Formel 1: Starkes Comeback und Happy End für Sauber in Australien

Melbourne (APA) – Zu den wenigen Teams, die neben Doppelsieger Mercedes Australien zufrieden verlassen haben, gehörte Sauber. Und das, nachdem man mit dem schlechtesten Jahr in der Unternehmensgeschichte und wegen der Klage von Giedo van der Garde zunächst auch beim Auftakt 2015 tagelang für Negativ-Schlagzeilen gesorgt hatte. Dann gab es im Rennen aber gleich doppelt Punkte. Die ersten seit November 2013.

 

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Für die 14 Zähler sorgten Newcomer Felipe Nasr als Fünfter (10) sowie der Schwede Marcus Ericsson als Achter (4). Speziell der 22-jährige Nasr, ein Brasilianer mit libanesischen Wurzeln, kämpfte imponierend gegen den mehrfachen Grand-Prix-Sieger Daniel Ricciardo im Red Bull sowie Kimi Räikkönen im Ferrari.

Im Vorjahr war Nasr, für den es auch vom österreichischen Physiotherapeuten Josef Leberer viel Lob gab („Ein Super-Bursche“), Ersatzfahrer bei Williams gewesen. Dank seines Hauptsponsors Banco do Brasil fahren die Sauber nun in blau-gelb.

Damit liegt der Vorjahres-Letzte aus der Schweiz nach Lauf eins hinter Mercedes und Motoren-Lieferant Ferrari auf Platz drei der Teamwertung. Dass nur 15 Autos am Start waren und elf ins Ziel kamen und Red Bull in Melbourne ein Schatten seiner selbst war, tat der Freude keinen Abbruch. „Ich bin sehr, sehr erleichtert“, sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn.

Australien war ein Zeichen, dass der neue Sauber C34 deutlich besser ist als das Vorjahresauto. Dabei war der Start von Nasr und Ericsson wegen der erfolgreichen Klage van der Gardes, der ebenfalls einen gültigen Fahrer-Vertrag mit Sauber zu haben glaubt, zunächst in Schwebe gewesen. Dem Team hatte bis Samstag die Beschlagnahme von Autoteilen, Kaltenborn Beugehaft gedroht. Erst nach klärenden Gesprächen wurde die Causa vertagt und stand einem Happy End nicht mehr im Weg.

„Es war für die Mannschaft nicht leicht, sich an diesem Wochenende auf das Wesentliche zu konzentrieren“, gestand Kaltenborn nach dem Rennen in Melbourne. „Man war sehr professionell und hat fest zusammengehalten. Wir haben aber schon genug schwierige Situationen durchgemacht“, lobte die 43-jährige Österreicherin ihr Team.

Der Unterschied zum Vorjahr war für Kaltenborn schnell erklärt. „Sauber im Vorjahr war ein Ausrutscher. Die Geschichte zeigt, in welchen Breitengraden wir uns wirklich bewegen“, verwies die Juristin darauf, dass das Züricher Traditionsteam Sauber seit Jahren auch ohne allzu großes Budget in der Lage ist, starke Ergebnisse in der Formel 1 zu liefern.

„Unsere Messlatten sind in der Regel höher als der letzte Platz“, erklärte Kaltenborn. „Unser Ziel war es immer, aus eigener Kraft in die Punkte zu fahren. Das war im letzten Jahr nicht der Fall.“ Jetzt aber habe es rundherum Verbesserungen gegeben. „Ferrari hat auf der Motorenseite Fortschritte gemacht, wir beim Chassis.“

Gleichzeitig fordert gerade Kaltenborn seit Jahren einen Sparkurs, damit die ausufernden Kosten nicht zum Verschwinden der mittleren und kleineren Teams führt. Das liebe Geld wird es wohl gewesen sein, warum man die zahlungskräftigen Nasr und Ericsson, deren Sponsor-Mitgift auf jeweils 20 Mio. Dollar geschätzt wird, engagiert hatte, obwohl man auch schon Vereinbarungen mit anderen Fahrern gehabt hatte.

Schon diese Woche gehen die Verhandlungen mit van der Garde weiter, und die Lust des Niederländers, im Sauber Platz zu nehmen, wird nach der starken Vorstellung in Australien eher noch gestiegen sein. „Ich möchte über dieses Thema nicht reden“, hielt sich Kaltenborn auch nach dem Rennen zurück. „Nur so viel. Ich habe zwei Fahrer und das reicht mir.“