Tedesco: „Qualität der Spieler steht im Vordergrund“

Trainer-Neuling Domenico Tedesco wirkte bei seiner Vorstellung auf Schalke noch ein wenig schüchtern. Den 31-Jährigen erwartet beim seinem ersten Bundesliga-Job eine äußerst schwierige Aufgabe.

Gelsenkirchen (SID) Domenico Tedesco schmunzelte, als er nach Julian Nagelsmann gefragt wurde. „Nein, der Vergleich stört mich nicht“, sagte der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, „er ist ja naheliegend.“ Den Shootingstar der Branche, der 1899 Hoffenheim sensationell vom Beinahe-Absteiger zum Champions-League-Qualifikanten gemacht hat, hatten viele im Hinterkopf, als der jüngste Coach in der Vereinsgeschichte der Königsblauen im überfüllten Presseraum der Schalker Arena vorgestellt wurde.

„Wir sind beide jung, kommen aus Hoffenheim und haben zusammen den Fußballlehrer gemacht“, betonte der 31-Jährige, der nach nur elf Wochen Profi-Erfahrung beim Zweitligisten Erzgebirge Aue einen der schwierigsten Jobs im deutschen Fußball übernommen hat. Nach der Trennung von Markus Weinzierl nach einer verkorksten Saison mit dem enttäuschenden zehnten Tabellenplatz soll der Deutsch-Italiener die Gelsenkirchener zurück in den Europapokal führen. Und Schalke hofft, den nächsten Nagelsmann gefunden zu haben.

„Ich habe mich schon immer für Trainertalente interessiert“, sagte Sportvorstand Christian Heidel und berichtete aus seiner Mainzer Zeit: „Da ist der Name Nagelsmann aufgetaucht, und im Zuge dessen wurde auch Tedesco genannt.“

Heidel: „Tedesco verkörpert das was Schalke braucht“

Der Schalker Manager, der seinen Wunschtrainer Weinzierl schon nach einem Jahr fallen ließ, hofft auf ein ähnlich glückliches Händchen wie beim FSV Mainz 05: „Ich habe schon öfter Jüngere zu Bundesliga-Trainern gemacht.“ Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, die er einst ohne große Erfahrung zu Chefcoaches machte, sind mittlerweile Stars der Branche.

Mit Tedesco, der in Stuttgart und Hoffenheim als Jugendtrainer arbeitete und Aue mit einer sensationellen Erfolgsserie vor dem Zweitliga-Abstieg bewahrte, versucht er es erneut. Von dem Deutsch-Italiener, der die Ausbildung zum Fußballlehrer als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 noch vor dem zwei Jahre jüngeren Nagelsmann abschloss, ist er überzeugt: „Er ist taktisch sehr versiert, hat eine große soziale Kompetenz und eine sehr große Kommunikationsbereitschaft.“

Er stattete ihn mit einem Zweijahresvertrag aus. Die Co-Trainer werden vor dem Trainingsbeginn am 1. Juli noch gesucht, die Gespräche laufen. Nach der Trennung von seinem Wunschkandidaten Weinzierl steht Heidel in seiner zweiten Saison als Sportvorstand auf Schalke schon unter Druck. „Es war im Nachhinein eine falsche Entscheidung“, gab er zu.

Heidel: Saison ohne Europapokal soll Ausnahme bleiben

Tedesco soll Schalke vor allem eine klare Spielidee vermitteln – die hatte Heidel bei dessen Vorgänger vermisst. Wie sie konkret aussieht, wollte der Neue aber noch nicht verraten. „Die Qualität der Spieler wird im Vordergrund stehen“, sagte er, „der Trainer hat sich ein Stück weit anzupassen.“ Die Mannschaft müsse „jede Spielsituation kennen und sehr flexibel auftreten“, ergänzte Tedesco – und klang damit wie Nagelsmann, der für seine Systemumstellungen während des Spiels bekannt ist.

Bei seinem ersten offiziellen Auftritt auf Schalke wirkte der Trainer-Neuling noch ein wenig schüchtern. „Ich gehe mit Demut an die Sache heran“, sagte er, „aber ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe.“ Die fehlende Erfahrung im Profibereich sieht er nicht als Nachteil: „Der Fußball ist immer der gleiche, ob bei der U17, der U19 oder in der Bundesliga. Das Umfeld ändert sich, aber der Inhalt ist immer gleich.“