Die Königsklasse schrumpft weiter: Formel 1 lässt Marussia im Stich

Das Comeback von Marussia ist gescheitert, die Formel-1-WM 2015 startet wohl mit nur neun Teams. Genau dieses Szenario sollte eigentlich unter allen Umständen vermieden werden.

London/Köln (SID) Die Königsklasse lässt ihre schwächsten Mitglieder im Stich und blutet fünf Wochen vor dem Saisonstart weiter aus. Am Donnerstagabend scheiterte das Comeback des kleinen Marussia-Rennstalls am Einspruch der zahlungskräftigeren Konkurrenz – nach dem Aus von Caterham steht der Formel 1 damit ein Saisonstart mit lediglich neun Teams bevor, so wenige waren es seit 46 Jahren nicht. Ein Szenario, das alle Beteiligten eigentlich stets vermeiden wollten.

„Marussia wollte mit einem alten Auto antreten, das wurde aber nicht akzeptiert“, berichtete Formel-1-Boss Bernie Ecclestone von einer Sitzung in London: „Alle Teams hätten zustimmen müssen, drei oder vier waren aber dagegen.“

Marussia hatte Ende der vergangenen Saison Insolvenz angemeldet. Dank eines neuen Investors stand die Rettung nun bevor, Zeit für die Entwicklung eines neuen Boliden blieb jedoch nicht. Unter dem Namen Manor F1 wollte das Team daher mit einem modifizierten 2014er-Modell an den Start gehen.

Doch der Antrag scheiterte vor der sogenannten Strategiegruppe, bestehend aus Ecclestone, Vertretern des Automobil-Weltverbandes FIA und den sechs großen Teams – für die Konkurrenten ein durchaus lohnender Entschluss. „Das Geld, das Marussia zustünde, wird jetzt an die anderen Rennställe ausgeschüttet“, sagte Ecclestone der britischen Zeitung The Independent, um rund 45 Millionen Euro geht es dabei: „Das ist wohl ein guter Grund für die Entscheidung.“

Marussia hatte bereits die abschließenden Rennen der vergangenen Saison in den USA, Brasilien und Abu Dhabi verpasst. Das angesichts neuer Geldgeber nun erhoffte Comeback rückt mit dem Beschluss der Strategiegruppe aber in weite Ferne. Aufgrund der Regeländerungen sind umfassende Arbeiten am Chassis notwendig. Bis zum Saisonstart am 15. März in Melbourne ein kaum überwindbares Hindernis, zumal das Team nach dem Verkauf des Werkes an den neuen Haas-Rennstall derzeit ohne Fabrik dasteht.

In England wird nun spekuliert, dass Marussia dank der Aussicht auf frisches Geld zumindest im Laufe der Saison noch an den Start gehen kann. Höchstens drei Saisonläufe darf ein Rennstall verpassen, ein Start in Bahrain (19. April) wäre damit grundsätzlich denkbar, da das Team auf der Meldeliste für 2015 steht.

Das Aus für Caterham ist dagegen wohl besiegelt. Erst am Donnerstag hatte der zuständige Insolvenzverwalter mitgeteilt, dass das komplette Equipment des Teams Anfang März versteigert werden soll. Eine Mindestanzahl von zehn Teams und 20 Autos hatten Ecclestone und Vertreter der Rennställe zuletzt häufiger als Ziel ausgegeben. In Melbourne dürften nun lediglich 18 Boliden in die Startaufstellung rollen – so wenige Teilnehmer beim Saisonauftakt gab es zuletzt 1969 in Südafrika.