Golf: Das Finale im Race to Dubai mit Bernd Wiesberger

So spannend war die letzte Etappe des Race to Dubai selten. Sieben Spielern bietet sich bei der DP World Tour Championship die Chance auf den Sieg in der Jahreswertung. Aber nur Rory McIlroy und Danny Willett haben es selbst in der Hand, sich die damit verbundene Extra-Prämie zu sichern. Für die deutschen Starter Martin Kaymer und Maximilian Kieffer geht es genauso wie für den Österreicher Bernd Wiesberger darum, sich in den Platzierungskämpfen im Race to Dubai und der Weltrangliste zu behaupten. Kommentar: Carlo Knauss und Irek Myskow.

Das Turnier
Das Race to Dubai gleicht einem Marathon. Er führte in den vergangenen zwölf Monaten durch 46 Turniere in 26 Ländern auf vier Kontinenten. Die besten 60 Spieler sind jetzt auf die Zielgerade eingebogen. Bei der DP World Tour Championship fällt die Entscheidung über den Sieger der Jahreswertung auf der European Tour. Seit der Einführung des Race to Dubai im Jahr 2009 findet das Saisonfinale in dem Emirat am Persischen Golf statt. Neben der 78 Jahre alten Harry Vardon Trophy winkt ihm ein Bonus von bis zu 1.875.000 US-Dollar, etwa 1,75 Millionen Euro. Insgesamt werden nach dem Turnier bis zu 6.355.500 Dollar an Prämien ausgezahlt. Und das sind nur die Sonderprämien für die Jahreswertung. Das Turnier selbst ist mit acht Millionen Dollar dotiert. Der Sieger erhält etwa 1.240.000 Euro.

 

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Der Platz
Der Earth Course im Jumeirah Golf Estates wurde von Beginn an als zukünftiger Turnier-Platz für die DP World Tour Championship geplant. Seine Premiere feierte er wie das Turnier im November 2009. Da war er allerdings schon über eineinhalb Jahre fertig und theoretisch bespielbar. Doch von April 2008 bis zum Debüt 19 Monate später sollte die komplette Anlage nahezu ohne Beanspruchung reifen, um den Stars der European Tour absolute Top-Konditionen zu garantieren.

 

 

 

Bei diesem Aufwand überrascht es nicht, dass für dieses Prestige-Projekt mit dem zweifachen Open-Champion Greg Norman eine Golf-Legende als Architekt engagiert wurde. Beim Design ließ sich „The Great White Shark“ nach eigener Aussage von den großen Parkland-Kursen Europas und Nordamerikas inspirieren. Er zauberte eine grüne Oase mit vielen Bäumen, Pflanzen und Wasserhindernissen in die arabische Wüste. Dazu kommen über 100 Bunker, die an strategischen Punkten auf den Fairways und rund um die Grüns platziert wurden. Der hellweiße Sand wurde extra aus North Carolina importiert, da der Wüstensand sich dafür nicht eignete.

Der Platz ist nur leicht hügelig, die Fairways sind lang und oft recht breit, die Grüns sind groß und sehr wellig. Es ist daher wichtig, dass der Ball auf der richtigen Seite der Fahne landet, um einen gute Chance beim Putt zu haben. Die letzten vier Löcher mit dem Insel-Grün auf der 17 und dem 567 Meter langen Schlussloch bezeichnet Norman als „die anspruchsvollste Meile im Golf“.

Der Titelverteidiger
Henrik Stenson liegt der Earth Course einfach. Im vergangenen Jahr glückte dem Schweden bei der DP World Tour Championship zum ersten Mal eine Titelverteidigung. „Das fühlt sich großartig an“, jubelte er, auch wenn der Erfolg anders als in 2013 nicht zum Sieg im Race to Dubai reichte. Stenson war einfach glücklich nach einer harten Runde Golf, in der er erst ganz am Ende den Sieg klarmachte.

In die Schlussrunde war er schlaggleich mit Rafael Cabrera-Bello gestartet. Das Duo hatte drei Schläge Vorsprung vor dem Rest des Feldes. Als sie ihren Vorteil nach der Hälfte der Runde um einen Schlag ausgebaut hatten, sah alles nach einem Zweikampf um den Sieg aus. Doch an der elf leistete sich zunächst Stenson ein Doppel-Bogey. Cabrera-Bello führte jedoch nicht lange mit zwei Schlägen, denn an der zwölf kassierte er selbst ein Bogey. Während sie sich fortan schwer taten, holten die Konkurrenten auf. Justin Rose und Rory McIlroy zogen an der 15 bzw. der 16 mit Stenson gleich, während Cabrera-Bello mit einem Doppel-Bogey zurückfiel.

Die Entscheidung zugunsten von Stenson fiel erst auf den letzten beiden Bahnen. Ausgerechnet auf den zwei schwierigsten Löchern gelangen dem Schweden zwei Birdies. Das reichte zum Sieg. Er habe auf den zweiten neun Probleme gehabt, gab Stenson zu. „Ich habe nicht mein bestes Golf gespielt und dann kam der Schock auf der elf“, erinnert er sich, „aber ich habe nicht aufgegeben.“ Und er wurde belohnt.

Die Favoriten
Sieben Spieler haben in dieser Woche noch die Chance, die Harry Vardon Trophy für den Jahresbesten auf der European Tour zu gewinnen: Rory McIlroy, Danny Willett, Justin Rose, Shane Lowry, Louis Oosthuizen, Branden Grace und Byeong Hun An. Aber nur McIlroy und Willett haben ihr Schicksal selbst in der Hand.

 

Vor dem Saisonfinale trennen den Spitzenreiter nur 1.613 Punkte vom Zweiten. Willett fehlte beim BMW Masters nur ein Schlag, dann wäre er als Führender in diese Woche gestartet. Doch der geringe Rückstand stört ihn nicht, er geht angriffslustig in das Duell mit dem Weltranglistendritten. „Wenn ich das Turnier gewinne, gewinne ich auch das Race to Dubai, so einfach ist das“, weiß der 28-Jährige. Das sei eine super Situation. „Natürlich muss ich sehr gut spielen, aber wenigstens habe ich eine echte Chance.“

Top-Favorit sowohl auf den Turniersieg als auch auf den Sieg im Race to Dubai ist jedoch McIlroy. „Ich kenne den Kurs sehr gut“, sagt der Nordire, „und ich habe hier schon Top-Ergebnisse abgeliefert.“ Das kann man sagen: McIlroy war bei allen sechs Austragungen dabei und sein schlechtestes Ergebnis war ein geteilter elfter Platz. Ansonsten holte er neben dem Erfolg 2012 einen zweiten, einen dritten und zwei fünfte Plätze. „Ich freue mich darauf und werde alles versuchen, um zu gewinnen“, verspricht er.

Mit Rang sieben beim BMW Masters hat Justin Rose die Lücke zum Führungsduo zwar etwas verringert, der Engländer kann sich aber selbst bei einem Sieg in Dubai nicht sicher sein, auch das Race to Dubai zu gewinnen. Weder McIlroy noch Willet dürften in diesem Falle Zweiter werden. Ähnliches gilt auch für Lowry, Oosthuizen, Grace und An.

Sie alle haben jedoch noch einen Joker im Ärmel. Der heißt Henrik Stenson. Der Schwede selbst kann trotz Rang drei beim BMW Masters nicht mehr das Race to Dubai gewinnen. Als doppelter Titelverteidiger hat er aber bewiesen, dass ihm der Earth Course sehr gut liegt. Sollte Rose oder einer der anderen vier also tatsächlich gewinnen, könnte er darauf hoffen, dass Stenson die beiden Führenden im Race to Dubai von Rang zwei fernhält.

Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Martin Kaymer und Bernd Wiesberger haben beim BMW Masters ihre letzte Chance, das Race to Dubai zu gewinnen, verspielt. Während Kaymer ohnehin nur mit einem Sieg oder dem alleinigen zweiten Platz die Chance auf die Harry Vardon Trophy gewahrt hätte, waren Wiesbergers Aussichten bis vor Kurzem noch sehr gut. Der Österreicher hätte bei den drei Turnieren der Final Series eine Top-Platzierung benötigt, um in dieser Woche noch im Race to Dubai mitzurennen. Doch letzten Endes war Platz 17 beim WGC – HSBC Champions seine beste Position. Beim BMW Masters landete er auf Rang 24. Das sei nicht seine Woche gewesen, twitterte Wiesberger, der vor allem mit seinen Putts haderte.

Neben Kaymer ist mit Maximilian Kieffer ein zweiter Deutscher beim Saisonfinale der 60 Besten dabei. Der 25-Jährige ist aktuell die Nummer 51 im Race to Dubai und freut ich auf sein Debüt bei der DP World Tour Championship.

 

Artikelbild: GEPA