Christophs Fantagebuch – Kurzgeschichten aus Frankreich

Meine Reise durch Frankreich neigt sich dem Ende zu. Noch stehen aber zwei Spiele bei der Europameisterschaft 2016 für mich an. Heute mache ich einen Ausflug nach Lens zur Partie zwischen Türkei und Tschechien. Morgen folgt dann das erste und hoffentlich nicht letzte „Finalspiel“ von Österreich gegen Island im Stade de France. Zuvor blicke ich aber noch auf ein paar kuriose Ereignisse der letzten Woche zurück.

Freundliche Hooligans

Nach dem Spiel Österreich gegen Ungarn in Bordeaux trafen wir noch einen Freund in der Altstadt. Er erzählte uns von einer seltsamen Begegnung mit zwei Fans der Ungarn. Sie drehten sich plötzlich zu ihm um und fragten, ob er aus Österreich sei und gegen sie kämpfen möchte:

„Austria?“
– „Yes.“
„Wanna fight?“
– „No.“

„Okay!“, sagten sie und machten erneut eine 180 Grad-Wende und setzen ihren Weg fort. Kurz darauf, fragten die beiden freundlichen Ungarn die nächsten Passanten. Fragen, Antworten – alles gleich.

Mit zwei Engländern im Taxi

Nach dem 0:0 gegen Portugal feierten wir den Punkt bei Saint-Michel in der Innenstadt von Paris. Da unser Lokal um 2 Uhr die letzte Runde ausrief und die U-Bahn schon längst nicht mehr fuhr, blieb uns nichts anderes übrig als ein Taxi zu nehmen. Also hielten wir eines an, gleichzeitig wollten jedoch zwei Engländer genau in dieses Taxi steigen. Bevor wir jedoch zu diskutieren begannen, stimmten wir zur Begeisterung der Engländer spontan „We are England and Wales“ an. Wie es der Zufall wollte, erklärte uns der Taxifahrer, dass wir alle einsteigen können, da wir in die selbe Richtung mussten. Die gesamte Fahrt lang wurde dann gesungen und Sprechchören ausgetauscht. So brachten wir ihnen „Rot-Weiß-Österreich“ oder eine Textpassage von „I am from Austria“ bei – verstanden haben sie aber wohl kein Wort, das sie gesungen haben.

„Sorry for showing emotions“

Als Stefan Ilsanker Österreich mit seinem Distanzschuss gegen Portugal beinahe in Führung brachte sprangen wir von den Sitzen auf. Für uns eine ganz normale Reaktion auf eine Torchance, anscheinend aber nicht bei der EM 2016. Plötzlich kam ein Ordner zu uns forderte uns im strengen Tonfall auf uns niederzustzen, sonst müssen wir das Stadion verlassen. Hinter uns hatten sich zwei Franzosen offensichtlich über unsere Emotionensausbrüche beschwert. Wir entschuldigten uns bei ihnen und sagten etwas ironisch: „Sorry for showing emotions.“ Zum Glück war eine Reihe unter uns noch zwei Plätze frei, dort durften wir auch ungestört wieder aufspringen. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass keine Emotionen erwünscht sind.

Trikotausch mit Nordiren

Auf dem Heimweg gestern Abend trafen wir auf eine Familie aus Nordirland. Sie erzählten uns über die Fankultur in Nordirland und lobten dabei auch die Stimmung in der Kurve der österreichischen Fans. Am Ende unserer Unterhaltung boten sie uns an nach ihrem Spiel gegen Deutschland unsere Trikots zu tauschen. Dieses Angebot hätte ich auch gerne angenommen, doch leider bin ich in Lens.

 

Part 5 – Dem Herzinfarkt nahe 

Part 4 – Zu Gast beim Risikospiel Deutschland-Polen 

Part 3 – Faire Verlierer

Part 2 – Fußballfest vor dem Eiffelturm

Part 1 – Frankreich, ich komme

Eine Kolumne von Christoph Eliasch  / Dieser Text muss nicht der Meinung von Sky Sport Austria entsprechen.