Hamilton holt in Sotschi zehnten Saisonsieg – Konstrukteurstitel für Mercedes

Sotschi (APA) – Formel-1-WM-Leader Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Russland in Sotschi gewonnen. Mit seinem 42. Sieg überholte der Brite in der „ewigen“ Bestenliste Brasiliens Legende Ayrton Senna. Dem zweiten Mercedes-Fahrer Nico Rosberg wurde durch einen technischen Defekt die Chance geraubt, Punkte auf Hamilton gut zu machen. Neuer WM-Zweiter ist nach seinem zweiten Platz am Sonntag Sebastian Vettel.

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UPDATE

Mercedes hat zum zweiten Mal in Folge die Konstrukteurs-WM in der Formel 1 gewonnen. Das Werksteam machte den Triumph beim Großen Preis von Russland am Sonntag vorzeitig perfekt, profitierte dabei allerdings fast zwei Stunden nach dem Rennende von einer 30-Sekunden-Strafe gegen Kimi Räikkönen (Finnland) im Ferrari, der damit von Platz 5 auf Rang 8 zurückgereiht wurde.

Lewis Hamiltons Sieg vor Ferrari-Pilot Sebastian Vettel reichte damit für den Erfolg. Vier Rennen vor Schluss sind die Silberpfeile nicht mehr abzufangen. Schon im Vorjahr hatte Mercedes diesen Triumph in Sotschi perfekt gemacht und damit als erster deutscher Rennstall die Team-WM geholt.

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In einem abwechslungsreichen Rennen mit zwei Safety-Car-Phasen fuhr der Mexikaner Sergio Perez mit Platz drei die erst dritte Podiumsplatzierung für den Force-India-Rennstall heraus. Ferrari-Pilot Vettel liegt nunmehr 66 Punkte hinter Hamilton, Rosberg fiel durch seinen Ausfall auf Platz drei zurück und hat bei noch vier ausständigen WM-Läufen schon 73 Zähler Rückstand. Damit liegt der Brite klar auf Titelkurs und könnte bereits beim nächsten Grand Prix in Austin in zwei Wochen seinen dritten Triumph perfekt machen.

Vettel: „Bisschen Hoffnung, Lewis einzuholen“

„Es sah so aus, als ob wir ein enges Rennen haben würden. Ich habe gedacht, wir können eine tolle Show zeigen“, sagte Hamilton nach der Übernahme des Siegespokals aus den Händen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Doch es kam alles anders. „Das ist sehr unglücklich für das Team“, bemerkte der 30-Jährige.

Vettel: „Das Auto war fantastisch“

Tatsächlich kann sich Rosberg – wie schon öfters – den inoffiziellen Titel des größten Pechvogels des Rennens umhängen. Bei dem Deutschen machten sich laut eigener Aussage schon in der ersten Safety-Car-Phase gleich nach dem Start Probleme mit dem Gaspedal bemerkbar. Er hatte seinen Boliden immer schlechter unter Kontrolle und stellte ihn schließlich nach acht Runden an der Box ab. „Es war der Gaspedaldämpfer. Der hat immer mehr in meine Richtung gedrückt“, erklärte der 30-Jährige. „Das ist eine Riesen-Enttäuschung.“

Rosberg nach Ausfall: „Kaputtes Gaspedal ist nicht lustig“

Der Start hatte diesmal funktioniert. Rosberg verteidigte im Gegensatz zum letztjährigen Russland-Grand-Prix die Führung gegen seinen Teamkollegen. Anschließend musste das Rennen nach einer Kollision von Nico Hülkenberg und Marcus Ericsson neutralisiert werden. Nach dem Neustart klagte der Deutsche über den Boxenfunk aber über ein „gebrochenes Gaspedal“. So musste er Hamilton und dann auch Valtteri Bottas im Williams passieren lassen.

 

Hamilton bedauert Rosberg-Ausfall

Vertagt ist wegen Rosbergs Ausfall die WM-Entscheidung in der Konstrukteurs-Wertung. Mercedes durfte noch nicht vorzeitig über den Gewinn des zweiten Titels in Serie jubeln, da Ferrari dank Vettel und Kimi Räikkönens fünftem Platz genügend Punkte holte, um noch eine theoretische Chance auf eine erfolgreiche Aufholjagd zu haben.

Waghalsiger Streckenposten auf der Fahrbahn

Allerdings steht noch eine Entscheidung der Rennkommissäre über eine etwaige Strafe für Räikkönen wegen einer Kollision mit Bottas in der letzten Runde aus. Im Duell um den dritten Platz gerieten die zwei Finnen aneinander, wodurch Perez, der kurz zuvor von beiden überholt worden war, unverhofft noch der Sprung auf das Podest gelang. Eventuell könnte es also doch noch in Russland die Titel-Party bei Mercedes geben.

Zum zweiten Mal musste das Safety Car einem spektakulären Unfall von Romain Grosjean in der 13. Runde ausrücken. Der Franzose hatte in einer lang gezogenen Kurve die Kontrolle über seinen Lotus verloren und krachte mit etwa 250 km/h in eine Streckenbarriere. Doch nachdem am Samstag Carlos Sainz jun. nach einem Unfall im Freien Training unverletzt geblieben war, ging auch der zweite Hochgeschwindigkeits-Crash am Sotschi-Wochenende glimpflich aus. Grosjean konnte selbst aus seinem Boliden aussteigen.

Wolff: „Nico erwischt es besonders hart“

Toro-Rosso-Pilot Sainz stand am Sonntag tatsächlich am Start, nachdem die Streckenärzte und sein Team Grünes Licht gegeben hatten. Der Spanier schied in der 47. Runde wegen eines Bremsproblems aus. Von den übrigen Fahrern aus dem Red-Bull-Stall schaffte es nur Daniil Kwajt mit Platz sechs in seinem Heimrennen in die Punkteränge. Max Verstappen im zweiten Toro Rosso belegte Rang elf, Daniel Ricciardo wurde nach einem Defekt mit sechs Runden Rückstand als 15. und Letzter gewertet.

Hülkenberg: „Hinterreifen haben blockiert“

Während die Motorenproblematik bei Red Bull trotz gegenteiliger Ankündigungen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone noch immer ungeklärt scheint, konnte in Sotschi eine andere technische Frage einer Lösung zugeführt werden. Am Rande des Rennens am Schwarzen Meer verkündete der bald 85-jährige Brite, dass Pirelli die Formel-1-Teams auch in den kommenden vier Jahren mit Einheitsreifen ausstatten wird. Die Italiener bestätigten am Sonntag die vorzeitige Verlängerung des Vertrags bis 2019.

Bild: Getty Images