Das war Tag 4 in Wimbledon: Sensationsmann und Horrorverletzung

(Red/SID) – Erfolgreicher Donnerstag für den österreichischen Tennissport in Wimbledon. Nach dem Dominic Thiem (8) mit einem 5:7,6:4,6:2,6:4-Erfolg über den Franzosen Gilles Simon erstmals in seiner Karriere die dritte Runde in Wimbledon erreichte, sorgte ein anderer Österreicher für die größte Sensation im diesjährigen Herren-Bewerb.

Sebastian Ofner besiegte den an Nummer 17 gesetzten US-Amerikaner Jack Sock sensationell nach fünf Sätzen (6:3,6:4,3:6,2:6,6:2) und zieht als erster Steirer überhaupt in die dritte Runde des Tennisklassikers ein. Nicht einmal Thomas Muster war das Kunststück in seiner Laufbahn gelungen.

Selbstbewusst ins Duell gegen Zverev

Der 21-jährige Steirer spielte in der Vorwoche bei der Qualifikation erstmals in seinem Leben auf einem Rasenplatz und fordert nun das deutsche Supertalent Alexander Zverev. „Er kann sich warm anziehen, denn ich bin ready“, ließ der Steirer im Interview nach dem Spiel an seinen nächsten Konkurrenten ausrichten.

Zverev-Brüder in Runde drei

Deutlich souveräner gestaltete Alexander Zverev seinen zweiten Auftritt im All England Club. Der 20-Jährige aus Hamburg folgte seinem Bruder Mischa in die dritte Runde. Die Zverevs sind das erste Brüderpaar in der dritten Runde von Wimbledon seit 33 Jahren.

Alexander Zverev ließ dem ein Jahr jüngeren Amerikaner Frances Tiafoe beim 6:3, 6:4, 6:3 kaum eine Chance. Mischa vermied beim 6:1, 6:2, 2:6, 3:6, 6:4 gegen den Kasachen Michail Kukuschkin das Aus nur knapp und darf sich nun auf ein Duell mit Top-Favorit Roger Federer freuen.

„Es ist immer gut, zu Beginn eines Turniers schnell durchzukommen. Zweimal in drei Sätzen ist sehr, sehr schön“, sagte Alexander Zverev, der nun auf den österreichischen Qualifikanten Sebastian Ofner trifft.

Kerber hadert mit sich und siegt

Angelique Kerber standen die Zweifel ins Gesicht geschrieben. Sie verdrehte die Augen, zuckte mit den Schultern, schimpfte mit sich selbst – und behielt doch die Nerven. In der zweiten Runde von Wimbledon zitterte sich die Vorjahresfinalistin gegen die Weltranglisten-88. Kirsten Flipkens aus Belgien zum 7:5, 7:5. Zwar sagte sie später, „ich bin glücklich mit meiner Vorstellung“, sah dabei allerdings nicht so aus.

Kerber muss sich in ihrem nächsten Match dringend steigern, bereits gegen Flipkens, die in diesem Jahr das Viertelfinale des Turniers in Acapulco als bestes Ergebnis zu Buche stehen hat, wirkte sie noch verunsicherter als bei ihrem Zittersieg in der ersten Runde. Bundestrainerin Barbara Rittner hatte vor dem Match bei Sky gefordert: „Angie muss die Handbremse im Kopf lösen.“ Doch es gelang der Branchenführerin nicht.

Kerbers Körpersprache erinnerte an einige Auftritte vor dem Jahr 2016, in dem sie mit zwei Grand-Slam-Titeln, dem Finale in Wimbledon und der olympischen Silbermedaille in Rio den Tennis-Thron erobert hatte. Selbst nach Punkten haderte sie mit sich und winkte ab. „Ich habe zwar nicht das beste Tennis gespielt, aber immerhin gekämpft“, sagte Kerber, auf die nun die Amerikanerin Shelby Rogers wartet, immerhin erneut keine furchterregende Aufgabe.

Die wartet am Freitag auf Carina Witthöft (Hamburg), die auf die Weltranglistenfünfte Jelena Switolina (Ukraine) trifft. Tatjana Maria (Bad Saulgau) ist dagegen nicht mehr dabei, sie verlor gegen Coco Vandeweghe (USA/Nr. 24) 4:6, 2:6.

Pliskova überraschend raus

Bislang darf Kerber froh über ihre Auslosung sein, anders als die Weltranglistendritte Karolina Pliskova, die bereits in der zweiten Runde aus dem Turnier flog. Die Tschechin, die das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen hatte und als Mitfavoritin auf den Titel an der Londoner Church Road galt, unterlag der Slowakin Magdalena Rybarikova 6:3, 5:7, 2:6. Rybarikova hatte vor Wimbledon zwei Turniere auf Rasen gewonnen und gilt nun als Geheimfavoritin.

Horrorverletzung von Mattek-Sands

Bethanie Mattek-Sands, Teil des besten Tennis-Doppels der Welt, hat in Wimbledon eine fürchterliche Knieverletzung erlitten. Die 32 Jahre alte Amerikanerin rutschte in ihrem Einzel gegen Sorana Cirstea (Rumänien) zu Beginn des dritten Satzes aus und schrie bei der Behandlung minutenlang vor Schmerzen: „Bitte helft mir, bitte, bitte.“

Am Feldrand weinten ihre Doppelpartnerin Lucie Safarova (Tschechien) und Gegnerin Cirstea, während Helfer versuchten, Mattek-Sands vom Platz zu tragen. Das Duo Safarova und Mattek-Sands hatte die letzten drei Grand-Slam-Turniere gewonnen.

Federer und Djokovic souverän weiter

Während sich das Feld der Favoriten bei den Frauen bereits gelichtet hat, ziehen bei den Männern die üblichen Verdächtigen souverän ihre Kreise. Der siebenmalige Champion Federer siegte nach Anlaufschwierigkeiten gegen den Serben Dusan Lajovic 7:6 (7:0), 6:3, 6:2, dessen Landsmann Novak Djokovic bestätigte seinen Aufwärtstrend beim 6:2, 6:2, 6:1 gegen den Tschechen Adam Pavlasek.