Leicester-Profi Fuchs: Titelverteidigung zu hoch gegriffen

Leicester (APA) – Christian Fuchs hat mit Leicester City am Samstag (13.30 Uhr MESZ) die Ehre, die neue Spielzeit der englischen Fußball-Premier-League zu eröffnen. Das Sensationsteam der vergangenen Saison bekommt es auswärts mit Aufsteiger Hull City zu tun und peilt gleich zum Auftakt drei Punkte an.

Unabhängig vom Ausgang dieser Partie ist es laut Fuchs vermessen, sich einen neuerlichen Meistertitel als Ziel zu setzen. „Die Titelverteidigung wäre ein bisschen zu hoch gegriffen, ein solider Platz im Mittelfeld wäre schon sehr gut“, sagte der Niederösterreicher der APA.

Sein Club hat zwar den französischen Teamspieler N’Golo Kante an Chelsea verloren, die restlichen Schlüsselspieler wurden jedoch zumindest vorerst gehalten. Daher gab sich Fuchs zuversichtlich. „Kante war ein wertvoller Spieler für uns, aber wir haben Spieler mit Qualität, die ihn ersetzen können, da mache ich mir keine Sorgen. Eine Platzierung von Rang zehn aufwärts ist durchaus möglich, was den Kader betrifft.“

Optimistisch stimmt den Niederösterreicher auch die Tatsache, dass man Manchester United beim 1:2 im Duell um den Community Shield am Sonntag einen harten Kampf lieferte. „Da haben wir gezeigt, dass wir weiterhin mit den Großen mithalten können.“

Doch gerade Clubs wie Manchester United sind es, die Fuchs zu den aussichtsreichsten Titelanwärtern zählt. „Favoriten sind die altbekannten Teams, die immer in der Pflicht stehen, die Premier League zu gewinnen“, meinte der 30-Jährige mit Blick auf die großen Vereine aus Manchester oder London.

Für Leicester bleibt da nur die Rolle des Underdogs, zumal die „Foxes“ diesmal auch in der Champions League engagiert sind und erstmals mit einer derartigen Doppelbelastung konfrontiert sind. „Es ist schwer zu beurteilen, welche Folgen die Champions-League-Teilnahme haben wird, aber unser Trainer (Anm.: Claudio Ranieri) weiß, wie es ist, dort zu spielen. Er hat die Erfahrung, um die Belastung gut auf die Spieler aufzuteilen“, vermutete der frühere ÖFB-Teamkapitän.

Er selbst hätte aber keine Probleme damit, regelmäßig englische Wochen zu absolvieren. „Ich will so viel wie möglich spielen und gehe davon aus, dass ich jedes Match mache. Aber das ist die Entscheidung des Trainers.“

Ranieri sieht sich in der bevorstehenden Saison mit den ganz Großen seines Fachs konfrontiert. Josep Guardiola heuerte bei Manchester City an, Jose Mourinho übernahm bei Manchester United und Antonio Conte wechselte zu Chelsea. Die große Trainer-Prominenz, gepaart mit aufsehenerregenden Transfers, spricht für ein spannungsgeladenes Titelrennen. „Das wird ein Spektakel werden. Jeder wird darauf schauen, was mit den großen Clubs und den neuen Spielern und Trainern sein wird. Und auch darauf, wie sich Leicester tut.“

Während sich die „Foxes“ vor einem Jahr noch in aller Ruhe auf die neue Saison vorbereiten konnten, war in diesem Sommer alles anders. Der regierende Champion stand regelmäßig im Fokus, Testspiele gegen prominente Gegner wie den FC Barcelona taten ihr Übriges. „Die Aufmerksamkeit für Leicester ist enorm gestiegen“, erzählte Fuchs.

Gleichzeitig betonte der Österreicher aber auch: „Teamintern hat sich nicht wirklich etwas verändert. Wir wissen, dass wir als Mannschaft erfolgreich sein können, wenn wir immer alles geben.“

Fuchs kann sich nun voll auf seinen Club konzentrieren, nachdem er seine Karriere bei der Nationalmannschaft nach der EM in Frankreich beendete. Über die Gründe für seinen Rücktritt wollte er keine Worte mehr verlieren, lediglich Gerüchte über Zerwürfnisse innerhalb der Truppe samt angeblichen Tellerwürfen wies Fuchs zurück. „Was da in manchen Medien kursiert ist, war amüsant. Das hat zu null Prozent der Wahrheit entsprochen.“