Kein Gegenkandidat: FIFA-Präsident Infantino vor nächster Amtszeit

FIFA-Präsident Gianni Infantino steht vor seiner zweiten Amtszeit. Der Fußball-Weltverband gab am Mittwoch bekannt, dass es für die Wahl am 5. Juni keinen Gegenkandidaten gibt.

Gianni Infantino betrat das noble Cavalieri Hotel in Rom mit einem zufriedenen Lächeln, draußen strahlte die Sonne. Als der FIFA-Präsident am Mittwochnachmittag in der „ewigen Stadt“ ankam, wusste er längst: Bei seiner angestrebten Wiederwahl am 5. Juni kann ihm niemand mehr in die Quere kommen. Wie die Fußball-Weltverband bestätigte, wurde kein anderer Kandidat zugelassen – auch nicht der ehemalige Schweizer Nationalspieler Ramon Vega, der mit einer Bewerbung kokettiert hatte.

Der 47-Jährige konnte aber bis zum „Einsendeschluss“ am Dienstag nicht die notwendige Unterstützung von mindestens fünf Nationalverbänden vorweisen. Die Chancen auf einen Sturz des Amtsinhabers, der seit dem Februar 2016 die Strippen zieht, wären aber ohnehin gering gewesen. Zu groß ist trotz aller Kritik die Schar an Gefolgsleuten, zu mächtig Infantinos Position im Weltfußball.

So hatte in der vorigen Woche bereits die Konföderation von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik CONCACAF nach einer Council-Sitzung mitgeteilt, in jedem Fall für Infantino stimmen zu wollen. Andere Verbände, vor allem außerhalb der eher Infantino-kritischen Europäischen Fußball-Union (UEFA), wären wohl gefolgt. Schließlich hatte er ihnen viele Geschenke gemacht, allen voran mit der Aufstockung der WM-Endrunde auf 48 Mannschaften, die spätestens 2026 in den USA, Kanada und Mexiko vorgenommen wird.

Infantino hatte bereits im vergangenen Sommer beim FIFA-Kongress in Moskau bekannt gegeben, dass er sich erneut zur Wahl stellen wird. Gemäß den FIFA-Statuten kann der Nachfolger des 2015 im Zuge des Skandals gesperrten Schweizers Joseph S. Blatter maximal zweimal wiedergewählt werden.

Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erspart die Tatsache, dass niemand außer Infantino den Hut in den Ring geworfen hat, derweil eine möglicherweise wenig populäre Entscheidung. Auf der einen Seite steht die Verbandsspitze um Präsident Reinhard Grindel Infantino schließlich kritisch gegenüber, weil der sich im Zusammenhang mit einem mysteriösen Milliarden-Angebot für die Einführung einer weltweiten Nations League und einer Aufblähung der Klub-WM undurchsichtig verhält. Andererseits will der DFB seinen ohnehin nur überschaubaren Einfluss nicht dadurch schmälern, dass er den Zorn Infantinos auf sich zieht.

„Ich unterstelle ihm nichts Böses“, sagte Grindel, vor dem UEFA-Kongress am Donnerstag in Rom, bei dem laut Tagesordnung auch Infantino Redezeit erhält. Ob er zur bevorstehenden Wiederwahl etwas sagen wird? Trotz der fehlenden Gegenspieler nochmal für sich und die FIFA wirbt? Unwahrscheinlich. Und unnötig. Die große Mehrheit der 211 FIFA-Mitglieder wird sich ja ohnehin hinter ihn stellen – zumal es nun keine Alternative gibt.

(SID)

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