Ghana feiert Aushilfscoach Addo – Bento verärgert

Ghanas Interims-Teamchef Otto Addo hat mit seinem Team bei der Fußball-WM in Katar alle Chancen auf den Aufstieg ins Achtelfinale. „Das war sehr emotional“, sagte der 47-jährige gebürtige Hamburger am Montag nach dem 3:2 in Al-Rayyan gegen Südkorea und sprach zudem voller Stolz über sein Team und den Machtwinner Mohammed Kudus. „Er ist ein super Typ und hat einen ganz tollen Charakter. Er ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg, ein großer Spieler zu werden“, lobte Addo.

Der 22-jährige Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam schoss die „Black Stars“ mit zwei Toren (34., 68.) zum ersten WM-Sieg seit 2010. „Wir hatten heute viele Auf und Abs“, sagte der für die WM von Borussia Dortmund freigestellte Addo zum turbulenten Spiel. Sein Team führte bereits 2:0 – Southampton-Verteidiger Mohammed Salisu (24.) hatte das erste Tor geköpfelt – ehe die kampfstarken Asiaten durch einen Doppelpack von Gue-Sung Cho (58., 61.) noch ausglichen. Anders als beim 2:3 Ghanas zum Auftakt gegen Portugal hatten die Afrikaner diesmal mehr Glück.

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Nun haben sie den Einzug ins Achtelfinale in der eigenen Hand. Am Freitag kommt es gegen Uruguay zur Neuauflage des legendären WM-Viertelfinals von 2010. „Ich sehe das nicht als Revanche“, sagte Addo dazu. Seine Spieler hingegen zeigten mehr Leidenschaft angesichts der Ausgangslage und feierten auch ihren Aushilfstrainer. „Er ist der Motor des Teams. Er macht alles für uns. Alles, was man auf dem Platz sieht, kommt von ihm“, sagte der mittlerweile für Auxerre tätige Ex-Salzburg-Profi Gideon Mensah.

Addo, der im eigentlichen Job beim BVB die Top-Talente coacht, war zusätzlich im September 2021 zunächst Co-Trainer seines Heimatlandes. Nach dem enttäuschenden Afrika-Cup Anfang 2022, für den Addo keine Freigabe erhalten hatte, warfen die Ghanaer den Serben Milovan Rajevac als Nationaltrainer raus. Addo schaffte danach als Interimscoach im Play-off gegen den Erzrivalen Nigeria und erstmals nach 2014 wieder die WM-Qualifikation.

Nach dem Turnier in Katar ist für Addo als Teamchef aber wieder Schluss. Planmäßig soll er dann zum BVB zurückkehren, könnte vorher aber noch zum Nationalhelden Ghanas aufsteigen, sollte er die Black Stars tatsächlich wieder in die K.o.-Runde führen. „Wir sind sehr enthusiastisch nach diesem Spiel“, sagte Kudus und lobte ebenfalls die Stimmung im Kader unter Addo: „Selbst nach der Niederlage gegen Portugal hatten wir einen tollen Teamgeist.“

Unterdessen mahnte Addo zur Vorsicht vor Uruguay. „Es wird wieder sehr schwer.“ Der Coach sagte aber auch: „Ich bin selbstbewusst genug zu sagen, dass wir dieses Spiel gewinnen können.“

Weniger gut war die Laune bei Südkoreas Teamchef Paulo Bento. Der Portugiese sah wegen Schiedsrichterkritik unmittelbar nach dem Schlusspfiff die Rote Karte und darf daher im letzten Gruppenmatch gegen sein Heimatland Portugal nicht auf der Bank sitzen.

Der englische Referee Anthony Taylor hatte sich den Unmut des Betreuerteams zugezogen, weil er einen Corner der Südkoreaner nicht mehr ausführen ließ. „Der Schiedsrichter hat uns die Chance genommen. Paulo hat darauf reagiert“, sagte Assistenzcoach Sergio Costa auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Costa sparte nicht mit Vorwürfen. „Es ist ein Mangel an Fairness hier. Es ist richtig, dass wir uns unfair behandelt fühlen.“ Am Ende der ersten Hälfte habe es eine ähnliche Szene gegeben, wo für Ghana entschieden worden sei. Für Südkorea geht es am Freitag gegen Portugal trotzdem noch um den Achtelfinal-Einzug, auch wenn die Chancen massiv gesunken sind. Bei zuvor zehn WM-Teilnahmen hatte man nur zweimal die K.o.-Phase erreicht.

Durch die Rote Karte kann Bento gegen sein Heimatland nicht an der Seitenlinie stehen. „Wir werden das Spiel bestmöglich vorbereiten. Das wird nicht einfach für mich“, meinte Bento. „Ich hoffe, alles geht gut. Es ist eine schwere Gruppe.“

(APA/dpa/Reuters)

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