Maradona hofft auf Neustart in Drogenhochburg

Mit Pauken und Trompeten wurde Diego Maradona als Trainer bei Dorados de Sinaloa empfangen. Der einstige Fußball-Gott hofft in Mexikos Drogenhochburg auf einen Neustart.

Diego Maradona schleppte sich mit Mühe über den Rasen und ließ seine Spieler im Mittelkreis leichte Dehnübungen ausführen. Der neue Trainer von Dorados de Sinaloa hat offenbar Schmerzen beim Laufen, winkte aber trotzdem freundlich zu den Fans, die ihn mit Trommeln und Trompeten lautstark empfingen.

Maradona: „Ich war 14 Jahre krank“

Nach Jahren mit Schlagzeilen um Alkohol, Drogen und Übergewicht hofft die Fußball-Ikone beim mexikanischen Zweitligisten auf einen Neustart. Auf der Pressekonferenz nach dem ersten Training sagte der 57-Jährige: „Ich war 14 Jahre krank. Jetzt will ich die Sonne sehen. Ich will abends ins Bett gehen. Ich bin noch nie ins Bett gegangen. Ich wusste nicht einmal, was ein Kissen ist.“

Dass dies ausgerechnet im Bundesstaat Sinaloa gelingen soll, sorgte in den Sozialen Netzwerken für Gelächter. Culiacan ist Sitz des Sinaloa-Kartells, das durch Drogengeschäfte, Geldwäsche und Menschenhandel bekannt wurde. Auch um Maradona rankten sich immer wieder wilde Drogengeschichten, bei der WM 1994 wurde der Weltstar wegen der Einnahme von Ephedrin gesperrt.

„Als ich Drogen genommen habe, hat es mich dazu gebracht, rückwärts zu gehen. Als Fußballspieler muss man aber vorwärts gehen“, gab sich Maradona bei seiner Vorstellung reumütig. Er habe sich viele Fehltritte geleistet, doch jetzt verspüre er die Verantwortung von jemandem, „der ein Kind in den Armen hält“, erklärte der viermalige WM-Teilnehmer.

Dorados tief im Abstiegskampf

Sportlich hat der frühere Profi vom FC Barcelona und SSC Neapel eine schwierige Aufgabe vor sich. Dorados befindet sich in höchster Abstiegsnot. „Es wird schwierig, uns zu besiegen“, kündigte Maradona jedoch selbstbewusst an. Der frühere Ballzauberer erhielt einen Vertrag über elf Monate und soll 1,4 Millionen Euro verdienen.

Bislang kann Maradona als Trainer keine großen Erfolge vorweisen. Zuletzt coachte er in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Zweitligisten Al Fujairah ohne Glück. Bei der WM 2010 in Südafrika scheiterte er als Trainer Argentiniens mit einer krachenden 0:4-Niederlage im Viertelfinale gegen Deutschland.

Erst im Juli hatte Maradona den Job als Präsident des weißrussischen Klubs Dinamo Brest angenommen. Auch damals wurde er mit viel Pomp vorgestellt. Bei der WM im Sommer in Russland fiel der einstige Weltstar mit groteskem Verhalten auf den Zuschauertribünen auf.

Maradona leistet sich Fehltritt

Und nun Dorados de Sinaloa, ein Klub, bei dem der heutige Star-Trainer Pep Guardiola 2006 seine Karriere als Spieler ausklingen ließ. „Pep war damals nicht so berühmt, man kannte ihn aber schon. Maradona stellt aber alles in den Schatten“, sagte Carlos Salazar, ein Fan von Dorados, nach der Präsentation des neuen Chef-Trainers.

In Mexiko feierte Maradona mit dem WM-Triumph von 1986 seinen größten Erfolg, doch zuletzt machte er sich dort viele Feinde. Noch im Juni hatte Argentiniens Volksheld erklärt, dass Mexiko kein würdiger Ausrichter der WM 2026 sei. Nun meinte der frühere Weltstar, dass die mexikanische Nationalmannschaft ihm sehr am Herzen liege und mit großen Fußball-Nationen wie Deutschland und Belgien auf Augenhöhe spielen müsste. Hoffentlich glaubt man ihm.

SID
Bild: Getty Images