„Haben die Liga geprägt“: Janko blickt mit Vorfreude auf Sturm gegen Salzburg
Im Topspiel der 13. Bundesliga-Runde trifft Red Bull Salzburg heute auswärts auf Meister Sturm Graz (ab 16:30 Uhr live auf Sky Sport Austria – sei mit Sky Stream live dabei). Sky-Experte Marc Janko schätzt das Spiel zwischen den beiden Topklubs ein.
Die Bullen konnten in der vergangenen Runde vorerst die Tabellenführung in der ADMIRAL Bundesliga übernehmen. Mit dem Sieg gegen die Go Ahead Eagles konnte auch in der Europa League der erhoffte Befreiungsschlag gefeiert werden. Österreichs Vizemeister setzte sich im Heimspiel gegen die Go Ahead Eagles am Donnerstag verdient 2:0 (0:0) durch.
Sky-Experte Marc Janko erwartet ein enges Spiel zwischen Meister und Vizemeister. „Die Spiele Sturm gegen Salzburg waren die letzten Jahre eigentlich nicht immer attraktive aber auf jeden Fall intensive Duelle. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Kleinigkeiten werden entscheiden“, so der 42-Jährige. „Es sind die beiden Mannschaften, deren Duelle die österreichische Liga in den letzten fünf bis sechs Jahren geprägt haben. Die Kluft zwischen diesen Vereinen hat Sturm Graz definitiv schließen können und ist ihnen mittlerweile in vielen Belangen mindestens ebenbürtig.“
Salzburg trotz Defensivproblemen als Tabellenführer nach Graz
Trotz der Tabellenführung sieht Janko die Entwicklung der Salzburger in dieser Saison nicht durchgehend positiv. „Man hat auch gegen Ried gesehen, dass Salzburg noch immer die Probleme hat, die sie schon eine Weile begleiten. Auch wenn das Ergebnis in der Höhe vielleicht täuscht“, so der Sky-Experte. „Sie kassieren tendenziell zu viele Tore, ihnen passieren zu oft Schlampigkeiten, welche zu unnötigen Ballverlusten in gefährlichen Zonen führen. Davon konnten viele Mannschaften im In- und Ausland Profit schlagen.“
„Das hat sich in den letzten Monaten und Jahren immer wieder gezeigt. In der Defensivarbeit und im Spiel gegen den Ball haben sie oft unsauber agiert. Dann wird es natürlich schwer, auch wenn sie – wie gegen Ried – oft tolle Szenen in der Offensive zeigen. Vorne können sie Gegner nach wie vor vor große Probleme stellen“, fügt Janko hinzu.
Insgesamt 15 Gegentore haben die Salzburger in den ersten zwölf Runden kassiert. Das sind sieben mehr als zum selben Zeitpunkt in der letzten Meistersaison 2022/23 (8) und drei mehr als in der vergangenen Saison nach zwölf gespielten Runden (12).
„Respekt ist verloren gegangen“
Janko sieht mit den defensiven Schwächen der vergangenen Monate auch eine Veränderung der Erwartungshaltung in der Liga: „Wir reden immer noch von Red Bull Salzburg. Es gab Zeiten, da haben die Mannschaften nur gebetet, dass sie kein ‚Tragerl‘ bekommen, wenn sie nach Salzburg fahren. Mittlerweile ist es so, dass diese Furcht, die jahrelang von den Bullen ausgestrahlt wurde, nicht mehr vorhanden ist. Der Respekt vor den Auswärtsspielen ist etwas verloren gegangen und jeder Gegner glaubt, dass er in Salzburg etwas holen kann. Und das liegt eben auch daran, dass die Salzburger defensiv immer etwas anbieten und oft nicht kompakt genug stehen.“
„Es tut mir leid, wenn ich da jetzt zuletzt immer wieder sehr kritisch war, ich würde viel lieber alle loben, aber ich glaube schon, dass der Verein einen anderen Anspruch haben muss. Das versinnbildlicht eigentlich nur, in was für einer schwierigen Phase der Klub sich befindet. Es geht im Moment nichts leicht von der Hand. Zwar spielt keine Mannschaft in Österreich eine komplett souveräne Saison, aber die Zeiten, in denen eine Mannschaft durchmarschiert, sind vorerst vorbei. Und das ist für mich auch ein Sinnbild für den Zustand unserer Liga“, ergänzt Janko.
Janko fordert mehr Chancen für österreichische Talente
In den vergangenen Wochen gab es innerhalb der Bundesliga immer wieder Diskussionen um den Einsatz von österreichischen Spielern. Unter anderem Rapid-Sportchef Markus Katzer sorgte vor wenigen Wochen für Aufsehen, als er über die Kaderstruktur der Hütteldorfer gesprochen hatte. Der 45-Jährige erklärte, künftig nur noch auf Qualität achten zu wollen. Die Nationalität spielt fortan beim Rekordmeister nur eine untergeordnete Rolle. Auf die Aussagen folgte aus der Liga durchaus Kritik, unter anderem von Ried-Sportchef Wolfgang Fiala.
Auch wenn in Salzburg österreichische Talente wie Nicolas Seiwald und Xaver Schlager den Weg über die Akademie ins Nationalteam gefunden haben, sind die Bullen schon lange ein Verein, der vermehrt auf ausländische Talente setzt.
„Ich tue mir schon schwer, dafür Verständnis aufzubringen, vor allen Dingen, weil wir ja international auf Klubebene derzeit überschaubar gut performen, aber das ist ja auch nicht mehr der Fall“, so Janko. In der UEFA-Fünfjahreswertung liegt Österreich nach einem insgesamt schwachen Start in die Europacup-Saison nur noch auf Rang 16.
„Ich finde es besorgniserregend, wenn österreichischen Talente nicht öfter die Chance bekommen. Da sollte sich meiner Meinung nach die Liga als Ganzes einmal hinterfragen. Vielleicht sollte man sich einmal mit allen Vertretern zusammensetzen und versuchen, den einen oder anderen Hebel in Gang zu setzen, um österreichische Talente besser entwickeln zu können. Mittelfristig brauchen wir ein System – eine Liga – wo sich unsere in- und ausländischen Talente besser entwickeln können. Österreich war immer schon eine Ausbildungsliga und wird es auch immer sein.“ so der 42-Jährige.
Besonders die großen Klubs nimmt Janko in die Pflicht: „Ich denke da ganz besonders an die Farmteams der zweiten Liga. Da könnte man meiner Meinung nach Anreize schaffen, damit jungen österreichischen Spielern, die am Sprung zur ersten Mannschaft sind, auch Spielzeit garantiert wird. Aktuell rennt das alles nicht ideal“
Janko hinterfragt Nachwuchsarbeit: „Muss mehr rausschauen“
Zurück nach Salzburg: Die Bullen konnten sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit ihrer Nachwuchsarbeit auszeichnen. Zahlreiche Spieler aus dem Nachwuchs der Bullen schafften den Sprung über Salzburg zu Topteams, darunter die Nationalteamspieler Seiwald und Schlager. Doch auch in der Nachwuchsarbeit haben die Bullen laut Janko wieder Aufholbedarf. „Mit den Möglichkeiten von Red Bull Salzburg muss einfach viel mehr rausschauen“, so der Sky-Experte.
„Offensichtlich wurde in der jüngeren Vergangenheit auch die ein oder andere unglückliche Entscheidung getroffen, was Spielerverpflichtungen betrifft“, so Janko weiter. „In den Jahren davor hat man immer wieder ein goldenes Händchen bewiesen. Aktuell sind mir zu viele Spieler dabei, die sich nicht so entwickelt haben, wie man das wollte. Das kann natürlich immer passieren wenn man mit Jungen arbeitet, aber ich glaube schon, dass es möglich ist, auch in diesem Bereich wieder besser zu arbeiten.“
Kann Salzburg Meister werden? Das sagt Janko
Die Salzburger können sich am heutigen Sonntag mit einem Sieg gegen Sturm bereits ein wenig absetzen, auch wenn die Grazer ein Spiel weniger bestritten haben.
Die Ausgangslage im Meisterschaftskampf schätzt Janko offen ein: „Wenn wir nach dem Marktwert gehen, kann der Weg zum Meistertitel eigentlich nur über Salzburg und Sturm – vielleicht mit Abstrichen noch Rapid – führen. Aber gerade bei den Hütteldorfern hat man ja gesehen, wie schnell es gehen kann. Die haben unter Peter Stöger einen Rekordstart hingelegt und sind dann in ein Loch gefallen.“
„Prognosen sind immer schwierig, vor allen Dingen, wenn sie die Zukunft betreffen. Jedes Team hatte in den vergangenen Jahren Phasen, wo sie die PS nicht auf die Straße gebracht haben. Salzburg hat einen ordentlichen Kader und natürlich das Zeug, Meister zu werden. Aber ich rechne auch mit dem WAC und dem LASK“, ergänzt Janko. „Zusammenfassend ist es mittlerweile unmöglich einen Meisterschaftsfavoriten zu nennen weil es viele Mannschaften realistischerweise schaffen können.“
Bilder: GEPA
