2:2! Kroatien verspielt sicheren Sieg gegen Tschechien

(SID) – Die kroatische Fußball-Nationalmannschaft hat sich vom skandalösen Verhalten ihrer Fans aus dem Tritt bringen lassen. Bei der EM in Frankreich vergab sie einen Matchball und damit den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde leichtfertig. 2:0 führte der WM-Dritte von 1998 bereits durch Treffer der ehemaligen Bundesliga-Profis Ivan Perisic (37.) und Ivan Rakitic (59.), ehe das Spiel plötzlich noch kippte.

Die lange Zeit überforderten Tschechen glichen durch Milan Skoda (76.) und den eingewechselten Tomas Necid per Handelfmeter (90.+3) noch zum 2:2 (0:1) aus. Der Kroate Domagoj Vida hatte den Strafstoß in einem Luftduell verursacht.

Zu allem Überfluss benahmen sich auch die kroatischen Fans heftig daneben. Sie warfen fünf Minuten vor dem Ende mehrfach bengalische Feuer auf das Feld. Schiedsrichter Mark Clattenburg (England) unterbrach für vier Minuten. Die Vorfälle brachten die Mannschaft offenkundig aus dem Konzept.

Nach dem Sieg gegen die Türkei zum Auftakt (1:0) haben die Kroaten dennoch beste Chancen, das Achtelfinale zu erreichen. Die Tschechen, die ihr erstes Spiel 0:1 gegen Spanien verloren hatten, verbesserten ihre Ausgangsposition in der Gruppe C ein klein wenig: Mit einem Sieg gegen die Türkei könnten auch sie noch weiterkommen.

Einen bewegenden Moment gab es im Stade Geoffroy Guichard in St. Etienne bereits, als die Nationalhymnen gespielt wurden. Darijo Srna, der Kapitän der Kroaten, weinte hemmungslos, seine Mitspieler nahmen ihn danach in den Arm. Am vergangenen Sonntag war Srnas Vater Uzeir verstorben, der Sohn war daher nach dem Sieg gegen die Türken nach Hause geflogen, auch Nationaltrainer Ante Cacic wohnte dem Begräbnis am Mittwoch bei.

 

 

Srna spielte gewohnt solide als rechter Außenverteidiger, er trieb an, munterte auf. Im Mittelpunkt stand auf dem Feld aber eher Luka Modric, der Schütze des Treffers beim 1:0 gegen die Türkei. Während Rakitic eine Art hängende Spitze spielte, ließ sich Modric immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen, um das Spiel seiner Mannschaft von hinten anzukurbeln.

Tschechien musste sich auf Petr Cech verlassen, der beim 0:1 gegen Spanien im ersten Gruppenspiel so prima gehalten hatte – und der Routinier machte seine Sache zu Beginn sehr gut. Nach 75 Sekunden schon wehrte er einen wehrte er einem Kopfball von Mario Mandzukic ab. Dann verpasste Perisic knapp bei einer Hereingabe von Mandzukic (21.), Cech rettete mit dem Fuß bei einem Solo von Rakitic (36.).

 

Beim Schuss von Perisic war Cech machtlos, er musste vor allem verärgert sein über seine Vorderleute, die den Torschützen nur mit deutlichem Sicherheitsabstand verfolgten. Auch beim Treffer von Rakitic kamen sie nicht in die Zweikämpfe, die sie hätten gewinnen müssen. Vor allem, weil die Kroaten gut kombinierten. Dann fühlten sie sich offensichtlich zu sicher.

Stimmen zum Spiel

Pavel Vrba (Tschechien-Trainer): „Wir sollten vorsichtig sein, das Wort Wunder zu benutzen. Wir haben einen Punkt gewonnen und haben jetzt alles in der eigenen Hand. Alle Spieler haben alles in der zweiten Hälfte gegeben. Die Einwechselspieler haben uns einen Schub gegeben.“

Ante Cacic (Kroatien-Trainer): „Ich möchte meinem Team gratulieren. Wir haben sehr gut gespielt während der 90 Minuten. Aber das gleiche gilt auch für Tschechien. Sie haben sich den Punkt verdient. Ich will über unsere Leistung reden, die war gut. Wir haben viele Chancen erarbeitet. Diese Menschen sind nicht unsere Fans. Das sind Hooligans. Diese Leute unterstützen uns nicht, sie schaden dem gesamten Team. 95 Prozent der kroatischen Zuschauer schämen sich für diese Menschen.“

Darijo Srna (Kroatien-Kapitän): „Ich will die Unterbrechung nicht kommentieren. Ich will über das Spiel sprechen. Wir haben bis zur Unterbrechung gut gespielt. Danach war die Konzentration weg. Das ist unser Fehler, nicht der der Fans. Das Wichtigste ist, dass wir nicht verloren haben. Jetzt haben wir noch ein schweres Spiel vor uns.“

Milan Skoda (Tschechiens Torschütze zum 1:2): „Ich habe eine gute Vorlage bekommen, bin hoch gesprungen und zum Glück ging der Ball ins Tor. Die Unterbrechung hat uns sicher geholfen. Kroatien hat danach viel mehr zugelassen. Wir können noch besser spielen, das wissen wir.“

Tomas Necid (Tschechiens Torschütze zum 2:2): „Ein Stürmer muss Tore schießen wollen. In so einer Situation musst du Verantwortung übernehmen. Ich habe an mich geglaubt. Obwohl es mein erster Ballkontakt war, wusste ich, dass ich das Tor machen würde. Ich bin froh, dass es wirklich so war. Der Punkt kann für uns ganz wichtig werden.“

Spielschema

Fußball-EM 2016, Gruppe D, 2. Runde: Tschechien – Kroatien 2:2 (0:1).
St. Etienne, Stade Geoffroy Guichard, SR Clattenburg (ENG).

Torfolge: 0:1 (37.) Perisic
          0:2 (59.) Rakitic
          1:2 (76.) Skoda
          2:2 (94.) Necid (Handselfmeter)

Tschechien: Cech – Kaderabek, Hubnik, Sivok, Limbersky – Plasil (86. Necid) – Rosicky, Skalak (67. Sural), Krejci, Darida – Lafata (67. Skoda)

Kroatien: Subasic – Srna, Corluka, Vida, Strinic (98. Vrsaljko) – Badelj, Modric (62. Kovacic) – Brozovic, Rakitic (97. Schildenfeld), Perisic – Mandzukic

Gelbe Karten: Sivok bzw. Badelj, Brozovic, Vida

Die Besten: Krejci bzw. Perisic, Srna, Rakitic

Bilder zum Spiel

Bilder: Getty Images