Maximale Unterhaltung: Erster Sky-Talk über den Dächern von Salzburg

Wien, 9. April 2015. Eine unterhaltsame Reise durch die letzten Fußball-Jahrzehnte und emotionale Diskussionen zum Salzburger Fußball erlebten knapp 100 Gäste am Mittwochabend im „Loft“ in Salzburg-Mülln beim ersten Sky-Talk. Auf dem Podium nahmen vier Persönlichkeiten Platz, die den österreichischen Fußball in den letzten Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt hatten.

Über den Dächern der Salzburger Innenstadt begrüßte Moderator Thomas Trukesitz den langjährigen Präsidenten von Austria Salzburg, Rudolf Quehenberger, Erfolgscoach Otto Baric sowie die Fußball-Legenden und Sky-Experten Hans Krankl und Heribert Weber.

Guardiola wie Baric
Otto Baric, 81 Jahre jung, in den 1990er-Jahren mit Salzburg national wie international erfolgreich, verteilte keine Gastgeschenke. Sein Zeit als Trainer in Salzburg sei schon „sehr schön“ gewesen, „aber schön war es auch in Wien bei Rapid oder in Graz bei Sturm. Ich kann nicht sagen, dass es in Salzburg am schönsten war.“ Aber mit Sicherheit sehr speziell – oder, um es mit Baric zu sagen: Maximal.

Den Salzburger Fußball verfolgt Baric, auf dessen Visitenkarte 23 Trainer-Engagements stehen, durchaus. Viel mehr beobachtet er allerdings die Nationalmannschaften aus Österreich und Kroatien. „Österreich ist auf einem guten Weg. Aber wir, Kroatien, haben bessere junge Spieler. Wir haben sechs Spieler im Alter zwischen 18 und 22 Jahren mit der Qualität von David Alaba.“

Baric, der Motivationskünstler. Hans Krankl erzählt: „Ich habe erst heute wieder gehört, wie Guardiola mit Spielern spricht und sie motiviert. Sicher, der Fußball verändert sich, wird schneller, von Taktik geprägt. Aber das, wie Guardiola mit Spielern umgeht, hat Baric schon vor gut 40 Jahren gemacht. Das habe ich auch für meine Zeit als Trainer mitgenommen.“

Hans Krankl: „Die Konzepttrainer ohne Namen…“
Unweigerlich folgt die Frage aus dem Publikum: Herr Krankl, wollen Sie nicht wieder als Trainer arbeiten? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „Nachdem ich Teamchef war, habe ich nichts mehr gesehen, was mich interessiert hätte. Ich war Trainer in Innsbruck, in Salzburg, bei Rapid. Wo ich hinwollte, bin ich durch Selbstverschulden nicht hingekommen. Deshalb wollte ich nicht mehr Trainer sein.“

Nachsatz mit Augenzwinkern: „Ich möchte nicht lügen. Wenn mich Barcelona, Manchester United oder der AC Milan anrufen, wäre ich sofort bereit. Aber die werden mich wahrscheinlich nicht anrufen. Doch schauen wir mal – jetzt ist gerade die Zeit der Konzepttrainer ohne Namen. Es könnte ja sein, dass in einigen Jahren die Zeit der alten Weisen kommt.“ Rudi Quehenberger will es genau wissen, hakt nach: „Hans, würdest Du ein Angebot für den Trainerjob von Rapid annehmen?“ Krankl: „Nein.“

Red Bull vs. Austria
So sehr die vier Herren auf persönlicher Ebene miteinander harmonieren, so unterschiedlich sind ihre Meinungen zur aktuellen Situation im Salzburger Fußball. Hans Krankl ist sich sicher: „Red Bull Salzburg wird niemals die Sympathiewerte erreichen wie die damalige Salzburger Mannschaft. Sie sind ein neugegründeter Verein, der andere Klub war auf Tradition aufgebaut.“

Diplomatischer drückt sich Heribert Weber aus: „Es war damals eine einzigartige Zeit. Die Fans waren außergewöhnlich. Die Menschen haben mit uns mitgefiebert und mitgefeiert, das hat es in Österreich noch nie gegeben. Es gab ja auch noch nie einen Verein aus der sogenannten ‚Provinz‘, der sechs oder sieben Mal das Wiener Praterstadion gefüllt hat. Das wird es so nicht wieder geben.“

Wie sehr das Thema Stadt und Land emotional bewegt, wird deutlich, als Rudi Quehenberger das Wort ergreift: „Red Bull Salzburg ist der Nachfolger von Austria Salzburg. Die Austria ist ein neugegründeter Klub, der damit nichts mehr zu tun hat. Ich habe vor der Austria höchsten Respekt, das ist ein gut geführter Verein mit gutem Management. Sie werden auch sicher bald aufsteigen. Aber mein Blut ist rot wie Red Bull Salzburg.“

Im Publikum meint Walter Windischbauer, Obmann der Salzburger Austria, eine derart radikale Wandlung eines Klubs wie vor zehn Jahren in Salzburg wäre in Wien, etwa bei Rapid, nicht möglich. „Ich gebe zu bedenken, wir waren schon einmal Rapid Wienerberger“, hakt Krankl ein. Aber: „Rapid wird immer Grün-Weiß bleiben.“