Die Rückkehr des Königs: Federer nach Verletzung zurück auf der Tour

(SID) Roger Federer kehrt nach seiner Verletzungspause in Stuttgart auf die Tour zurück. Bis Wimbledon will der Schweizer wieder in Top-Form sein.

Die Vorfreude auf seine Rückkehr, den Rasen und die alten Rivalen stand Roger Federer ins Gesicht geschrieben. Bester Laune betrat der Maestro aus der Schweiz beim ATP-Turnier am Stuttgarter Weissenhof das Podium, als lägen die Rückenschmerzen, die ihn zum Verzicht auf die French Open gezwungen hatten, schon Jahre zurück.

„Ich fühle mich eigentlich gut. Die Entscheidung, Paris nicht zu spielen, war genau richtig. Ich habe in den letzten drei Wochen keinen Rückschritt erlebt“, sagte Federer, dessen bisherige Saison durchwachsen wie selten verlaufen war. Nach der Niederlage im Halbfinale der Australian Open gegen Dominator Novak Djokovic spielte Federer nur noch zwei Turniere – eine Knie-Operation und der anfällige Rücken warfen den 34-Jährigen zurück.

Nach 65 Grand-Slam-Teilnahmen in Serie machte Federers Schwachstelle, die ihn schon manches Mal behindert hatte, auch seinen Start im Stade Roland Garros unmöglich. Doch die Leidenszeit soll nun ein Ende haben, pünktlich zur Rückkehr auf den Rasen, auf dem Federer mehr Turniersiege (15) als alle anderen Spieler in der modernen Tennisgeschichte gefeiert hat.

In seiner kurzen Abwesenheit hat sich Djokovic in Paris eindrucksvoll in die Tennisgeschichtsbücher gespielt, so wie es selbst dem großen Federer, Rekordhalter in Sachen Grand-Slam-Siege (17), wohl ewig verwehrt bleiben wird. „Jetzt hat er alle vier Grand Slams am Stück gewonnen. Das ist weltklasse. Er hat das ohne Glück geschafft“, sagte Federer anerkennend und lobte die Nummer eins der Welt: „Er hat unglaubliche Schritte in den letzten fünf bis sieben Jahren gemacht.“

Das nächste Aufeinandertreffen der beiden Dauerrivalen könnte in Wimbledon stattfinden, zuvor schlägt Federer nach Stuttgart auch in Halle/Westfalen auf deutschem Rasen auf. Von seinem Selbstvertrauen hat er trotz der Auszeit kaum etwas eingebüßt. „Ich probiere natürlich selbst, an die absolute Weltspitze zurückzukommen. Dazu braucht es sehr viel Arbeit und wohl auch viele Siege gegen Novak“, sagte Federer.

In Wimbledon hatte der Weltranglistendritte vor vier Jahren seinen bis heute letzten Majortitel gewonnen, nirgends sind seine Chancen größer als im All England Club, Djokovic vom Thron zu stoßen. Doch auch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) reizen Federer. Spätestens nachdem er 2008 in Peking Doppelgold mit Stan Wawrinka gewonnen hatte, kam er auf den Geschmack. Im Einzel und gemeinsam mit Altmeisterin Martina Hingis im Mixed will er nach Medaillen greifen.

Doch zunächst liegt Stuttgart auf dem Weg zurück zu alter Klasse. Trotz der Zwangspause ist Federer hier der haushohe Favorit. Dank eines Freiloses in der ersten Runde greift er erst im Achtelfinale ins Turnier ein. Im Halbfinale könnte dann in Dominic Thiem der erste richtige Prüfstein warten. Der Österreicher hatte in der vergangenen Woche erst im Halbfinale der French Open gegen Djokovic verloren.

Bereits am Montagabend schlugen sich Thiem und Federer in einer Trainingssession auf dem Stuttgarter Center Court die Bälle um die Ohren. Nahezu alle Zuschauer waren nach dem Erstenrundensieg des Lokalmatadoren Michael Berrer gegen den Tunesier Malek Jaziri geblieben, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Rivalen wie Thiem hat Federer in seiner dreiwöchigen Pause wohl am meisten vermisst.

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