Pfeifenberger in Litauen: Geschirr als Einstandsgeschenk vom Sportchef

Das Jahr 2020 hat für Heimo Pfeifenberger aufregend begonnen: „Am 2. Jänner kam über einen österreichischen Manager das Trainer-Angebot von Suduva Marijampole, am 4. Jänner hatte ich den Vertrag im Email-Postfach, am 7. Jänner habe ich unterschrieben und seit 10. Jänner bin ich da“, erzählt der neue Trainer-Legionär nicht ohne Stolz von seiner Entscheidung.

Viel Zeit zum Nachdenken blieb dem 53-Jährigen nicht. „Meine ältere Tochter hat gesagt: mach es! Das traut sich nicht jeder!“ Auch die Partnerin riet zu dem Schritt. „Und ich selbst wollte auch raus aus der Komfortzone, eine neue Lebenserfahrung warhnehmen. Dazu gibt es sportlich die Aussicht auf den Meistertitel und internationale Spiele.“

Positive Eindrücke

In kürzester Zeit wurden Informationen eingeholt: „Mein ehemaliger Mitspieler Christian Fürstaller hat geschäftliche Kontakte nach Litauen und von einem einfachen, wirtschaftlich aufstrebenden Land gesprochen, in dem auch finanziell alles sauber und seriös abläuft. Das hat mich beruhigt.“

Die ersten Eindrücke sind positiv. Am Freitag ging es allein und mit zwei Koffern mit dem Flugzeug von Wien in die Hauptstadt Vilnius, von dort weiter mit dem Auto in die 47.000-Einwohnerstadt Marijampule, gelegen zwischen Kaunas und polnischer Grenze. Kutschiert vom Deutsch sprechenden Sohn des Präsidenten. „Es läuft alles sehr familiär ab. Jeder hilft. Das taugt mir.“

Kein Geschirrspüler

Nach einer Nacht im Hotel hat Pfeifenberger bereits am Samstag eine kleine Wohnung im Zentrum bezogen. Wohnküche, Schlafzimmer, Bad. Kein Luxus. Kein Geschirr. „Ich bin mit dem Sportchef einkaufen gegangen, er hat’s bezahlt. Als Einstandsgeschenk“, lacht Pfeifenberger, dem aufgefallen ist: „Es gibt keinen Geschirrspüler. Kein Problem. Ich habe als Kind für meine Mutter auch mit der Hand abgewaschen. Das erdet.“ Zwar wurde auch eine größere Wohnung besichtigt, „aber die hat wild ausgeschaut.“ Es war die vom Ex-Trainer, einem Kasachen.

Strenges Regime

Die Methoden des Vorgängers sind wohl auch der Grund, warum Pfeifenberger die Chance erhalten hat: „Ich habe rausgehört, dass er ein sehr strenges Regime geführt hat mit stundenlangen Einheiten und Videositzungen. Dazu Straftrainings wenn es nur ein Unentschieden gegeben hat. Einige Spieler hätten da nicht mehr verlängert. Deshalb hat der Verein einen neuen Trainer gesucht.“

Pfeifenberger selbst sucht neben Neuzugängen für die Mannschaft noch nach einem jungen Co-Trainer, der auch Video-Analysen macht.

Sprachliche Herausforderung

Sprachlich wird es auch herausfordernd: „Das wird sich hauptsächlich auf Englisch abspielen. Verstehen tu ich fast alles, aber mit dem Sprechen hapert es noch. Da muss ich mich verbessern. Ins Russische wird übersetzt.“

Am Montag gibt es vor dem ersten Training das Kennenlernen des Tormanntrainers und der beiden Physios, die sich alle schon per Facebook bei Pfeifenberger gemeldet haben. Die Infrastruktur ist in Ordnung: „Kleines, feines Stadion, dazu eine Halle mit Kunstrasen.“

Saisonstart der Jahresmeisterschaft ist Anfang März, davor gibt es für den Meister („Drei Mal in Folge, das ist überraschend, weil Vilnius und Kaunas mehr Geld haben“) noch den Supercup. Die Trainings werden in den in den ersten Tagen noch nicht allzu intensiv ausfallen: „Alle hatten sechs Wochen Urlaub und es gab kein Heimprogramm.“

Beitragsbild: GEPA