1:1-Remis im Confed-Cup-Spitzenspiel Deutschland gegen Chile

SID – Voller Stolz klatschte Joachim Löw mit seinen abgekämpften Spielern ab, immer wieder applaudierte der Bundestrainer dem Nachwuchs der Weltmeister nach der Feuerprobe von Kasan. Mit etwas Glück und großer Leidenschaft hat das deutsche Perspektivteam den heißblütigen Chilenen widerstanden – nach einem 1:1 (1:1) gegen den technisch und körperlich überlegenen Südamerikameister steht die Tür zum Confed-Cup-Halbfinale weit offen. Für den Einzug reicht ein Punkt im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun am Sonntag in Sotschi (17.00 Uhr/ZDF) sicher.

„Wir wussten, dass sie mit viel Druck und Power kommen würden. Wir haben das eine oder andere Quäntchen Glück gebraucht“, sagte Torschütze Lars Stindl der ARD. „Aber das Ergebnis ist nicht unverdient. Wir nehmen die Erkenntnis mit, auch gegen große Gegner bestehen zu können.“

Stindl (41.) erzielte für die deutsche Mannschaft den Ausgleich in einer Phase, in der die Chilenen ihren anfangs noch eisernen Klammergriff lockerten. Der von Bayern München umworbene Arsenal-Stürmer Alexis Sánchez (6.) hatte den Weltranglistenvierten nach einem Fehler seines Vereinskollegen Shkodran Mustafi in Führung geschossen. Am frühen Abend hatten sich Australien und Kamerun in der deutschen Gruppe B 1:1 getrennt.

Löw rotierte Bernd Leno aus dem Tor, was angekündigt und keine Reaktion auf dessen beide Patzer gegen Australien (3:2) war. Zudem rückten Matthias Ginter, Niklas Süle und Emre Can in die Mannschaft, in der Spitze spielte Stindl alleine – diesmal ohne den „Brecher“ Sandro Wagner an seiner Seite.

Oliver Bierhoff erwartete vor dem Anpfiff im ARD-Interview eine „Probe, eine richtig heiße Kiste“, und die wurde es. Chile, dessen Abwehr mehr als doppelt so viele Länderspiele absolviert hat wie die gesamte deutsche Startelf, wolle notfalls sein „Leben auf dem Platz lassen“, hatte Bayern-Star Arturo Vidal wenige Stunden vor Spielbeginn getwittert.

Auf den Rängen der Kasan-Arena schmetterten die im Verhältnis von 20:1 überlegenen Fans ihre Nationalhymne „Puro“ mit Inbrunst, auf dem Platz gingen die Spieler kompromisslos drauf. Die deutsche Mannschaft war beeindruckt. Der nervöse Weltmeister Mustafi vertändelte den Ball an Vidal, der Sánchez einsetzte: Schuss, Innenpfosten, 0:1. Marc-André ter Stegen im deutschen Tor war ohne Chance – und Löws Forderung, „in den 90 Minuten nie zu schlafen“, vergebens.

Die DFB-Elf versuchte es durchgehend mit ihrem Kombinationsspiel, war allerdings unter Druck zu häufig unsicher. Erste Chancen (Julian Draxler/8., Stindl/15.) waren Schüsse von außerhalb des Strafraums. Auf der Gegenseite ließ der frühere Hoffenheimer Eduardo Vargas die Querlatte erbeben (20.), das 0:2 lag in der Luft und wäre wohl entscheidend gewesen.

Es fiel nicht – das war die Nachlässigkeit der Chilenen. Kapitän Draxler und der gegen Australien noch herausragende Leon Goretzka konnten nun einige Minuten etwas freier kombinieren, was schließlich Can für einen klugen Pass auf den links durchstartenden Jonas Hector nutzte. Dessen Flanke drückte Stindl sieben Metern über die Linie.

Die deutsche Mannschaft rannte auch danach häufig hinterher, verteidigte allerdings bissiger. Die Anspiele auf die Außenpositionen blieben unpräzise, Chile bekam dadurch den Ball häufig serviert. Großer Druck war dennoch außer bei einem Sánchez-Freistoß auf das Tornetz (48.) nicht mehr zu spüren.

Die Chilenen ließen die Deutschen nun kommen und setzten nach Ballgewinn auf Überfall-Fußball. Der kämpferisch gewohnt vorbildliche Vidal war Ausgangs- und oft auch Endpunkt eines jeden Angriffs. Viele davon gab es nicht mehr, wie auch auf der anderen Seite. Der gute Stindl prüfte mit einem Schuss noch den sicheren Torhüter Johnny Herrera (73.).

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