DTM reagiert mit Reformen auf ungewisse Zukunft

Die neue Saison im Deutschen Tourenwagen Masters steht im Zeichen großer Veränderungen. Ein neuer Hersteller, ein neuer Motor, neue Regeln, mehr Leistung und mehr Internationalisierung erwarten 2019 die Fans, denen DTM-Chef Gerhard Berger zeigen will, dass die Serie kein Auslaufmodell ist. „Es gibt vier Reifen, drei Pedale und einen Fahrer“, beschrieb „Rookie“ Ferdinand Habsburg die simple Formel.

Der Urenkel des letzten österreichischen Kaisers Karl I. ist einer von fünf neuen Piloten und fährt für den neuen Hersteller Aston Martin, der sich nach dem Abschied von Mercedes zu Audi und BMW gesellte. Die britische Traditionsmarke, die nach nur zwei Monaten Tests mit dem Schweizer Team R-Motorsport vier Autos an den Start bringt, verhinderte damit das schon herbeigeschriebene Aus für die DTM. „Ohne sie wäre es schwierig geworden, die Serie aufrechtzuerhalten“, gestand Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

„Jeder Einsteiger ist bei uns mehr als willkommen“, freut sich jedenfalls der Ex-Formel-1-Pilot Berger. Bei den Testfahrten auf dem Lausitzring Mitte April deutete sich an, dass der Neuling mit den Platzhirschen durchaus mithalten kann. „Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht hinterherfahren werden, auch wenn ich nicht weiß, ob es in den ersten Rennen zu einem Sieg reicht“, meinte Habsburg, der von der Formel-3-Europameisterschaft in die DTM wechselte.

Eine Änderung gibt es auch beim Einheitsmotor, greift die DTM doch erstmals seit den 1980er-Jahren wieder auf Turbo-Aggregate zurück. Ein Vier-Zylinder-Turbo, der die alten V8-Saugmotoren abgelöst hat, bringt rund 100 PS mehr an Leistung und soll dazu die Kosten senken. „Unsere Fahrer sind vom Motor seit dem ersten Test total begeistert“, erklärte Audi-Funktionär Gass. Die Testfahrten haben allerdings auch eine gewisse Unberechenbarkeit gezeigt, besonders aus dem Grund, weil die Mehrleistung den Reifenverschleiß beschleunigt.

Eng weiter für BMW

Als zweiter Österreicher neben Habsburg dreht weiter der Salzburger Philipp Eng für BMW seine Runden. Bergers Neffe Lucas Auer fährt mittlerweile für das Red Bull Junior Team in der japanischen Super Formula. Auch das Österreich-Rennen in Spielberg ist vorerst Geschichte, ein Comeback in der näheren Zukunft aber nicht ausgeschlossen. Neu sind jeweils zwei Rennen in Assen (Niederlande) und Zolder (Belgien).

Berger bastelt seit seiner Amtsübernahme 2017 daran, die DTM zu „internationalisieren“. Betrachtet man auch die Stationen im britischen Brands Hatch sowie in Misano in der italienischen Emilia-Romagna, lässt sich erahnen, wohin die Reise gehen soll. Als bisher größter Wurf gelang dem Tiroler aber vor der neuen Saison eine Partnerschaft mit der japanischen Super-GT-Serie. Deswegen kommt es im Herbst in Hockenheim und später in Fuji zu zwei sportlichen Kräftemessen der DTM mit den japanischen Marken Honda, Lexus und Nissan.

Hinzu kommen ein neuer Qualifying-Modus und ein „Push to pass“-System, mit dem zum Überholen kurzfristig noch mehr Leistung aus dem Motor gekitzelt werden kann. Im Rahmenprogramm bewegen in der W Series erstmals nur Frauen Formel-3-Autos. „Diese Saison prägen die seit langer Zeit größten Neuerungen“, stellte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt fest. Interessant wird zweifellos die Frage, ob sich die DTM weiter gegen die aufstrebende Formel E behaupten kann, die unter anderem 2018-Titelgewinner Gary Paffett abgeworben hat.

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(APA)