FIFA macht Weg frei für XXL-WM

Zürich (APA/sda/dpa) – Gianni Infantino hat knapp ein Jahr nach der Wahl zum FIFA-Präsidenten eines seiner großen Wahlversprechen mit Hilfe des FIFA-Councils bereits eingelöst. Ab 2026 dürfen 48 Teams an der Fußball-Weltmeisterschaft teilnehmen. Das sind 50 Prozent mehr als beim derzeitigen WM-Modus mit 32 Mannschaften und doppelt so viele wie noch bei der WM 1994 in den USA.

Kritische Stimmen aus großen Fußball-Nationen in Europa blieben ungehört. Die 33 Mitglieder des Councils haben sich bei ihrer Sitzung am Dienstag einstimmig für die Aufstockung entschieden. „Fußball ist mehr als Europa und Südamerika“, sagte Infantino hinterher zu den Kritikern. „Wir sind im 21. Jahrhundert. Eine größere WM trägt bei zur Entwicklung in mehr Ländern.“

Zu Skeptikern aus Deutschland sagte Infantino: „Auch bei einer WM mit nur zwei Teams wäre eines davon immer Deutschland. Für viele andere Länder ist diese WM aber die Chance, einmal dabei zu sein.“

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Im Gegensatz zum regierenden Weltmeister hat das ÖFB-Team kein Abo auf Endrunden-Teilnahmen, weshalb ÖFB-Präsident Leo Windtner mit der Aufstockung zufrieden ist. „Es gibt 211 Mitglieder, und es ist der Wunsch kleinerer Nationen, eine größere Chance zu haben, bei diesem Top-Event dabei zu sein“, meinte der Oberösterreicher gegenüber der APA.

Die 48 Teams werden in 16 Gruppen zu je drei Mannschaften eingeteilt. Die ersten zwei jeder Gruppe qualifizieren sich für das Sechzehntelfinale. Die WM-Endrunde wird 2026 80 statt wie bisher 64 Spiele umfassen. Allerdings werden die beiden Finalisten wie bisher sieben Partien bestreiten. „Es war wichtig, einen Modus zu finden, der den Kalender nicht dichter macht und die Belastung für die Spieler nicht erhöht“, meinte Infantino. Die WM soll auch mit dem neuen Modus und mehr Teams weiterhin 32 Tage dauern.

Infantino: „Bei WM mit zwei Teams wäre Deutschland dabei“

Doch auch wenn Infantino davon spricht, dass es „nichts Negatives“ gebe an der Vergrößerung der WM, werden einige heikle Fragen genau diskutiert werden müssen. Dass in der Vorrunde immer ein Team spielfrei ist, vergrößert die Möglichkeit zu Ergebnisabsprachen im letzten Gruppenspiel. Aus diesem Grund hatte die FIFA nach der WM 1982 in Spanien, als der „Nicht-Angriffspakt“ zwischen Deutschland und Österreich für Aufsehen gesorgt hatte, den Modus mit der Zwischenrunde mit Dreiergruppen wieder geändert.

Wie dieser Problematik begegnet wird, muss zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Mehrere Ideen liegen offenbar schon auf dem Tisch. In der FIFA spricht man über die Möglichkeit, die Unentschieden abzuschaffen und schon in der Gruppenphase mittels Elfmeterschießen einen Sieger zu ermitteln.

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Eine Variante ist offenbar auch, bei Punktgleichheit das FIFA-Ranking für die Platzierung heranzuziehen. Oder das nominell stärkste Team die ersten zwei Partien austragen zu lassen, damit dieses möglichst schon für das Sechzehntelfinale qualifiziert ist und die beiden anderen Mannschaften im letzten Gruppenmatch den zweiten Teilnehmer an der K.o.-Phase ermitteln.

Solche Fragen sind „erst wenige Jahre vor dem Turnier“ (Infantino) zu erörtern. Wichtig war am Dienstag offenbar nur, die Aufstockung abzusegnen, damit nun mit der Bewerbungsphase für die Organisation der WM-Endrunde 2026 begonnen werden kann. Europäische und asiatische Verbände dürfen nicht kandidieren, weil auf diesen Kontinenten die WM 2018 beziehungsweise 2022 stattfinden.

Offenbar planen die USA und Kanada als Co-Gastgeber, womöglich im Verbund mit Mexiko als einer Art Junior-Partner, eine Kandidatur. Es wäre das erste Mal, dass eine WM-Endrunde in drei Ländern durchgeführt wird. Dies wäre eine direkte Auswirkung der Aufstockung. Denn selbst für einen Riesen wie die USA wäre die Beherbergung von 48 Teams, von 1.104 und nicht wie bisher 736 Spielern und die Durchführung von 80 Partien in 32 Tagen im Alleingang eine Herkulesaufgabe.

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Das Mega-Turnier soll der FIFA Mehreinnahmen von rund einer Milliarde Dollar bringen. Bis dahin muss sich der Weltverband aber noch den Diskussionen stellen, wie die zusätzlichen Startplätze auf die Kontinental-Verbände aufgeteilt werden.

Windtner hat in dieser Angelegenheit eine klare Meinung. „Die UEFA darf sich nicht abspeisen lassen, sie ist die sportlich und wirtschaftlich stärkste Konföderation der Welt, daher muss es hier eine entsprechende Aufstockung geben“, forderte der Oberösterreicher. Klarheit könnte es in dieser Sache nach dem Treffen des FIFA-Councils am 9. Mai in Bahrain geben.

Europa hat derzeit mit 13 Startern das größte Kontingent. Infantino hatte besonders Afrika und Asien mehr WM-Teilnehmer versprochen. Nun sagte der Schweizer: „Es gibt keine Garantien. Sicher ist nur, dass alle mehr bekommen, manche viel mehr, manche ein bisschen mehr.“

2018 und 2022 findet die WM noch mit 32 Teams statt, da für die Turniere schon entsprechende Marketing-Deals abgeschlossen sind. Den FIFA-Funktionären lagen vier Reformmodelle vor, darunter zwei mit 40 Teams, die durch andere Vorrundenkonstellationen noch mehr WM-Spiele bedeutet hätten. Diese Varianten wurden abgelehnt, wie auch das Format mit einer Play-off-Runde vor dem eigentlichen Turnierstart.

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