Formel 1: 2015 so viel Königsklasse wie noch nie in Österreich

Spielberg/Wien (APA) – Am 21. Juni 2015 und damit in einem Monat steigt in Spielberg Teil zwei der vierten Formel-1-Ära in Österreich. Die Rückkehr der Motorsport-Königsklasse im Vorjahr war mit über 200.000 Zuschauern ein voller Erfolg. Zwar lassen im Folgejahr der Kartenvorverkauf und das Heim-Team Red Bull Racing zu wünschen übrig, dafür gibt es 2015 am Ring so viel Formel 1 wie noch nie.

Denn nach dem vom 18. bis 21. Juni stattfindenden WM-Lauf verlängert die Formel-1 ihren Aufenthalt in der Obersteiermark für Testfahrten am 23. und 24. Juni. Damit wird der komplette Tross zusätzliche drei Tage auf dem Red Bull Ring bleiben. Besitzer von Wochenend- und Sonntags-Tickets können sich diese Tests auf allen offenen Tribünen ohne weitere Kosten ansehen.

Die angehängten Formel-1-Tests sind ein weiterer Grund, warum auch der 28. WM-Lauf in Österreich ein echtes „Mehrwerterlebnis“ wird. 2014 war der von Dietrich Mateschitz herbeigeführte Start von „Season 4“ der österreichischen Formel-1-Fortsetzungsserie trotz gleichzeitiger Fußball-WM mit alleine 95.000 am Renn-Sonntag zu einem Riesen-Erfolg geworden. War das Rennen damals innerhalb von zwei Tagen ausverkauft gewesen, hat 2015 aus verschiedensten Gründen die – allerdings erwartete – „Abkühlung“ eingesetzt.

Die Formel 1 leidet weltweit an einem Zuschauerrückgang und die vielen Regeländerungen der jüngeren Vergangenheit haben selbst Hardcore-Fans verunsichert. Schon 2017 soll es trotz eben erst eingeführter V6-Turbo-Hybridmotoren wieder ein neues Reglement geben, um die Königsklasse attraktiver zu machen.

Zudem „schwächelt“ Red Bull Racing in diesem Jahr noch mehr als 2014, als man noch als regierender Weltmeister zum großen Heimauftritt gekommen war. Selbst Ausstiegsdrohungen der „Bullen“ hat es in diesem Jahr schon gegeben.

Umso mehr bemüht man sich am Red Bull Ring, auch den diesjährigen Grand Prix zu einer Erfolgsgeschichte und vor allem einem Mehrwerterlebnis zu machen. Deshalb gibt es am „schönsten Spielplatz Österreichs“ auch so viel Formel 1 wie noch nie und wieder ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm auch abseits des Motorsports.

So findet die Legenden-Parade, an der im Vorjahr u.a. alle lebenden österreichischen Formel-1-Piloten teilgenommen hatten und die für extreme Begeisterung gesorgt hatte, auch 2015 wieder statt. Diesmal mit Autos aus der berühmt-berüchtigten Turbo-Generation der 1980er-Jahre und zusätzlich mit Piloten wie Alain Prost oder Jean Alesi.

Dazu kommt das wie immer umfangreiche Rahmenprogramm im Formel-1-Village oder den Konzerten am Freitag (Boss Hoss) und Samstag (Andreas Gabalier), die für Ticketbesitzer wieder gratis sind. Schon der Public Pit Walk am Donnerstag wird mit viel Entertainment und einem Konzert begleitet.

Die Zuschauer sollen zudem bestmöglich informiert an die moderne Strecke kommen und interaktiv in die Kommunikation mit der Formel 1 eingebunden werden. Eine eigene App sowie ein Event-Guide unterstützen das. Mit dem (Leih-) Fahrrad zum Rennen zu fahren, hat sich schon im Vorjahr gut bewährt und die ganze Murtal-Region lädt auch diesmal kulinarisch zum Verbleib ein.

Zwei spezielle Dinge erhöhen den Kauf-Anreiz zusätzlich. Die Nord-Tribüne an der Rauch-Kurve (ehemals die legendäre, überhöhte „Bosch“, später „Gösser-Kurve“) ist überdacht, leichter erreichbar und bietet volle „Versorgung“ bezüglich Essen und Trinken. Von ihr aus sieht man in der spektakulären Natur-Arena 50 Prozent der Strecke. Zudem dürfen alle Besitzer von Wochenende-Karten unter dem Motto „bring friends and family“ am Donnerstag und Freitag eine Person ihrer Wahl gratis mitbringen.

Gerade weil der Ticket-Verkauf unter dem des Vorjahres liegt, hofft man beim Projekt Spielberg, mit einem umfangreichen Unterhaltungs-Angebot für das Rennen am Tag der Sommersonnenwende erfolgreich gegen den allgemeinen Trend zu steuern. Denn „gefeiert“ werden kann an den längsten Tagen des Jahres bis spätabends.

Demnächst soll auch im süddeutschen Raum „geangelt“ werden, denn 2015 gibt es erstmals keinen Deutschland-Grand-Prix. Weil diesmal kein Feiertag in der Grand-Prix-Woche ist, werden die meisten der zahlreichen Camper allerdings erst am Donnerstag erwartet.

Dazu kommt, dass es diesmal auch einen Tageskassen-Verkauf an der Strecke geben wird. 2014 war dieser wegen der frühzeitig ausverkauften Veranstaltung ausgefallen. Der Vatertag vor der Rennwoche soll ebenfalls noch zum „idealen Geschenk“ animieren.

„Im zweiten Jahr ist ein Rückgang ganz normal“, hatte auch Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone unlängst zur Situation von Österreich, das bis 2020 im GP-Kalender steht (ab 2016 kommt zusätzlich die Moto-GP), gemeint. Der Brite ist über die große Begeisterung in Österreich weiterhin entzückt. „Ich bin sehr froh, dass wir dorthin zurückgekommen sind“, sagte er kürzlich in Barcelona.

Auch die Rennen in Monaco (24. Mai) und Kanada (7. Juni) können noch ihren Beitrag leisten, um die Spannung bis zum achten Saisonlauf zu erhöhen. Malaysia-Sieger Sebastian Vettel soll nach seinem Wechsel zu Ferrari vor allem für Fans aus Norditalien sorgen.

Allerdings haben die Silberpfeile mit ihren Serien-Doppelsiegen auch 2015 das Heft fest in der Hand. Im Vorjahr hatte Nico Rosberg auf der nur 4,326 km langen aber dafür gut einsehbaren Strecke im steirischen Aichfeld vor Lewis Hamilton gewonnen. Vettel war im Red Bull ausgefallen, Daniel Ricciardo Achter geworden.

Die anhaltenden PS- und Standfestigkeitsprobleme von Red Bulls Motorenpartner Renault dürften auch am 21. Juni noch nicht ihr Ende gefunden haben. Kein Wunder, dass Motorsport-Berater Helmut Marko scherzhaft auf Regen in den optimalen Momenten des Qualifyings und im Rennen hofft. Die echten Fans würden ihm das wohl verzeihen.