Sarah Zadrazil ist Österreichs Fußballerin des Jahres

Wien (APA) –  Sarah Zadrazil ist Österreichs erste Fußballerin des Jahres. Die 25-jährige Salzburgerin gewann die Premiere der von der APA – Austria Presse Agentur unter den zehn Frauen-Bundesliga-Coaches durchgeführten Wahl. Die Mittelfeldspielerin des deutschen Bundesligisten Turbine Potsdam setzte sich mit 19 Punkten vor ihren ÖFB-Kolleginnen Laura Feiersinger (14) und Nicole Billa (13) durch.

„Es können nach der Karriere nicht viele von sich behaupten Österreichs Fußballerin des Jahres geworden zu sein. Das macht mich schon sehr stolz und ist auf jeden Fall sehr schön“, sagte Zadrazil. 2013 und 2015 wurde sie am US-College bereits als Spielerin des Jahres geehrt. „Es war natürlich auch in Amerika eine super Wertschätzung, aber die jetzige Auszeichnung ist noch einmal etwas ganz Anderes“, erläuterte die Mittelfeldspielerin.

Zadrazil wurde wie Billa und die viertplatzierte Manuela Zinsberger (11) zweimal auf Position eins gereiht. Daneben verbuchten auch Viktoria Schnaderbeck, Sarah Puntigam, Nina Burger und Laura Feiersinger erste Plätze. Feiersinger war diejenige Akteurin, die am häufigsten genannt wurde. Sechs Coaches hatten die Frankfurt-Offensivspielerin, die in der Liga wie Billa bei sechs Toren hält, in den Top drei. Zadrazil reichten fünf Nennungen, um zu triumphieren.

„Sie agiert mannschaftsdienlich und kämpferisch in jeder Phase des Spiels. Sie ist tonangebend im Mittelfeld, hat ein strategisches Auge und ist laufstark“, begründete Innsbruck-Trainer Masaki Morass seine Wahl. Bei Bergheims Helmut Hauptmann hörte sich das ähnlich an: „Sie besticht durch ihre sehr gute Physis, extrem hohe Laufbereitschaft, sehr gute Passqualität und ist auch torgefährlich.“ Fanni Vago (St. Pölten), Mario Graf (Neulengbach) und Bernhard Summer (Vorderland) wählten Zadrazil jeweils auf Position zwei.

Zadrazil stand im Herbst beim früheren Champions-League-Sieger Potsdam immer in der Startformation und spielte in neun von zwölf Partien durch. „Ich habe eine gewisse Führungsposition in der Mannschaft und fühle mich sehr wohl“, sagte die ÖFB-Spielgestalterin, die seit Sommer 2016 bei der Turbine tätig ist. Ihr Vertrag läuft bis Sommer 2020. Ein Clubwechsel ist kein Thema, die Chemie passt.

Sieben- bis achtmal wird pro Woche trainiert, einen Tag hat sie frei. „Es ist eine relativ volle Woche. Man hat zwar zwischen den Einheiten genug Zeit, um Sachen zu unternehmen, aber man investiert schon sehr viel“, gab Zadrazil Einblick. Sie wohnt unweit des Trainingszentrums in einer vom Club zur Verfügung gestellten Wohnung. Mit ihren Clubkolleginnen verbringt sie auch privat Zeit, geht dabei gerne Kaffee trinken, shoppen, ins Kino oder spazieren.

Mit ihren ÖFB-Teamkolleginnen ist sie vor allem via Handy verbunden. „Ich habe regelmäßig Kontakt, speziell mit der Laura (Feiersinger)“, verriet Zadrazil. Im Nationalteam brachte es Zadrazil seit ihrem Debüt am 25. August 2010 auf 64 Einsätze, wobei ihr acht Tore gelangen. Die 1,67-Meter-Frau war auch eine Stütze beim größten ÖFB-Frauenfußballerfolg – dem EM-Halbfinale 2017.

„Sie verdient es, weil sie eine unglaublich tolle Persönlichkeit ist“, sagte ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer über die Siegerin der erstmals durchgeführten Wahl. Im Nationalteam gehöre Zadrazil zu den zwei, drei Spielerinnen, die eine absolute Führungsrolle am Platz und außerhalb des Platzes übernehmen würden. „In Deutschland hat sie sich bei einem Topverein durchgesetzt, das spricht noch einmal für sie“, fügte Thalhammer hinzu.

Gemeinsam wollen sie in Zukunft weitere Highlights erleben. Zadrazils Profikarriere hat kein fixes Ablaufdatum. „Solange es mir Spaß macht und es körperlich möglich ist, werde ich es ausüben“, sagte Zadrazil. Einen Plan B hat sie: Sie wird nach dem Fußball als Kindergartenpädagogin arbeiten.

Der Fußball wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater war Trainer, ihr 28-jähriger Bruder Patrick spielte früher in der Regionalliga (u.a. bei Grödig). „Dadurch waren wir jeden Tag am Fußballplatz und so habe ich auch angefangen“, erklärte Zadrazil. Das runde Leder setzte sich im Vergleich zu Sportarten wie Skifahren, Tennis, Volleyball oder Snowboard als Hauptsportart durch.

Seit Dienstag genießt Zadrazil die Winterpause, die am 7. Jänner endet. Die freie Zeit wird in der Heimat verbracht, vor dem Heiligen Abend im Kreis der Familie in St. Gilgen stand noch ein Kurz-Skiurlaub in Großarl auf dem Programm. „Ich bin früher Rennen gefahren, ich kann es also halbwegs, von dem her sollte nichts passieren“, sagte Zadrazil. 2018 bleibt für sie als „sehr lehrreiches Jahr, das erfolgreicher sein hätte können“ in Erinnerung.

Artikelbild: GEPA