Straka startet als erster Österreicher auf der PGA-Tour: „Es ist eine Ehre“

Birmingham (Alabama)/Wien (APA) – An einem denkwürdigen Wochenende hat Josef „Sepp“ Straka für österreichische Sportgeschichte gesorgt. Am Tag, an dem Vorbild Tiger Woods beim US-Tourfinale der große Comebacksieg gelungen war, löste der gebürtige Wiener eine Stufe darunter die Spielberechtigung für die amerikanische PGA-Tour. Los geht es für Straka schon diese Woche in Kalifornien.

Die Safeway Open in Napa (ab Donnerstag live auf Sky Sport HD) sind nach dem Ryder Cup rund um US-Star Phil Mickelson zwar nicht mega besetzt, aber mit 6,2 Mio. Dollar dotiert und machen deutlich, in welche Welt der 25-jährige Österreicher nun eintaucht. Mit über 350 Mio. Dollar Gesamtdotation ist die PGA-Tour die bestbezahlte Sport-Turnierserie weltweit. Und Österreich hat nach Baseball, NFL (Football), der NHL (Eishockey) und der NBA (Basketball) nun erstmals auch einen Spieler auf der größten Profigolf-Tour der Welt.

Straka: „Es ist immer noch ein Wahnsinn“

Weil der um eineinhalb Jahre jüngere Matthias Schwab (23) gleichzeitig in Europa eine Einladung zum mit 5 Mio. Dollar dotierten Dunhill Links in St. Andrews erhalten hat, sind beide ehemaligen US-Studenten und Freunde diese Woche auf den größten Profigolf-Touren am Start. Während Schwab nach seiner Vanderbilt-Zeit auf der European Tour angedockt hatte, blieb Austro-Amerikaner Straka bekanntlich in den USA.

„Es ist immer noch ein Wahnsinn und noch nicht ganz gesickert“, gestand Straka wenige Tage vor dem Aufbruch in eine neue Sport-Welt im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Als „Aufsteiger“ wird er zwar bis Jahresende nur vier oder fünf Events spielen können. Es sind aber genug, um PGA-Luft zu schnuppern und für 2019 die Kategorie zu verbessern.

Straka weiß, wie dünn die Luft im Profigolf ist. Für den mit 16 Jahren in die USA gewechselten US-Doppelstaatsbürger lief es auf der Web.com-Tour mit 9 verpassten Cuts so zäh, dass ihm der Absturz in die Drittklassigkeit drohte. Nicht zuletzt dank eines neuen Putters kehrten Selbstvertrauen und Form zurück. Mit dem ersten Karriere-Sieg in Kansas katapultierte er sich im Jahres-Ranking von 130 auf 19, beim Finale in Florida machte er nach einem in Portland noch vergeben „Matchball“ den Sack zu und qualifizierte sich mit Platz drei für die PGA-Tour.

Und das in der erst zweiten Profisaison. 2016 hatte der am 1. Mai 1993 im Wiener Rudolfinerhaus zwei Minuten nach seinem Zwillingsbruder Sam geborene und von klein auf „Sepp“ gerufene Josef sein Business-Studium an der University of Georgia beendet. Zuvor hatte der in Wien zur Schule gegangene Straka die Grundzüge des Golfsports bei Claude Grenier im Fontana GC erlernt, mit 16 folgte der Wechsel auf eine Higschool in den USA. Golferische Gastspiele in der alten Heimat gab es dank Einladungen mehrmals bei den Open in Atzenbrugg, 2017 spielte er dort sogar um den Sieg mit.

„Wollte schon als kleines Kind auf der PGA-Tour spielen“

Geklappt hat es nun aber in den USA. „Es war schon der Plan, möglichst rasch die PGA-Karte zu holen. Aber vor drei Monaten war ich noch ganz unten, seitdem ist alles sehr schnell gegangen“, erinnert sich Straka. Dass er zwei Wochen vor Kansas wieder den alten Putter, einen Rife Barbados, ins Bag genommen hat, zahlte sich aus. „Das hat sehr viel geholfen.“

Gefeiert wurde die Tourkarte mit Familie und Freundin im Steakhaus. Danach musste trotzdem wie immer im neuen Zuhause Birmingham die Wäsche versorgt werden, vor dem Tour-Start spielte er noch einen Fundraiser seiner „Bulldogs“ und feierte Geburtstag mit seiner Freundin. Donnerstag wird es ernst. Der 1,90 Meter große, 108 Kilo schwere und wegen seines Appetits „The Ox“ (der Ochse) gerufene Longhitter will es dennoch angehen wie immer. „Am Ende spielt man auch dort Golf und versucht, den Ball mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch zu bringen.“

Der erste Österreicher auf der PGA-Tour zu sein, sei natürlich aufregend. „Ich wollte schon als kleines Kind auf der PGA spielen. Jetzt als erster Österreicher dort zu sein, ist eine Ehre und wirklich cool.“ Noch gibt es natürlich viele Unbekannte. „Ich weiß nicht ganz, was diese Woche auf mich zukommt. Aber ich freue mich schon sehr.“ Natürlich werde er anfangs nervös sein. „Aber den Driver sehr lange und gerade zu schlagen, das hilft sicher auch auf der PGA-Tour. Die Nerven werden anfangs da sein, aber nach einigen Löchern wird es hoffentlich gehen.“

Irgendwann mit seinen Landsleuten Bernd Wiesberger und Matthias Schwab auf der US-Tour zu spielen, wäre ein Traum. „Mit Bernd habe ich schon in Atzenbrugg gespielt und mit Matthias bin ich ewig befreundet. Es wäre stark, sie bei Turnieren herüben zu sehen“, sagte der stets gelassen und zurückhaltend wirkende Straka. „Ich bin keiner, der so besonders viel auf Social Media herumschreibt und auch kein großer Redner. Ich spiele einfach nur gerne Golf.“

Strakas Vorbild ist Tiger Woods. „Das war das größte Comeback in der Sportgeschichte“, sagte der Österreicher zum Sieg des Amerikaners zuletzt beim PGA-Tourfinale. An seiner Begeisterung änderte auch die schwache Leistung des 14-fachen Major-Siegers beim Ryder Cup nichts. „Er war immer schon mein Lieblingsgolfer. Dass ich jetzt in einem Turnier mit ihm spielen könnte, ist Wahnsinn.“ Bisher hätte er gerne einen Tag mit Popstar Justin Timberlake getauscht. „Aber lieber würde ich einmal in den Schuhen von Tiger stehen.“

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Bild: GEPA