.

Vor 46.136 Zuschauern versuchte der HSV, die schwache Vorstellung vom 2:3 auf Schalke am vergangenen Mittwoch von Beginn an wiedergutzumachen. Die Hausherren übernahmen die Kontrolle und bemühten sich, druckvoll nach vorne zu spielen. Allerdings leisteten sich die Hamburger im Aufbauspiel auch immer wieder ungenaue Abspiele. Und die bekannt starke Defensive der Berliner ließ wenig Tormöglichkeiten zu.

Eine Einzelaktion führte zur besten Torchance der ersten Halbzeit. Gotoku Sakai erarbeitete sich nach einem sehenswerten Solo die Möglichkeit zur Führung, der Japaner scheiterte aber am stark reagierenden Hertha-Schlussmann Rune Jarstein (44.).

Die Berliner konzentrierten sich vornehmlich auf ihre Abwehrarbeit und wagten sich nur selten vor das Tor von Rene Adler. Sturmspitze Vedad Ibisevic war bei Cleber und Emir Spahic weitestgehend abgemeldet. Und auch die sonst so präsenten Außen Salomon Kalou und Mitchell Weiser fanden kaum in die Partie.

Für Aufregung kurz vor der Pause sorgte ein Berliner Fan, der bei einer Ecke einen gefüllten Bierbecher auf Aaron Hunt warf. Der HSV-Spielmacher wurde am Ellbogen getroffen, nahm die Attacke aber gelassen hin.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte der HSV noch einmal den Druck und präsentierte sich konsequenter in den Aktionen. Die Führung war folgerichtig. Müller traf von der Strafraumgrenze mit dem linken Fuß.

Der HSV zog sich nach dem 1:0 nicht wie zuletzt bei den Führungen gegen den FC Ingolstadt und in Gelsenkirchen zurück, sondern versuchte nachzulegen. Artjoms Rudnevs zog bei einer guten Möglichkeit aber links vorbei (65.).

Die große Chance zum Ausgleich hatte Vladimir Darida, Spahic blockte den Schuss aus zehn Metern aber ab (66.). Dardai reagierte und brachte in Tolga Cicergi und Genki Haraguchi frische Kräfte. Die Auswechselungen machten sich bezahlt. Hertha spielte in der Folge deutlich aggressiver und mit mehr Zug zum Tor. Doch Müller sorgte mit seinem zweiten Tor für die Entscheidung. Wie schon beim Führungstreffer hatte Lewis Holtby die Vorarbeit geleistet.

SID tl om