Guardiola von Aufstellungs-Debatte genervt

Der Trainer des FC Bayern reagierte gereizt auf Fragen zu seinen Personalentscheidungen.

(SID) Unruhe befürchte er keine, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zuletzt. Doch da war wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedanken. Die ungeklärte Zukunft von Trainer Pep Guardiola bestimmt auch vor dem Audi-Cup in München die Schlagzeilen rund um den FC Bayern. Jede Aussage wird gedeutet, jede Geste analysiert, es wird spekuliert und diskutiert, ob es mit dem 44 Jahre alten Spanier beim Rekordmeister auch über 2016 hinaus weitergeht.

Das hochkarätig besetzte Vorbereitungsturnier am Dienstag und Mittwoch (jeweils ab 18.15 Uhr/ZDF und ZDFinfo) mit den europäischen Spitzenklubs Real Madrid, AC Mailand und Tottenham Hotspur, das Heimdebüt von Bayerns Zugang Arturo Vidal in der Allianz Arena oder die Rückkehr von Toni Kroos treten bei so viel Guardiola in den Hintergrund.

Den Bayern-Coach selbst nerven die ständigen Fragen, ob er seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag verlängert, sichtlich. „Ich weiß nicht. Ich will nicht wieder darüber sprechen“, sagte Guardiola am Montag mit finsterer Miene, nachdem er bereits am Freitag „das erste und letzte Mal“ erklärt hatte, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.

Doch beendet ist das Thema damit noch lange nicht – auch wenn Guardiola und die Bayern das gerne hätten. Zumal die Saison nach dem Audi-Cup, der für die Bayern am Dienstag mit dem Halbfinale gegen Milan startet, am Sonntag mit dem Pokalspiel in Nöttingen und dann mit dem Bundesliga-Auftakt am 14. August gegen den Hamburger SV erst so richtig beginnt.

Und schon jetzt ist sicher: Guardiola ist zum Erfolg verdammt, um die Diskussionen nicht noch lauter werden zu lassen. Er wisse, sagte er selbst, dass das Halbfinale in der Champions League bei so einem Verein „nicht genug ist“.

Deshalb verschärft der Bayern-Coach den Druck auf die Mannschaft. „Ich kann nicht jede Pressekonferenz über meine Entscheidungen reden. Die Spieler müssen mich überzeugen auf den Platz, jeder Spieler. Sie müssen kämpfen“, sagte er auf eine Frage zu Mario Götze, der bei der Niederlage im Supercup beim VfL Wolfsburg erst zum Schluss eingewechselt worden war.

Die Tonart verändert sich, auch bei den Verantwortlichen der Bayern in Sachen Guardiola.“Wenn er verlängert – wunderbar. Wenn nicht, muss man sich was Neues einfallen lassen. Dann wird die Welt nicht untergehen“, meinte Rummenigge. Und Sportvorstand Matthias Sammer legte in der Süddeutschen Zeitung nach: „Glauben sie mir: Bayern München wird auch ohne Pep Guardiola weiter atmen.“

Allerdings, so fügte Sammer an, sei der neue Tonfall „keine Abkehr von Pep“, das sei „fehlinterpretiert“, man habe einfach die Balance wiederherstellen wollen. „Die Leute draußen sollen wissen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Der FC Bayern ist total stabil“, sagte Sammer. Total stabil auch ohne Pep.

Guardiola hatte am Freitag mit dubiosen Sätzen ebenfalls wenig dazu beigetragen, die Situation zu entspannen – im Gegenteil. „Ich bin nicht komplett überzeugt, dass ich der Richtige für diesen Verein bin. Nie werde ich ein Problem für Bayern München“, sagte er etwa. Oder: „Wenn ich das Gefühl habe, dass ich vielleicht unangenehm bin, dann gehe ich einen Schritt nach hinten und ein anderer Trainer kommt hierher.“ Aber auch: „Ich bin sehr zufrieden. Ich habe kein Angebot von einem anderen Verein der Welt.“

Ein offizielles Angebot vielleicht wirklich nicht. Doch das kolportierte Interesse von Manchester City, wo in Ferran Soriano und Txiki Begiristain zwei ehemalige Weggefährten aus Barcelona in der Verantwortung stehen, dürfte auch Guardiola nicht entgangen sein. Und die Premier League hat der Spanier schon immer als lohnendes Ziel ausgemacht.

Es wird wohl noch einige Monate dauern, bis alles geklärt ist. Wenn der Verein „irgendwann nicht mehr warten kann, dann akzeptiere ich die Entscheidung“, meinte Guardiola dazu. Für die Stars spiele es „keine Rolle, ob jetzt vor oder nach der Winterpause eine Entscheidung fällt“, sagte Weltmeister Manuel Neuer, „weil wir erfolgreich Fußball spielen wollen“.