Legionärinnenstatistik: Deutsche Bundesliga gibt bei EM den Ton an

Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam hat bei der EM-Premiere in den Niederlanden dank der Legionärinnen aus der deutschen Bundesliga geglänzt. Die gesamte Startformation vom 1:0-Erfolg gegen die Schweiz kickt in einer der besten Ligen Europas. Die gibt bei der Endrunde den Ton an. Neben den 20 Spielerinnen von Deutschland sind 41 Legionärinnen diverser Teams bei Bayern München und Co engagiert.

Österreich hat dabei mit 14 Akteuren den höchsten Anteil. „Für die deutschen Clubs ist es mittlerweile sehr interessant, Österreicherinnen oder Schweizerinnen zu holen. Es gibt keine Sprachbarriere, die Integration geht viel schneller“, erläuterte Schweiz-Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg.

Laut Nina Burger ist die deutsche Liga im Vergleich zur US-Liga, wo sie früher gespielt hatte, ein bisschen besser. Dort werde man von Spiel zu Spiel richtig gefordert. „Man kommt als Profispielerin im Ausland auch viel öfter zum Trainieren. Dadurch ist man einfach körperlich fitter und für den Fußball, den wir im Nationalteam spielen, besser bereit“, schilderte die ÖFB-Rekordtorschützin.

Das weiß auch Sarah Puntigam. „Ich denke, dass es in der österreichischen Liga nicht so der Fall wäre, dass man jedes Wochenende voll gefordert ist. Von dem her ist es für das Nationalteam nur positiv, dass viele Teamspielerinnen in Deutschland oder anderswo im Ausland spielen“, sagte die defensive Mittelfeldspielerin.

Nur Spanien, Frankreich, England und Russland haben keine in Deutschland tätige Akteurin im Kader. Die Engländerinnen und Russinnen sind die einzigen Teams, die nur auf Spielerinnen aus der heimischen Liga setzen. Vom ÖFB-Kader stehen acht Kickerinnen in der Heimat unter Vertrag.

Der Anteil an in Deutschland spielenden Kickerinnen bei der EM ist mit 61 sehr hoch, England (40), Schweden (36) und Frankreich (35) folgen dahinter. „Deutschland gehört sicher zu den stärksten Ligen der Welt. Die Spielerinnen werden Woche für Woche gefordert. Bei jedem Training lernt man, sich durchzusetzen“, sagte die bei Bayern München in der Medienabteilung tätige Ex-ÖFB-Stürmerin Nina Aigner.

Die 37-Jährige hatte zwischen 2001 und 2011 für die Bayern gespielt. Mittlerweile hat es Tradition, dass dort ÖFB-Kickerinnen zu sehen sind. Waren es früher Gertrud Stallinger, Aigner, Sonja Spieler, Birgit Leitner oder Melanie Fischer, sind es heute ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, Carina Wenninger und Torfrau Manuela Zinsberger.

Vom aktuellen Kader hatten sich auch Laura Feiersinger (2011 bis 2016), Puntigam (2009 bis 2012), Nadine Prohaska (2009 bis 2011), Jasmin Eder (2009 bis 2011) und Virginia Kirchberger (2009 bis 2011) in München versucht.

„Es freut mich, dass österreichische Spielerinnen mittlerweile ein fester Bestandteil beim FC Bayern sind“, verlautete Aigner. Die Frauenauswahl ist ein Teil der großen Bayern-Familie. „Die vergangenen Jahre waren sehr erfolgreich und somit stieg auch die Akzeptanz und Unterstützung innerhalb des Vereins. Aber natürlich muss dieser Erfolg weiter bestätigt werden. Das ist die Herausforderung beim FC Bayern“, gab Aigner Einblick.

Vergangene Saison gab es keinen Titel, national Rang zwei. Das Double holte der VfL Wolfsburg, der mit 14 Spielerinnen bei der EM am stärksten vertreten ist. Dahinter folgen der FC Barcelona und Champions-League-Sieger Olympique Lyon (je 12). Die Bayern bringen es wie Montpellier auf elf Akteurinnen.

Die französische Liga gab 2016/17 europäisch den Ton an, dank PSG gab es ein französisches Endspiel in der „Königsklasse“. Lyon triumphierte zum zweiten Mal in Folge. „Die französische Liga ist sportlich im Aufwind, ich könnte mir schon vorstellen, dorthin zu wechseln“, verriet Puntigam. Einen anderen Wechsel gab es kürzlich: Die für die EM auf Abruf nominierte 19-jährige Adina Hamidovic ging von St. Pölten zum deutschen Club SC Sand, wo nun vier ÖFB-Kickerinnen tätig sind.

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