Christian Ebenbauer: „Im Fußball muss man von ganz unten die Möglichkeit haben aufzusteigen“

  • Michael Fiala: „Dass der Achte eine Chance hat Europacup zu spielen, aber der Sechste nicht, das ist etwas, was man diskutieren muss“
  • Peter Klöbl: „Ohne den Strich bin ich mir nicht sicher, ob Thomas Letsch jetzt nicht noch Austria-Trainer wäre“
  • Wolfgang Winheim über den komplizierten Weg zur Europacup-Qualifikation: „Selbst ich habe heute in der Früh noch nachgefragt bei einem Kollegen“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore“ waren am Montag Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer sowie die Journalisten Michael Fiala (90minuten.at), Peter Klöbl (Kronen Zeitung) und Wolfgang Winheim (Kurier).

Alle Stimmen zu „Talk & Tore“

Christian Ebenbauer (Bundesliga-Vorstand):

…über sein vorläufiges Fazit der Ligareform: „Für diese Zeit – also die letzten neun Monate – sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung. Das wesentlichste Element, das für dieses System war, war jenes, dass man einfach mehr Spannungselemente hat und viel mehr Spiele, in denen es um etwas geht. Und das hat man gerade in den letzten Runden des Grunddurchgangs im Frühjahr gesehen.“

…über die Entwicklung der Zuschauerzahlen: „Zuschauer sind der erste Erfolgsfaktor. Mein Ziel war auf jeden Fall ein Plus von zehn Prozent, das wird schwierig. Das Ziel von 10.000 im Schnitt pro Spiel ist auch schwierig. Aber man darf nicht vergessen: Wir sind froh, dass wir ein Plus im Winter hatten. (…) Wir machen auch die Rechenspiele, wie es wäre, wenn wir mit zehn Teams weitergespielt hätten – und da wäre das Plus schon weit über zehn Prozent.“

…über die Einführung des VAR (Video Assistant Referee) in der österreichischen Bundesliga: „Mein Wunsch wäre es so früh wie möglich. Es gibt zwei springende Punkte dahinter. Der wesentliche Punkt ist das Finanzielle. Man wird in der Saison im Schnitt bei 1,5 Millionen landen, die der Videoschiedsrichter kosten wird. Der zweite Punkt, warum es sowieso längerfristig ist, ist jener, dass von der FIFA selbst der Prozess von zumindest neun Monaten vorgegeben ist. Es sind 65 Probe-Spiele, die voll durchgespielt werden müssen. (…) Das Personal-Thema und die Schulungen dahinter brauchen auch Zeit. Unser Ziel ist es, spätestens nach der jetzigen TV-Vertrags-Periode. Wir setzen aber alles daran, dass es hoffentlich früher funktioniert. (…) Wir sind in Gesprächen und haben erst letzte Woche wieder darüber gesprochen.“

…über eine mögliche Idee einer Primavera nach italienischem Vorbild anstelle der 2. Liga: „Ich war im Herbst mit dem ÖFB und Landesverbandskollegen beim römischen Verband eingeladen, wo wir über die Primavera diskutiert haben. Die Primavera ist ja nichts anderes wie wir es bis zum Jahr 1993 mit dem U21-Bewerb hatten. Das war genau das Jahr, in dem ich 18 geworden bin, rausgefallen bin und persönlich leidtragend war. Aber inhaltlich sage ich mittlerweile: Völlig richtig. Denn mit welchem Alter fangen Spieler heutzutage an im Erwachsenfußball Fuß zu fassen… (…) In Österreich selbst halte ich einen U20- oder U21-Bewerb für ein zu lange im geschützten Bereich sein.“

…über einen Vorschlag einer geschlossenen Liga ohne Auf- und Abstieg: „Der Ursprung unserer Liga-Reform kommt ja ursprünglich aus der 2. Liga. Und da ist das Stichwort: Direktaufstieg. Das ist ein Grundsatz, an dem von vornherein wirklich festgehalten worden ist. Es ist sehr, sehr schnell festgestellt worden und gesagt worden: Nein, wir fangen eben nicht an mit einem Franchise-Modell wie in der NFL. Im Fußball in Europa muss einfach auch der von ganz unten – wenn er sportlich erfolgreich ist – die Möglichkeit haben aufzusteigen.“

…über die Anstoßzeiten in der Bundesliga: „Die Anstoßzeiten sind das grundsätzlich wesentliche Thema. Denn es betrifft wirklich alle. Ich halte es für enorm richtig und gut, wie es nun mit der Teilung von drei und drei Spielen ist. Letztes Jahr hatten wir 22 verschobene Spielen in einer Saison, derzeit sind wir heuer bei drei. (…) Für mich war der wichtigste Faktor – und der war rein an die Fans gedacht – die Planbarkeit. Wir haben jetzt diese Planbarkeit, weil frühzeitig die Spiele festgelegt werden. (…) Deswegen war diese Teilung auf drei Spiele am Sonntag wichtig und das wird sich auch nicht ändern. Ich halte das derzeit für ein sehr gutes Modell. Ich kenne auch viele andere Länder wie Dänemark, da gibt es kein Spiel zur gleichen Zeit. Oder Polen: Da gibt es kein Spiel zur gleichen Zeit. Deswegen bin ich mit der Lösung sehr zufrieden.“

…über mögliche Freitagsspiele in der Bundesliga: „Wir haben sehr lange überlegt. Es war eine Planung, dass man mit einem Spiel am Freitag reingeht. Wir sind dann aber draufgekommen, dass im Frühjahr zumindest ein Drittel aller Spiele nicht möglich wären am Freitag. Und im Herbst wäre es ein Viertel gewesen. Und da haben wir festgestellt, dass es einfach keinen Sinn macht.“

…auf die Frage, ob es in der kommenden Saison zu Problemen mit der Klub-Anzahl in der 2. Liga kommen könnte: „Wir haben überhaupt kein Problem, dass wir genügend Klubs für die 2. Liga zusammenbringen.“

Michael Fiala (90minuten.at):

…über sein vorläufiges Resümee der Liga-Reform: „Eine zwiegespaltene Bilanz aus meiner Sicht. Wir haben vor der Teilung bemerkt, dass dieses Spannungselement durchaus dazu geführt hat, dass mehr Zuschauer gekommen sind für zwei bis drei Runden. Nach der Teilung hat man leider gesehen, dass sie dazu geführt hat, dass ein deutlicher Verlust an Zuschauern zu bemerken ist .(…) Die Zuseher wurden immer als das großes Ziel genannt – ein Zuwachs von zehn Prozent, das wird sich in der Saison wohl nicht mehr ausgehen.“

…über ein erhöhtes Interesse durch die Reform: „Die Medien haben davon, glaube ich, schon ziemlich profitiert. Die Zugriffe waren im Dezember, Jänner so hoch wie noch nie. Denn sonst ist das ja eine Phase, in der die Liga so ein bisschen dahin grundelt.“

…über die sportlichen Auswirkungen der Reform: „Im Sinne einer nachhaltigen sportlichen Entwicklung ist es ein bisschen gefährlich. Man sieht auch, wie die Trainer in den Wochen vor der Teilung argumentiert haben: Jetzt sind einmal die Punkte wichtig. Und wenn man nach einer längerfristigen Entwicklung gefragt hat, wurde das alles zur Seite gewischt. Das ist so ein bisschen die Diskrepanz, die aus meiner Sicht auch eine negative Entwicklung haben könnte.“

…über einen Vorschlag einer geschlossenen Liga: „Ich würde da eher den ÖSV-Präsidenten zitieren: ,Austria is too small to make a geschlossene Liga.‘ Weil wir einfach auch dem Unterbau jegliche Perspektive nehmen. Und wenn man sagt, wir haben eine geschlossene Liga mit zehn oder zwölf Vereinen, was ist dann, wenn ein Verein plötzlich wegbricht. Wer sagt, dass dann ein Verein da ist und diese Lücke schließen kann?“

…über notwendige Verbesserungen des aktuellen Liga-Formates: „Dass der Achte eine Chance hat Europacup zu spielen, aber der Sechste nicht, das ist etwas, was man wirklich eingehend diskutieren und evaluieren muss. Denn da ist jede sportliche Wertigkeit ad absurdum geführt. Auch bei der Punkteteilung.“

Peter Klöbl (Kronen Zeitung):

…über die Auswirkung des Liga-Formats auf die Trainer: „Es ging nur um den ominösen Strich. Jeder schaut immer nach 22 Runden, wo stehen wir. Es geht im Moment überhaupt nicht mehr um diese Endplatzierung. Ohne den Strich bin ich mir nicht sicher, ob Thomas Letsch jetzt nicht noch Austria-Trainer wäre.“

…über die Aufteilung mit den Spielen der Qualifikationsrunde am Samstag und jenen der Meisterrunde am Sonntag: „Das ist aus Gründen der Planbarkeit gut, weil es einen strikte Trennung ist. Diese Trennung würde ich durchziehen. So ist auch die mediale Aufmerksamkeit mehr auf die Abstiegsrunde gerichtet. Wenn das gemischt wäre, würde die Aufmerksamkeit auf die Abstiegsrunde viel, viel kleiner gesetzt. Diese Trennung finde ich sehr gut.“

…über sein vorläufiges Fazit der Liga-Reform: „Ich sehe eine Spannung zu einem Zeitpunkt, wo sie früher nicht da war, mehr Trainerwechsel durch den Druck, der entsteht, und auch noch viel Rätselraten bei den Fans aufgrund dieser Europacup-Teilnahme-Kriterien. Also da sind schon noch Fragezeichen vorhanden.“

Wolfgang Winheim (Kurier):

…auf die Frage, ob die Reform zu mehr Druck und Entlassungen der Trainer führt: „Das ist ein internationaler Trend, der nicht unbedingt mit der neuen Reform zu tun hat. Bei Rapid hatte es aber sicher damit zu tun.“

…über die eventuell neu aufkommende Spannung durch die Liga-Teilung: „Gerade der Fall Rapid beweist, dass die Spannung dadurch besonders groß war. Es hat ja niemand damit gerechnet, dass Rapid um den sechsten Platz kämpfen muss. Denn vieles wird halt nach wie vor an Rapid gemessen.“

…auf die Frage, ob die Varianten, welche Platzierung in welchem Fall für eine Teilnahme am Europacup-PlayOff berechtigt, zu kompliziert sei: „Für den Konsumenten momentan ja. Selbst ich habe heute in der Früh noch nachgefragt bei einem Kollegen, bei dem ich geglaubt habe, dass der sattelfester ist. Er ist auch ins Stottern geraten, genauso wie ich.“