Österreich gegen Island wird enges Schachspiel

Paris/Annecy (APA) – Die Niederlande in der Qualifikation eliminiert, Portugal ein Remis abgekämpft – der historische Erfolgslauf von Islands Fußball-Nationalteam soll aber noch nicht zu Ende sein. Im direkten Duell mit Österreich am Mittwoch (18.00 Uhr) im Stade de France von St. Denis haben die Isländer ihren ersten EM-Sieg und den damit resultierenden Aufstieg ins Achtelfinale im Visier.

Die Auswahl der beiden Teamchefs Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson hat bei der EURO in Frankreich bisher mit kompakter Defensive überzeugt, offensiv aber noch wenig gezeigt. Zu schnell wurden die Bälle wieder verloren, weshalb Lagerbäck/Hallgrimsson, die in der Regel auf eine Standard-Elf setzen, möglicherweise umstellen. Der 37-jährige Altstar Eidur Gudjohnsen könnte statt Jon Dadi Bödvarsson in der Startformation rutschen, um das Angriffsspiel anzukurbeln.

 

Koller gibt Alaba Einsatzgarantie

 

Hans Krankl: „Alaba gehört aufs Feld“

Gager: „Alaba neben Baumgartlinger

 

Obwohl offensiv noch Flaute herrscht und sie mit einem späten Gegentreffer gegen Ungarn (1:1) ihren ersten EM-Sieg noch vergaben, gehen die Isländer mit viel Selbstvertrauen in die Partie. „Trotz der Enttäuschung nach dem Ungarn-Spiel, wir haben zwei Punkte und alles in unserer Hand. Wir sind glücklich damit. Hätte uns vor dem Turnier jemand angeboten, dass wir mit zwei Punkten und einer Aufstiegschance in das letzte Spiel gehen, hätten wir es genommen“, erklärte Hallgrimsson.

Johannesson: „Isländische Fußball hat sich verändert“

 

Auch wenn die Isländer auf einen Sieg aus sind – an ihrer Taktik werden sie wohl wenig ändern. Aus einer gesicherten Abwehr im Konter die Chancen zu suchen, hat sich als Erfolgsrezept erwiesen. „Vielleicht ist es der beste Weg, gut zu stehen und auf Konter zu spielen. Es ist ein Schachspiel“, meinte Hallgrimsson.

Dass Österreich in Frankreich noch nicht überzeugt hat, hat nichts an seiner Sichtweise über das ÖFB-Team geändert. „Die zwei Spiele hier waren ein bisschen unglücklich. Sie sind wirklich gut organisiert und haben sehr gute Einzelspieler, das ist im Fußball eine tödliche Kombination. Man sieht nicht viele Schwächen“, war Halgrimsson voll des Respekts.

 

Lagerbäck: „Wieder ein enges Spiel“

Sein Kollege Lagerbäck erwartet „wieder ein enges Spiel, so wie alle anderen in dieser Gruppe. Ich glaube, das Mentale könnte das Entscheidende sein. Aber ich glaube, die österreichische Mannschaft ist auch mental stark. Jeder weiß, worauf es in so einem Spiel ankommt: kämpfen und alles geben.“

 

Vastic: „Qualifikation und Endrunde sind nicht zu vergleichen“

Gager: „Alaba darf auch einmal schlecht spielen“

 

Ein drittes Remis könnte Island bereits zum Achtelfinal-Einzug genügen – wenn noch ein weiterer Gruppendritter nach Albanien bei negativem Torverhältnis nicht mehr als drei Punkte erreicht. Für Österreich wäre ein Ergebnis wie im bisher letzten Aufeinandertreffen zu wenig. Am 30. Mai 2014 gab es in einem Freundschaftsspiel in Innsbruck gegen Island ein 1:1. Die Österreicher spielten damals ohne Stammtorhüter Robert Almer, Kapitän Christian Fuchs und Bayern-Star David Alaba – ein Trio, das am Mittwoch den Unterschied ausmachen könnte.

 

Tatar: „Österreich hat positiven Druck“

 

Sky hat sich vor dem Spiel gegen Island bei ehemaligen österreichischen Teamchefs und Fußballern nach den Chancen unseres Nationalteams erkundigt. Sky Experte Alfred Tatar blickt dem Spiel gegen Island durchaus positiv entgegen: „Die Mannschaft hat sich mit dem 0:0 mit dem eigenen Schopf selber aus dem Dreck herausgezogen und jetzt taucht plötzlich die Chance auf, dass man sich mit einem Sieg gegen Island höchstwahrscheinlich fürs Achtelfinale qualifiziert. Dort werden die Karten dann neu gemischt.“

 

Tatar: „Jetzt kommen wir ins Finale“

 

Das Nationalteam könnte durch das Negativerlebnis von der Niederlage gegen Ungarn noch enger zusammengerückt sein. „Das könnte Energien freisetzen, dass sich Europa noch warm anziehen kann“, traut Tatar nach einem möglichen Aufstieg der Koller-Elf sehr vieles zu.
Nach dem verschossenen Elfmeter von Portugals Ronaldo glaubt Tatar sogar an das Finale: „Der erste Gedanke nach dieser Aktion war: Jetzt erreichen wir das Finale!“

 

Krankl: „Verpassen des Achtelfinals wäre fatal“

 

„Jetzt muss man die Spieler wenigstens soweit bringen, dass sie die allerletzte Chance nützen, denn ein Ausscheiden in dieser Gruppe wäre fatal“, meint der ehemalige Teamchef und 69-fache Teamspieler Hans Krankl. Für Josef Hickersberger, der Österreich bei der Heim-EM 2008 betreut hatte, wird es gegen die Isländer eine immens schwierige Aufgabe: „Mein Optimismus ist nicht so groß, wie meine Hoffnungen, dass uns dieser Sieg gelingen möge, denn wir sind momentan sehr weit von unserer Form entfernt.“

 

Hickersberger: „Immens schwierige Aufgabe“