Schalke in der Krise – Burgstaller verschießt Elfmeter

Die Königsblauen in der Euro-Krise: Bei Schalke 04 herrscht nach der 1:2-Pleite bei Schlusslicht Darmstadt 98 Alarmstimmung. Das Team von Markus Weinzierl droht binnen einer Woche alle Ziele zu verspielen.

Fliegende Bierbecher und wüste Schimpftiraden aus der Fankurve waren die Quittung für die Euro-Krise der Königsblauen. Dem einen konnte Christian Heidel mit Müh und Not ausweichen – dem anderen stellte er sich mit betretener Miene.

Heidel: „Tiefpunkt“

„Wenn man beim Tabellenletzten verliert, kann man das natürlich als Tiefpunkt empfinden. Es ist alles schiefgelaufen, da kann ich es nachvollziehen, dass die Fans unzufrieden sind“, sagte der Manager von Schalke 04 nach der denkwürdigen 1:2 (0:1)-Pleite beim abgeschlagenen Ligaschlusslicht Darmstadt 98.

Schalke-Trainer Markus Weinzierl sprach von einer „total bitteren Niederlage“ und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. Die Achterbahnfahrt durch die Saison geht für die Knappen also weiter. Nur Darmstadt und Hertha BSC Berlin holten in der Fremde noch weniger Zähler als S04 (10).

Weinzierl: „Brauchen gegen Ajax eine ganz andere Leistung“

Besonders Heidel war die Ratlosigkeit über die achte Auswärtsschlappe der laufenden Bundesligasaison deutlich anzusehen. Ebenso wie die Furcht vor dem doppelten K.o. Sollte Schalke am Donnerstag im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Ajax Amsterdam (Hinspiel: 0:2) ausscheiden, würde das internationale Geschäft in der kommenden Runde wohl ohne den Kultklub aus Gelsenkirchen stattfinden. Damit müsste Schalke auf Einnahmen in Höhe von rund 10 Millionen Euro verzichten.

„Wir wissen, dass wir gegen Ajax eine andere Leistung brauchen“, sagte Weinzierl und setzt kurioserweise auf die Inkonstanz seiner Mannschaft: „Wir haben in dieser Saison ein ständiges Auf und Ab. Darauf hoffen wir auch am Donnerstag.“ Allerdings hält sich die Zuversicht von Heidel in Grenzen. „Wenn man sich das Hinspiel anschaut, kann ich verstehen, dass der Pessimismus überwiegt“, äußerte der 53-Jährige. Die Königsblauen hoffen, dass Kapitän Benedikt Höwedes (Wade) und Sead Kolasinac (Adduktoren) bis Donnerstag wieder fit sind.

So schlecht wie zuletzt vor 18 Jahren

Weniger Punkte nach dem 29. Spieltag hatten die Schalker zuletzt in der Saison 1999/2000, als es am Ende nur zu Rang 13 reichte. „Wenn man sagt, man hat schon bessere Tage gehabt, ist es leicht untertrieben“, meinte Heidel.

Dass der Rückstand auf den anvisierten sechsten Platz vor den noch ausstehenden fünf Bundesligapartien vier Punkte beträgt, ist das Ergebnis von reichlich Unvermögen. Am Böllenfalltor überboten sich die Profis mit Slapstick-Einlagen beim Abschluss. Gleich sieben hunderprozentige Chancen ließ der Tabellenelfte aus (insgesamt 26:11 Torschüsse). Heidel: „Ich weiß nicht, was von der ganzen Dramaturgie noch hätte schiefgehen können.“

Es passte ins Bild, dass Torjäger Guido Burgstaller zudem mit einem Foulelfmeter am überragenden Darmstadt-Keeper Michael Esser scheiterte (58.). Und dass der junge Verteidiger Thilo Kehrer nach einer Notbremse in der 81. Minute die Rote Karte sah.

„Das ist alles schwierig zu erklären. Wir müssen weiterarbeiten und den Leuten zeigen, dass Schalke eine sehr große Mannschaft ist“, sagte Außenverteidiger Coke, der für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte (75.), ehe Jerome Gondorf in der dritten Minute der Nachspielzeit den vielumjubelten Sieg der Lilien perfekt machte. Mario Vrancic (11.) hatte die Gastgeber früh in Führung gebracht.

Darmstadt vertagt Abstieg

Damit vertagten die Darmstädter den faktischen Gang ins Unterhaus erst einmal, nachdem sie zwischen der 75. und 93. Minute schon abgestiegen waren. Mit reichlich Leidenschaft und Glück hatten sie dem eigentlichen Favoriten letztlich den Schneid abgekauft. „Alle zerreißen sich jeden Tag im Training. Das hat sicher Seltenheitswert in solch einer aussichtslosen Situation“, lobte Gondorf den Charakter seines Teams.

SID

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