Österreichs Triathletin Lisa Hütthaler spricht exklusiv bei Sky Sport News HD über Ihren derzeitigen Erfolg und die Rolle Ihres Sohnes.
SSNHD: Wie erklärst du dir die derzeitige Hochform?
Hütthaler: „Ich habe sehr gut trainiert den ganzen Winter über, habe viel umgestellt in meinem Leben und auch die Ernährung, denn ich esse jetzt glutenfrei und bin total ausgeglichen. Ich glaube, das wirkt sich schon aus.“
SSNHD: Was hast du im Leben umgestellt, außer der Ernährung?
Hütthaler: „Naja, mein Kind – das bereichert schon sehr. Ich habe auch einen anderen Trainer. Ich arbeite jetzt eigentlich das erste Mal mit einem Trainerteam zusammen und meine Familie unterstützt mich auch total.“
SSNHD: Welche Rolle spielt dein Sohn? Wendepunkt?
Hütthaler: „Das Kind ist automatisch als Mutter oder egal welches Elternteil die Nummer 1. Der gibt halt auch den Tag vor. Wenn er krank ist, dann ist die Mama parat. Bei einem Kind verschieben sich einfach die Prioritäten, das ist ganz normal und die Freizeit kann man mit dem Sport auffüllen.“
SSNHD: Er war bei Rennen dabei? Ist das wichtig für dich oder gehört das einfach dazu?
Hütthaler: „Es ist natürlich wichtig wenn das Kind dabei ist – das ist ja meine Familie. In Österreich bei Rennen ist er dabei, aber international nicht. Da bleibt er zu Hause.“
SSNHD: Wie schaffst du alles unter einen Hut zu bringen und trotzdem so gut in Form zu sein?
Hütthaler: „Die Prioritäten sind: Kind, Sport und dann kommt der Haushalt und das ganze andere. Da habe ich auch gute Unterstützung von meinem Partner und meiner Mutter.“
SSNHD: Ist die Familie derzeit das Wichtigste?
Hütthaler: „Ja, Familie gibt immer jeden einen Rückhalt und wenn man die Familie als Backup nicht so hat, kann man glaube ich den Sport mit Kind nicht so ausführen.“
SSNHD: Was hat sich im Training verändert?
Hütthaler: „Ich habe früher nie Inhalt in einem Training gehabt. Ich bin einfach laufen gegangen und vielleicht einmal in der Woche etwas Schnelles gelaufen, aber total ohne System. Jetzt habe ich seit fast eineinhalb Jahren in jedem Training einen Inhalt und da ist sehr viel Intensität dabei. Ich mache auch sehr viel mit Trainingspartnern und das pusht einen schon.“
SSNHD: Ist die Genauigkeit, die früher nicht da war, jetzt auch Teil des Erfolgs?
Hütthaler: „Ja, auf jeden Fall. Ich habe früher gar nicht nach Plan trainiert, sondern eher kompensiert mit anderen Dingen und das habe ich jetzt nicht. Ich habe jetzt ein System, einen Aufbau, meine Schwerpunkte im Training und ja.“
SSNHD: Wie wichtig ist Schwimmtrainer Paul für dich?
Hütthaler: „Der Paul ist schon mehr als ein Coach, das sagt er auch selber. Das ist einfach schon eine Freundschaft – wir haben schon sehr viel miteinander durchgemacht. Er ist immer zu mir gestanden und wir haben auch private Gespräche. Im Training redet er dann ganz anders mit mir als privat.“
SSNHD: Wie wichtig war er in deiner schwierigen Zeit?
Hütthaler: „Er war schon ein ganz ganz wichtiger Teil und er hat mir immer gut zugeredet. Er ist keiner, der etwas schön redet aber er war immer da für mich und hat gesagt ‚Lass uns nach vorne denken‘.“
SSNHD: Einer der wenigen, die zu dir gehalten haben?
Hütthaler: „Nein. Meine Freunde, also die wirklichen Freunde, waren immer da für mich und sind auch jetzt nach wie vor da.“
SSNHD: In der Sportler – und Trainerszene?
Hütthaler: „Das weiß ich nicht, ich habe eigentlich nur mit ihm zu tun gehabt und nicht mit anderen. Die Sportlerszene geht an mir vorbei und muss an mir vorbeigehen. Das ist mein Projekt und muss mich zufriedenstellen – was andere denken oder sagen ist mir egal.“
SSNHD: Im Schwimmen hat er noch ganz spezielle Vorstellungen, wie es weitergeht – siehst du das auch so?
Hütthaler: „Ja, auf jeden Fall. Ich muss mich beim Schwimmen schon noch verbessern, weil gerade auf der 70.3 Distanz kommen sehr viele vom Weltcup und die schwimmen schon richtig schnell. Da möchte ich schon vorne mithalten können.“
SSNHD: Bist du in der stärksten Form, in der du je warst?
Hütthaler: „Ja, ich glaube, dass ich jetzt stärker bin als früher wobei man sagen muss, dass man das nicht wirklich vergleichen kann. Früher habe ich Weltcup gemacht und da war der Schwerpunkt Schwimmen und Laufen und jetzt ist es Rad und Laufen. Ich habe früher auch nicht dieses absolut schnelle Tempo laufen können und jetzt kann ich meine 3 50 Schnitt immer laufen. In diesem Rennformat ist über 4 – 4 ½ Stunden auch mehr Zeit und dass man jetzt sagt, jetzt schlägt man ein anderes Tempo an. Es spielt aber auch eine Rolle, dass beim Weltcup alle ganz dünn sind und ich bin eine sehr schwere und korpulente Athletin. Auf der Mitteldistanz ist das nicht ganz so entscheidend ob man ganz so dünn ist. Da setzen sich mehr und mehr die muskulöseren Typen durch.“
SSNHD: Dein Fokus bleibt auf der 70.3?
Hütthaler: „Ja, schon. Also im Weltcup hätte ich keine Chance.“
SSNHD: Was sind die nächsten Ziele?
Hütthaler: „Am 7. Juli möchte ich in Norwegen beim 70. 3 starten, dann am 20. Juli sind die Staatsmeisterschaften auf Olympischer Distanz. Da möchte ich meinen Titel verteidigen. Dann schaue ich, ob ich nach Las Vegas zur WM fliege oder nicht.“
SSNHD: Wovon hängt das ab?
Hütthaler: 2Das ist doch ein finanziell sehr großer Aufwand, vor allem braucht man einen Betreuer auch mit. Das heißt, ich müsste für zwei Personen bezahlen und das kostet mehrere Tausend Euro.“
SSNHD: Paul sagt, deine Stärke ist das Mentale – das hat sich geändert. Wieso?
Hütthaler: „Ja, ich glaube einfach, dass ich ausgeglichen bin und dass ich mir nicht mehr soviel anhaben lasse bei negativen Kommentaren.“
SSNHD: Woran liegt es, dass man sich jetzt nichts mehr anhaben lässt?
Hütthaler: „Dicke Haut wachsen lassen. Wenn man viel durchmacht, härtet man einfach ab und es prallt an einem ab.“
SSNHD: Wodurch lernt man sowas?
Hütthaler: „Ich glaube durch Selbsterfahrung – einfach durchmachen und dann passiert das mit einem selber.“
SSNHD: Was sind noch langfristige Ziele in deiner Karriere?
Hütthaler: „Am Ende des Jahres würde ich gerne meinen ersten Ironman probieren, den würde ich gerne in Florida machen. Deswegen am Ende des Jahres, weil wenn ich jetzt Mitte des Jahres einen mache, möchte ich eigentlich danach schon noch Rennen bestreiten und ich weiß nicht wie ich das verkrafte und wie sehr ich muskuläre Nachwehen noch habe und ich möchte mich auch einfach noch steigern können.“
SSNHD: Wie gehen die Konkurrentinnen jetzt um mit dir? Mehr Respekt?
Hütthaler: „Ich glaube, dass man vor mir genauso viel Respekt hat wie ich vor ihnen. Wie sie mit meiner Rückkehr umgehen, geht an mir vorbei.“
SSNHD: Kriegst du das nicht mit oder prallt das ab?
Hütthaler: „Nur durch Hörensagen. Ich bin nicht die, die in Internetforen jetzt irgendwo herumstöbert und etwas liest. Ich werde nur durch solche Interviews wie jetzt damit konfrontiert. Ich setze mich damit nicht auseinander.“