Grillitsch auch gegen Italien in Schlüsselrolle

Florian Grillitsch hat seinen Wert für das österreichische Fußball-Nationalteam bewiesen. Nach dem entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen die Ukraine (1:0) wird dem Niederösterreicher als Taktgeber im zentralen Mittelfeld auch im Achtelfinale gegen Italien eine Schlüsselrolle zukommen. Grillitsch kann den Rhythmus eines Fußballspiels bestimmen. Gegen den hohen Favoriten wird es am Samstag (21.00 Uhr) auch an ihm liegen, für Ruhephasen im ÖFB-Spiel zu sorgen.

„Es wird wichtig sein, dass wir auch Ballbesitzphasen haben“, meinte Grillitsch am Mittwoch im ÖFB-Teamcamp in Seefeld. Italien würde versuchen, Spiele zu dominieren. Bei Ballgewinn müsse man daher entscheiden, ob das gerne praktizierte schnelle Umschaltspiel Sinn mache. „Wenn es nicht geht, muss man auch einmal den Ball halten, damit wir nicht wieder vom Gegenpressing der Italiener überrascht werden und schnelle Ballverluste haben. Das wird sicher ein Schlüssel für die Partie.“

Grillitsch ist ein Meister darin, diese Entscheidungen zu treffen. Gegen die Ukraine glänzte Österreichs Nummer 10 mit Ruhe am Ball, aber auch mit Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Dabei war der 25-Jährige in den ersten beiden EM-Partien gegen Nordmazedonien (3:1) und die Niederlande (0:2) nur zu einem Kurzeinsatz gekommen – und entsprechend unzufrieden. „Ich mache mir selber gar keinen Druck“, betonte Grillitsch. „Dass es so gut geklappt hat, spricht für mich.“

Teamchef Franco Foda hatte den Hoffenheim-Profi für das Ukraine-Spiel als „prädestiniert“ bezeichnet. Er scheint es auch für die Italiener, die in einem ähnlichen 4-3-3-System auflaufen – wenn auch in einer anderen Qualität. Lange hatte Grillitsch im Nationalteam auf regelmäßige Einsätze warten müssen. 2018 und 2019 hatte der Neunkirchner wegen diverser Verletzung mehrfach passen müssen. In der EM-Quali bestritt er lediglich drei von zehn Partien.

Grillitsch über die Emotionen nach dem Achtelfinal-Einzug

Eine umso größere Bedeutung hat das Ausrufezeichen als „Spieler des Spiels“ gegen die Ukraine. „Für mich persönlich war das schon sehr wichtig. Ich habe immer gewusst, dass ich gute Spiele machen kann, dass ich ein guter Fußballer bin.“ Nicht umsonst sollen englische Premier-League-Clubs seit Jahren seine Entwicklung verfolgen. Ein Abgang aus Hoffenheim noch in diesem Sommer scheint nicht ausgeschlossen. Mit einer weiteren Glanzleistung in Wembley könnte Grillitsch Werbung in eigener Sache betreiben.

Underdog-Rolle als Trumpf?

„Klar sind wir der Underdog, aber vielleicht können wir das als Trumpf verwenden“, meinte der ÖFB-Spielgestalter. „Wir brauchen sicher einen Toptag. Vielleicht müssen wir noch eine Schippe drauflegen. Ich glaube, dass wir noch mehr können – das wird am Samstag auch nötig sein.“ Angst habe man nicht. „Wir haben Riesenrespekt vor Italien, wissen aber auch um unsere eigenen Stärken. Wir müssen uns auch nicht ganz so klein machen.“

„Es gibt für keinen Fußballer was größeres als das Wembley Stadion“

Mut sei auf jeden Fall gefordert. „Wir müssen einen klaren Plan haben, dann ist auch etwas möglich“, meinte Grillitsch. Foda verriet schon unmittelbar nach dem Achtelfinal-Einzug, einen solchen im Kopf zu haben. Gegen die Ukraine war sein Vorhaben aufgegangen. „Ohne ihn, ohne den Plan, hätten wir nie so eine Partie abliefern können“, sagte Grillitsch. Foda sei in seiner Art sehr sachlich, sehr geradeaus. „Er will auch nicht zu viel nach außen tragen, aber innerhalb arbeiten wir gut.“

Grillitsch selbst arbeitete am Mittwoch nur reduziert, das Mannschaftstraining ließ er aus. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich bin körperlich noch ein bisschen müde, das ist keine große Geschichte.“ Sein Ausfall würde für das ÖFB-Team auch schwerer zu verkraften sein, als vor wenigen Monaten angenommen. In der WM-Qualifikation Ende März gegen Dänemark fehlte Grillitsch aufgrund einer Gelbsperre. Am Ende stand mit einem 0:4 in Wien eine historische Niederlage.

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(APA)

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