Löw feiert Jubiläums-Sieg als Deutschland-Teamchef

Sotschi (APA/dpa/Reuters) – Joachim Löw hat am Sonntag beim 3:1-Erfolg gegen Afrika-Meister Kamerun beim Fußball-Confederations-Cup einen Jubiläums-Sieg als Deutschland-Teamchef gefeiert. Im 150. Länderspiel gewann der 57-jährige Weltmeister-Coach zum bereits 100. Mal. Beim Halbfinal-Einzug des deutschen Perspektivteams in Sotschi sorgte der Videobeweis abermals für heftige Diskussionen.

Löw ist damit der erste deutsche Teamchef, der die Schallmauer von 100 Siegen geknackt hat. Auch die Turnierbilanz des ehemaligen Tirol- und Austria-Trainers liest sich beeindruckend: Bei allen sechs Turnieren mit Löw als Cheftrainer erreichte die deutsche Nationalmannschaft mindestens das Halbfinale. Auch in Russland stieg das junge deutsche Team mit nur drei Weltmeistern von Brasilien 2014 ins Halbfinale auf.

„Ich bin sehr stolz und voll des Lobes“, sagte Löw zum bisher Erreichten. „Das Halbfinale und die besten Vier zu erreichen, konnte man vielleicht vorher in der Konstellation nicht unbedingt erwarten“, zeigte er sich begeistert. „Die Anspannung war schon irgendwie zu spüren. Auch bei den jungen Spielern. Es war ein K.o.-Spiel. Dass wir das Halbfinale erreicht haben, ist etwas ganz Außergewöhnliches für die Mannschaft“, freute sich Löw.

Besonders überzeugt hat RB-Leipzig-Stürmer Timo Werner mit seinen ersten beiden Treffern im Nationalteam. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sein erstes Länderspieltor macht. Wir merken, dass wir eine richtig gute Mannschaft sind und viel drauf haben“, freute sich der 21-Jährige nach seinem erst vierten Länderspiel. „Der Confed-Cup ist gerade für uns junge Spieler eine Riesen-Erfahrung. Wir lernen hier ein bisschen kennen, wie es bei einem großen Turnier wie einer Weltmeisterschaft läuft“, meinte Werner, der durch seine Schnelligkeit und Robustheit glänzte.

Für die junge deutsche Mannschaft geht es erst am Donnerstag (20.00 Uhr) im Halbfinale gegen Mexiko weiter. „Wir wollen noch nicht so vermessen sein und sagen: Wir wollen jetzt das Turnier gewinnen. Aber wir sind nicht hier, um zu sagen: Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden, reicht uns“, gab Werner selbstbewusst das Ziel vor. Löw warnte aber sein Team: „Mexiko ist eine sehr unangenehme Mannschaft mit vielen wendigen, technisch guten Spielern, die extrem laufstark sind.“ Ebenfalls im Semifinale steht Chile nach einem 1:1-Remis gegen Außenseiter Australien. Der Südamerikameister kämpft am Mittwoch (20.00 Uhr) gegen Europameister Portugal um den Einzug ins Finale.

Am Sonntag war auch wieder der Videobeweis ein Gesprächsthema. Denn der kolumbianische Schiedsrichter Wilmar Roldan sorgte nach etwa einer Stunde Spielzeit für Verwirrung. Nach einem Tritt des Kameruners Ernest Mabouka gegen das Knie von Emre Can zeigte er nach Rücksprache mit dem Video-Referee fälschlicherweise Sebastian Siani die Gelbe Karte, korrigierte dann aber auf Rot. Erst nachdem die ganze Mannschaft Kameruns protestiert hatte, überprüfte Roldan die Situation ein weiteres Mal und stellte den wahren Übeltäter Mabouka vom Platz.

„Jeder war verwirrt, mich inkludiert“, ärgerte sich Kameruns Teamchef Hugo Broos. „Frag mich nicht, was wirklich passiert ist. Beide Spieler hatten ihre Beine weit oben. Ich verstehe nicht, warum er meinem Spieler die Rote Karte geben musste“, kritisierte er die Entscheidung. Nach der Niederlage gegen Deutschland verabschiedete sich der Afrika-Meister sieglos vom Confed-Cup.

Grund für den Niveau-Unterschied sieht Trainer Broos im Rückstand bei der Fußball-Infrastruktur. „Es gibt zu wenige Fußballfelder, zu wenig Infrastruktur im Land. Deshalb ist es unmöglich, gute Fußballer für den modernen Fußball zu trainieren“, meinte der Belgier. „Nach dem Sieg beim Afrika-Cup habe ich immer gesagt, dass wir eines der besten Teams in Afrika sind. Dennoch gibt es noch immer einen Unterschied zwischen uns und dem modernen Fußball“, fügte Broos hinzu.

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