Kurt Garger über die Rapid-Präsidentenwahl: „Wir leben ja nicht im Kommunismus“

  • Stefan Kjaer über die Kuratoriums-Nominierung fürs Wahlkomitee: „Das war demokratiepolitisch gesehen ein Wahnsinn“
  • Rainer Bortenschlager: „Der Spruch ,Wir sind Rapid und wer seid ihr‘ liest sich zwar sehr gut auf dem Fan-Leibchen, aber er darf von der Klubführung nicht gelebt werden“
  • Daniel Mandl: „Der Verein kann sich glücklich schätzen, dass das Präsidium Zoran Barisic noch installiert hat“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore“ mit dem Themenschwerpunkt SK Rapid Wien waren Rapid-Legende Kurt Garger, Stefan Kjaer von der Initiative Rapid 2020 sowie die Journalisten Rainer Bortenschlager (Kronen Zeitung) und Daniel Mandl (abseits.at).

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(Rapid-Legende):
…über mögliche Bestrebungen, dass nur ein Kandidat zur Rapid-Präsidentenwahl zugelassen wird: „Grundsätzlich ist das für mich der komplett falsche Ansatz. Man sieht ja, wie viele Leute sich für Rapid interessieren und man sieht es auch an der Kandidatenliste. Und es ist ja ein Glück, eine Ehre, dass sich bei Rapid drei so honorige Persönlichkeiten – wie Bruckner, wie Schmid und wie Grüneis – um die Präsidentschaft bemühen. Und wir reden hier immer über Ausschluss. Ich verstehe überhaupt nicht, so wie viele Rapid-Mitglieder oder Rapid-Sympathisanten, warum man hier über Ausschluss reden muss. Fakt ist, wenn ich eine klare Linie fahre, dann bin ich bereit, diese drei Leute zur Wahl zuzulassen. Wir leben ja nicht im Kommunismus. Hier muss einfach eine klare Linie, eine klare Aussage her. Alle drei sind es Wert, Rapid-Präsident zu werden und ich lasse über alle drei bei den Mitgliedern abstimmen. Und nicht sechs Leute bestimmen, wer da zugelassen wird.“

…auf die Frage, ob das Wahlkomitee zu viel Macht habe: „Nein, das will ich nicht unbedingt sagen. Es könnte ja sein, dass sich irgendwelche lustigen Leute bemüßigt fühlen, auch als Rapid-Präsident zu bewerben. Und für solche Situationen wäre das Wahlkomitee schon da, um diesem Bewerber rechtzeitig mitzuteilen: Sorry, aber sie haben keine Chance als Rapid-Präsident. Aber so wie die Sachlage momentan von diesen drei Personen ist, ist jeder für sich befähigt, Rapid-Präsident zu werden. Und wenn ich so einen Glücksfall habe, dann lasse ich das auch zu. Das verhindere ich auch nicht. Ich weiß auch nicht, welche Rolle der aktuelle Präsident jetzt hier in diesem Wahlkomitee spielt.“

…über die Tatsache, dass Präsident Krammer im Wahlkomitee sitzt: „Wenn der aktuelle Präsident ins Wahlkomitee geht, dann ist es ganz logisch, dass es hier Spekulationen gibt. Warum geht er ins Wahlkomitee? Es hätte auch andere Möglichkeiten aus dem aktuellen Präsidium gegeben, um von dort einen zu entsenden. (…) Dann darf man nicht überrascht sein, dass die Arbeit vom Wahlkomitee auch nicht die gebührende Anerkennung bekommt, wie es sich verdient.“

…über die Entwicklung bei Rapid und die Ära Krammer: „Es muss um Rapid gehen. Wie kann ich Rapid wieder voranbringen, in jeglicher Hinsicht, sei es wirtschaftlich und natürlich auch sportlich, damit wir diese Ziele erreichen, die vor ein paar Jahren ausgegeben wurden. Unter anderem auch von Michael Krammer: Ich will unter die 50 besten Vereine in Europa, ich will in Österreich Titel gewinnen, ich habe dieses phänomenale Stadion im Rücken. Und übrig geblieben ist: Ich habe nur das phänomenale Stadion. Und alles andere wurde eigentlich nicht erreicht. Ich stimme nicht in diese Lobhudelei ein, dass alles super gelaufen ist unter Michael Krammer. Es war einiges gut, definitiv. Aber es ist sehr vieles am Boden, das man vorantreiben muss. Speziell alles, was in den sportlichen Bereich hineingeht.“

…über mögliche Probleme bei Rapid im Nachwuchsbereich: „Es fehlen schon auch infrastrukturelle Maßnahmen im Nachwuchs. Rapid hat aktuell kein Internat, wo sie zum Beispiel junge Spieler, hoffnungsvolle Talente aus den Bundesländern zu Rapid holen können. (…) Du kannst den Jungen oder respektive den Eltern nicht empfehlen: Geh zu Rapid. Weil wo wohnt er? Ich habe letztes Jahr einmal ein Projekt gesehen von Christoph Peschek, dass sie jetzt ein Internat bauen wollen. Nur leider zehn Jahre zu spät.“

…über die Plakate im Rapid-Stadion rund um Maxi Wöber: „Mir hat dann schon auch gefehlt, das muss ich ganz ehrlich sagen, die Argumentation vom Außenpräsidium oder aus dem Geschäftsführerbereich. Ich habe die ganzen Tage danach nie gehört – und dass seine Familie da beschimpft wurde, das ist schlimm genug –, dass von Rapid jemand hergegangen ist und gesagt hat, dass Maxi Wöber sieben Millionen Euro in die Kassa von Rapid gespült hat. Das kann man trotzdem erwähnen, der hat ja für Rapid etwas Gutes getan. Ich meine, dieses Business ist heutzutage so. Jeder junge Spieler geht dort hin, wo er glaubt, er kann am meisten verdienen und seine Entwicklung am besten vorantreiben. Und das hat er in Salzburg so gesehen. Das muss man akzeptieren.“

…auf die Frage, ob er bei der Rapid-Präsidentenwahl Roland Schmid präferiere: „Ich muss ehrlich sagen, ich kenne das Programm von ihm am besten. Und mir gefällt es. (…) Ich wünsche mir auf alle Fälle, dass Rapid in ruhigere Gewässer kommt, dass Rapid schon für neue Innovationen steht. Und bei neuen Innovationen steht für mich ganz ehrlich momentan Roland Schmid von allen drei weit vorne.“

(Initiative Rapid 2020):
…über die aus seiner Sicht nicht korrekte Auswahl des Kuratoriumsmitglieder im Wahlkomitee: „Auf der einen Seite war es vielleicht nicht die geschickteste Sache, dass Michael Krammer als Präsident reingeht. Es gibt viele, die das nicht gut finden. (…) Das wesentlich schlimmere war für mich als Mitglied (…), die Auswahl der Kuratoriumsmitglieder Schicker und Muhm. Das war eigentlich demokratiepolitisch gesehen ein Wahnsinn. Es war im Sommer die letzte Kuratoriumssitzung, in der so etwas normalerweise am Ende abgestimmt wird. Denn da ist die Aufmerksamkeit auch da und da sind auch auf jeden Fall alle da. Es wurde aber unter Allfälliges ganz am Anfang abgestimmt als das Buffet eröffnet worden ist und eine Vielzahl der Leute hatte noch das Gulasch in der Hand und die Würstel im Mund. Und Dietmar Hoscher (Kuratoriumsvorsitzender, Anm.) hat dann gesagt: ,Diese zwei wären meine Vorschläge, hat jemand was dagegen?‘ Naja gut, eine Sekunde, zwei Sekunden gewartet – so meine Ohren- und meine Augenzeugenberichte, die ich bekommen habe – und danach hat er gesagt: ,Passt, dann sind das unser zwei.‘ Also wenn das ganze schon so anfängt und ein Politikum da so reinkommt, dann habe ich als Mitglied ein gehöriges Problem damit. Und ich bin davon überzeugt – wie viele andere Mitglieder, die mir auch sagen, dass das nicht sein kann – dass das früher oder später auch den Ethikrat des SK Rapid beschäftigen wird.“

…über den angeblichen Zusammenschluss von Schmid und Grüneis bei der Präsidentenwahl: „Ich denke, es entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik, dass das genau jetzt gerade passiert. Weil jetzt natürlich da und dort die Nerven ein bisschen blank liegen. Und man fusioniert ja nicht deswegen, weil man will. Man fusioniert meistens, wenn man muss. Das macht man ja nicht, wenn man eine starke Truppe hat. Wenn sich jetzt zwei treffen, dann kann man es – das ist gar nicht wertend gemeint, das ist Marketing – hindrehen in: Wir zwei sind stärker. Man kann es aber auch hindrehen in: Wir sind alleine zu schwach. Das kann man sehen wie man will. Ich will das jetzt gar nicht werten. (…) Es war nun mal so, dass zu Beginn Grüneis und Schmid miteinander konnten, dann dazwischen nicht und jetzt wieder können. Warum ist die Frage und das wird sicherlich beantwortet werden. Die Konzepte liegen noch nicht der Öffentlichkeit vor. (…) Am Ende des Tages gehört die Entscheidung den Mitgliedern in die Hand gelegt und niemand anderem.“

…über eine mögliche Reduzierung der Kandidaten-Anzahl: „Man darf dem Wahlkomitee da jetzt eigentlich auch gar nicht viel Schuld reinschieben. (…) Das Präsidium ist das oberster Kontrollorgan, das muss alles abdecken – und das schafft man nicht mit fünf, sechs Leuten, das macht man zumeist mit acht, viele würden sich mehr wünschen. So und dann kamen zwei mit weniger – ich glaube, Bruckner kam mit sieben, vielleicht sind es jetzt acht, die anderen mit fünf und sechs. Also wenn ich schon so zur Party gehe, dann steht schon ,Single‘ auf der Brust drauf. Da muss ich mich nicht wundern, wenn mich der Veranstalter verkuppeln möchte.“

…über mögliche Lehren der aktuellen Präsidenten-Wahl für die Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass es zu Satzungsänderungen kommen wird. Es wird sicher dazu kommen, dass man sagt, dass man da nachjustiert. Ich gehe davon aus, dass auch Feedback von den Wahlkomitee-Leuten selbst kommen wird, was man vielleicht hätte besser machen können. Ich glaube, dass das einfach ein Prozess ist, in dem wir einfach damit umgehen lernen müssen, das mehr Leute als einer daran interessiert sind, den Verein zu führen. Und das wird sich dann auch niederschlagen in den Satzungen.“

(Journalist Kronen Zeitung):
…über die Bestellung von Zoran Barisic, die noch vom alten Präsidium durchgeführt wurde: „Ich habe mir auch gedacht, der Zeitpunkt der Bestellung von Zoran Barisic war vielleicht in Hinblick darauf, dass sich das Präsidium ändert, riskant oder nicht ganz glücklich. Im Nachhinein muss man dem Präsidium auch zugestehen, alles richtig gemacht zu haben. Ich glaube, es stellt auch keiner der drei Kandidaten Zoran Barisic irgendwo in Frage. Ich glaube, das einzige ist, und das gibt auch er selbst zu, dass er momentan nur in seinem Kerngebiet, das ist die sportliche Entwicklung einer Kampfmannschaft, arbeitet. Aber zum Geschäftsführer Sport gehört letztlich auch mehr dazu. Dass er nicht irgendwann irgendwo Unterstützung oder Entlastung bekommt, das würde ich nicht ausschließen.“

…über Rapids teilweise schwieriges Verhältnis zu anderen Bundesliga-Klubs: „Dieser Spruch ,Wir sind Rapid und wer seid ihr‘ liest sich zwar sehr gut auf dem Fan-Leibchen, aber er darf von der Klubführung halt nicht gelebt werden. Und den Eindruck hatte man einfach. Und diese – ich sage es jetzt etwas provokant – Präpotenz darf man vielleicht dann leben, wenn man Serienmeister ist. Man kann sich zwar darauf versteifen, dass man Rekordmeister ist, aber nicht wenn man jahrelang keine sportlichen Erfolge hat.“

…über die Ära-Krammer: „Rapid war in der Ära-Krammer dreimal Vizemeister, war in der Europa-League-Gruppenphase und er hat sich dann einfach vergaloppiert mit der Euphorie rund ums Stadion. Die letzten drei Jahre kann man vergessen. Aber man muss einfach eingestehen, dass ein Meistertitel illusorisch ist, solange Red Bull Salzburg so arbeitet, wie sie jetzt arbeiten. Da sind sie einfach Lichtjahre entfernt.“

…über die Tatsache, dass Noch-Präsident Michael Krammer im Wahlkomitee sitzt: „Ich will für Michael Krammer schon auch eine Lanze brechen. Er ist halt so ein bisschen wie der Vater, der jetzt versucht, dass er sein Baby möglichst behütet übergeben kann. Weil da steckt ja auch Herzblut drinnen. Er hat das sechs Jahre ehrenamtlich gemacht, mit Höhen und Tiefen und hat viel einstecken müssen. Ich finde das durchaus legitim, dass er selbst versucht aus voller Überzeugung das seiner Meinung nach bestmögliche für Rapid zu tun und zu schauen, dass es weitergeht. (…) Prinzipiell finde ich es absolut nicht schlecht, wenn jetzt der Präsident, der wirklich den Job jetzt hautnah erlebt hab, dann auch dafür sorgt, dass er den Klub bestmöglich übergib.“

(Journalist abseits.at):
…über die Installation von Zoran Barisic als Geschäftsführer Sport: „Ich bin sehr froh und der Verein kann sich glücklich schätzen, dass das Präsidium Zoran Barisic noch rechtzeitig installiert hat. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Sportdirektor gegeben hätte, der so einen klaren Cut mit den Fehlern aus der Vergangenheit machen hätte können. Er hat es tatsächlich in einer Transferperiode geschafft, all diese Anti-Rapidler vom Stil – ich nehme jetzt mal als Beispiele Andrei Ivan und Andrija Pavlovic – tatsächlich an den Mann zu bringen und er hat Rapid-Spieler gekauft. In Kombination mit Didi Kühbauer baut er jetzt die Jungen ein und dieses Einbauen der Jungen sehe ich momentan als nächsten Schritt an, weil wir heuer keinen Titel holen werden, sondern weil wir leiwand werden müssen. (…) Und ich würde diesen Weg absolut weitermachen und nicht wieder in das Muster der Müller-Ära oder später der Bickel-Ära fallen.“

…über die aus seiner Sicht anstehenden Aufgaben von Rapid: „Ich denke vor allem, dass man sich auch gefühlsmäßig ein bisschen anders annähern muss, also jetzt nicht nur sportlich an Salzburg heran. Ich glaube, dass es gerade für Rapid und für diesen Klub, der so viele Leute bewegt, irrsinnig wichtig ist, dass man wieder leiwand ist. Dass man das Gefühl hat: Rapid ist leiwand und zu Rapid geht man gerne ins Stadion. Und es ist bei diesem Cup-Spiel gegen Salzburg, das in der Verlängerung verloren wurde, etwas passiert. Es ist plötzlich eine vollständige Versöhnung zwischen Publikum und Mannschaft passiert, weil sich dort neun Rapidler aufopferungsvoll gegen diese Übermacht gestellt haben.“

(Präsident ) in einem eingespielten Video-Beitrag:
…über das Verpassen des Zieles Top 50 in Europa: „International sind wir derzeit auf Platz 62, auf Rang 120 sind wir gestartet. Da sind sich die Top 50 nicht ganz ausgegangen. Aber ich behaupte jetzt was: Hätte es den Handelfmeter im Entscheidungsspiel gegen Sturm gegeben, wären wir heute auf 50. Uns hätten nur zwei internationale Siege gefehlt und wir wären 50.“