Horrorcrash von Dixon beim Indy 500 – Alonso im Pech

Indianapolis (Indiana) (APA/dpa/Reuters) – Fernando Alonso ist beim Indy 500 zum Publikumsliebling avanciert. Dass ihn dasselbe Schicksal wie in der Formel 1 ereilte und er wegen eines kaputten Triebwerks am Sonntag aufgeben musste, macht ihn zwar zum tragischen Helden. Von Gram oder Frust war aber keine Spur. Der Spanier wirkt bei seiner Auszeit fast wie ein Urlaubsreisender und sagte ganz klar: „Ja, ich werde wieder kommen.“

Mit dem großen Schluck Milch für den Indy-500-Sieger wurde es nichts. Alonso gönnte sich dennoch den Inhalt einer Mini-Packung. „Ich habe nicht gewonnen, ich werde jetzt aber ein bisschen Milch trinken“, sagte der Spanier bei einer Pressekonferenz und lachte zum Abschied nach seinem höchstbeachteten Auftritt im berühmtesten Motorsport-Oval der Welt. Schließlich war Alonso vor diesem Jahr nie in einem IndyCar auf einem Ovalkurs gefahren.

„Es war eine tolle Erfahrung in den letzten zwei Wochen. Ich bin hierhergekommen, um mich zu testen, um mich zu beweisen“, gab Alonso zu Protokoll. „Ich weiß, dass ich so schnell sein kann wie der Beste in einem Formel-1-Auto. Ich habe aber nicht gewusst, ob ich in einem IndyCar mit den Besten mithalten kann.“

Für das Ziel Indy 500 hatte Alonso dieses Mal auf den Formel-1-Klassiker in Monte Carlo verzichtet und Zehntausende weitere Flugmeilen in Kauf genommen. Sein ungewöhnlicher Ausflug zum Frustabbau mitten in der Saison sollte auch von den düsteren Formel-1-Auftritten von McLaren und Honda ablenken. Der PR-Plan ging nur bedingt auf.

Insgesamt 27 Runden führte Alonso das Rennen an, das Teamkollege Takuma Sato als erster Japaner letztlich gewann. Von Platz fünf war Alonso gestartet und bewies bei seinem IndyCar-Debüt mit 35 Jahren auf Anhieb seine Ausnahmestellung – bis der Honda-Motor in seinem Andretti-Rennwagen in Rauch aufging. 21 Runden vor Schluss. Ein Deja-vu für Alonso: Zwei seiner fünf Formel-1-Rennen in diesem Jahr konnte er im McLaren mit Honda-Antrieb nicht beenden, bei einem konnte er nicht mal starten.

Vor rund 300.000 Zuschauern in Indianapolis musste er seinen ebenfalls orangefarbenen Wagen nach 179 Runden ausrollen lassen, er schaltete den defekten Motor aus und klappte das Visier hoch. Er hatte alles gegeben, sich zuvor auch von einem heftigen Unfall eines Rivalen nicht beirren lassen. „Eine Weltklasse-Fahrt von Fernando Alonso“, lobte Ex-Formel-1-Kollege David Coulthard via Twitter.

Der Spanier selbst wirkte nicht gekickt und betonte nochmals, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Den Formel-1-Glamour von Monte Carlo habe er kein bisschen vermisst. „Um einen sechsten, siebenten, vielleicht einen fünften Platz in Monaco fahren und hier zu sein, das kann man unmöglich vergleichen“, meinte der Routinier.

Vom Honda-Fluch, der den zweimaligen Formel-1-Weltmeister selbst bis ins berühmteste Motorsport-Oval der Welt verfolgte, will sich Alonso weiter nicht aufhalten lassen. „Ich muss diese Herausforderung weiter verfolgen, der Sieg bei den Indy 500 ist noch nicht geschafft“, sagte er. Im Hinterkopf hat er die sogenannte Triple Crown: Siege bei den Klassikern in Monaco (Formel 1/erledigt), Indianapolis (Indy 500/unerledigt) und Le Mans (24 Stunden/unerledigt).

„Es tut mir so, so leid, Fernando“, schrieb Teambesitzer Mario Andretti nach dem vorzeitigen Ende für Alonso. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister und Indy-500-Gewinner lobte in höchsten Tönen: „Du hast eine unglaubliche Show diesen Monat geliefert, im Auto und außerhalb des Autos. Sehr beeindruckend. Komm wieder.“ Der Kolumnist von Indystar.com meinte: „Fernando Alonso hat alles gewonnen, außer das Rennen.“