Dänemark siegt und verneigt sich vor scheidendem Szilagyi

Für Österreichs Nationalteam ist am Mittwoch „nur“ die WM-Qualifikation, für Kapitän Viktor Szilagyi hingegen eine höchst bemerkenswerte Karriere zu Ende gegangen. Über 4.000 Fans in der Wiener Albert-Schultz-Halle verneigten sich vor der heimischen Handballikone, selbst die siegreichen Dänen erwiesen ihre Reverenz. Szilagyi indes kann sich vorstellen, dem ÖHB auch in Zukunft zu helfen.

Immer wieder hatte Szilagyi sein Karriereende hinausgeschoben, am Mittwoch nach dem 20:23 gegen die klar favorisierten Dänen, die schon das WM-Quali-Play-off-Hinspiel gewonnen hatten, war es dann soweit. Der Moment, vor dem sich wohl nicht nur ÖHB-Generalsekretär Martin Hausleitner „gefürchtet“ hatte, war gekommen: Szilagyi, ein stets besonnener, souveräner Kapitän der ÖHB-Auswahl, wurde nach seinem 203. Auswahlspiel in die „Pension“ verabschiedet.

„Dein Ehrgeiz hat uns alle inspiriert, immer einen Schritt weiterzugehen“, sagte Hausleitner. Davor hatten zahlreiche ehemalige Weggefährten, u.a. der schwedische Weltmeister und Champions-League-Gewinner Stefan Lövgren oder Deutschlands Europameistertrainer Dagur Sigurdsson per Videobotschaft ihre Glückwünsche überbracht.

Szilagyi selbst hielt sich bei seiner Rede kurz, ehe er ehemalige Teamspieler der letzten Jahre, gewandet in Szilagyi-Abschieds-T-Shirts, innig herzte. „Es ist nicht das wichtigste, jetzt etwas zu sagen“, meinte der gebürtige Ungar, der sich nie als „Lautsprecher“ verstand. Er wird wohl vieles, sicher aber nicht alles („Waldläufe um sechs Uhr in der Früh“) vermissen und will sich nun voll der neuen Aufgabe als Sportdirektor seines letzten Vereins Bergischer HC in der deutschen Bundesliga widmen. Durchaus möglich, dass auch der ÖHB in Zukunft von seiner Expertise profitiert. „Es ist beidseitiges Interesse da. Da müssen wir uns noch unterhalten, wir werden da wohl etwas finden, meinte Szilagyi.

Der Zeitpunkt für das Karriereende sei der richtige. „Jetzt ist es für die anderen leichter, weil nicht alle auf einmal aufgehört haben“, meinte er im Hinblick auf die etappenweise erfolgten Abschiede von verdienten Akteuren in den vergangenen drei Jahren. So ist von der Mannschaft der Heim-EM 2010 mit den beiden Goalies Nikola Marinovic und Thomas Bauer sowie Flügel Robert Weber nur noch ein Trio an Bord. Wie Szilagyi absolvierte am Mittwoch auch der kompromisslose Rückraumspieler Vitas Ziura seine letzte Partie für Österreich.

Wie gut Rot-Weiß-Rot den Abgang der beiden Schlüsselspieler verkraftet, wird sich schon ab November zeigen, wenn in der Qualifikation für die EM 2018 Spanien, Bosnien-Herzegowina und Finnland warten. Der Erst- und Zweitplatzierte sowie der beste Gruppendritte lösen ein Endrundenticket, im Vergleich zum jetzigen Play-off sollten dann auch wieder einige der derzeit sechs Verletzten zurückkommen. Die Breite, das war trotz der soliden Vorstellung gegen die Dänen zu sehen, ist nicht allzu groß.

„Ich habe mir im vergangenen Jahr etwas mehr erwartet von manchen neuen Spielern“, stellte Teamchef Patrekur Johannesson klar. „Ich hoffe, dass sie verstanden haben, dass man noch mehr machen muss.“ Mit der Leistung gegen die Dänen war er im Großen dennoch zufrieden. „Ich habe von meinem Landsmann (Dänemark-Coach Gudmundur Gudmundsson, Anm.) ein Kompliment bekommen. Trotz der Ausfälle haben wir das gut gelöst“, meinte der Isländer, der in der kommenden Woche seinem Bruder Gudni bei der Präsidentenwahl die Daumen drückt.

Der Mann, der künftig in die großen Fußstapfen Szilagyis treten soll, heißt Nikola Bilyk. Eine lange Saison, der bevorstehende Wechsel von Meister Fivers Margareten zum dreifachen Champions-League-Gewinner THW Kiel und die Matura haben beim 19-Jährigen Spuren hinterlassen, das war auch gegen die Dänen zu sehen. Zweifel an Bilyks Klasse bestehen aber keine. „Er hatte einfach zu viel Stress, war verletzt. Er kann das schaffen“, betonte Johannesson. Szilagyi will dem Youngster wenn gewünscht mit Rat zur Seite stehen: „Auf ihn wird schon im nächsten halben Jahr vieles einprasseln. Er wird eine neue Welt betreten. Vielleicht haben wir ihm ein bisschen Hilfe mitgeben können. Ich bin ja nicht weit weg und werde seinen Weg natürlich verfolgen.“

Titelbild: GEPA