Ein Oberbayer erfand das Elfmeterschießen

Wie bei jedem Fußball-Turnier beginnt auch bei dieser EM in der K.o.-Phase die Zeit der möglichen Elfmeterschießen. Bei Strafstößen haben sich die Spieler dieser EM bisher eher nicht mit Ruhm bekleckert – gleich sechs Kicker patzten bei insgesamt 14 Versuchen vom Punkt. Ab Samstag könnten Elfmeterschießen nun über Sieg und Niederlage entscheiden. Die Idee für diesen ultimativen Showdown stammt aus Deutschland, genauer gesagt aus Penzberg in Oberbayern.

Dort erfand der gelernte Friseur und Amateur-Schiedsrichter Karl Wald in den 1960er-Jahren das Elfmeterschießen. Er sorgte also dafür, dass es nach 120 Minuten zu dieser ganz speziellen Nervenschlacht zwischen Schütze und Torhüter kommt – und manchmal selbst Weltstars dem Druck nicht standhalten.

Jahrzehntelang hatten nach Verlängerungen der Münzwurf oder Los darüber entschieden, welches Team eine Runde weiter kommt. „Das ist sportlicher Betrug, das ist glatter Blödsinn“, fand Wald damals.

Also ließ er bei Freundschaftsspielen die Fußballer heimlich nach dem von ihm erdachten Format antreten, mit je fünf Elfmeterschützen pro Team. „Das war für ihn schon ein Ritt auf der Kanonenkugel, nicht ganz ungefährlich“, erinnerte sich Karl Walds Enkel Thorsten Schacht. Sein Großvater habe „ganz schön Muffensausen“ gehabt, erwischt zu werden und die Lizenz zu verlieren. Den Fans, die sich bei den Elfern damals teils noch im Strafraum drängten, und den Spielern aber gefiel es – und irgendwann stimmte auch der Bayerische Fußball-Verband zu.

Der DFB, die UEFA und die FIFA übernahmen die Idee, die sich laut Wald „gut bewährt“ habe. Seit 1970 werden Fußballspiele ohne Sieger nach Verlängerung durch ein Elfmeterschießen entschieden. „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich Recht hatte“, sagte Wald selbst einmal. Er starb vor fast genau zehn Jahren im Alter von 95 Jahren.

(APA) / Bild: Imago