Nächster österreichischer Radprofi gesteht Blutdoping

Radprofi Georg Preidler ist der nächste österreichische Spitzensportler, der im Zuge der Enthüllungen um das Netzwerk eine deutschen Mediziners Blutdoping gestanden hat. Er habe sich bei den Behörden selbst angezeigt, bestätigte Preidler in Interviews mit österreichischen Tageszeitungen (Montag-Ausgaben).

Er sei von dem Zirkel um den deutschen Sportmediziner angesprochen worden und habe sich vor kurzem Blut abnehmen, aber nie rückführen lassen. Der 28-Jährige fühlt sich als Betrüger, aber nicht als Krimineller. „Ja. Ich hatte betrügerische Absichten oder Gedanken. Ich fühle mich aber nicht als Verbrecher“, sagte Preidler zur „Kleinen Zeitung“. Seine bisherigen Leistungen wie ein dritter Etappenplatz beim Giro d’Italia 2016 seien alle sauber zustande gekommen, behauptete der für das französische Spitzenteam Groupama-FDJ fahrende Profi. „Alle meine Erfolge, etwa beim Giro, waren sauber. Ich war ohne Doping gut, habe nie etwas getrickst“, so Preidler in der „Kronen Zeitung“.

Preidler: „Habe das nicht mehr ausgehalten“

Wann die Hemmschwelle, Blutdoping zu betreiben, bei ihm gefallen sei, wollte Preidler nicht angeben. „Dazu kann ich noch nichts sagen, weil alles mit der Staatsanwaltschaft im Laufen ist. Aber sie ist erst vor kurzem gefallen. Nach langem Überlegen habe ich mich zu diesem Riesenfehler und dieser Dummheit entschlossen.“ Im Profizirkus höre man, dass ohnehin viele dopen. „Irgendwann fällt die Hemmschwelle weg.“

Sein Umfeld habe nichts gewusst, er habe alleine gehandelt, erklärte Preidler. Außerdem gab der mehrfache Staatsmeister an, er kenne keine weiteren Kunden des Netzwerkes. „Ich kenne keine Namen.“ Die Selbstanzeige sei wegen des Drucks der Enthüllungen der vergangenen Tage erfolgt. „Ich kann nur sagen, mit dem Wissen des Betrugs im Hinterkopf zu leben, ist die Hölle. Ich weiß nicht, wie das andere aushalten. Ich musste nun an die Öffentlichkeit gehen. Ich habe das nicht mehr ausgehalten.“

Über Arzt: „Er ist ja auch nicht dumm“

Die jüngsten Entwicklungen um den während der Nordischen WM ausgebrochene Skandal mit den Verhaftungen und späteren Geständnissen der Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf hätten ihn zu dem Geständnis veranlasst. Er sei sich nicht sicher gewesen, ob und wann sein Name im Zuge der Ermittlungen gegen den Arzt herauskommen würde. Preidler: „Ich weiß nicht, wie sehr dieser Arzt alles vertuscht, verschlüsselt oder verdunkelt hat. Man bekommt keine Informationen über das System. Er ist ja auch nicht dumm und macht das schon viele Jahre. Ich hätte jetzt auch zu Hause sitzen können und warten, aber das bin ich nicht und das kann ich nicht.“

Bisher sind weitere sechs Namen von verwickelten Sportlern öffentlich bekannt. Hauke, Baldauf, zwei estnische und ein kasachischer Langläufer waren bei der Nordischen WM verhaftet und nach Geständnissen wieder freigelassen worden. Vergangenen Freitag gestand auch eine Tiroler Radprofi – es soll sich um Stefan Denifl handeln. Weitere Enthüllungen sind sehr wahrscheinlich, bei der Polizeiaktion vergangenen Mittwoch waren Medienberichten zufolge in Erfurt 40 Blutbeutel im Besitz des deutschen Mediziners beschlagnahmt worden. Dem Arzt und seinen Komplizen drohen langjährige Haftstrafen. Den involvierten Sportlern stehen in Österreich Gerichtsverfahren wegen Sportbetrugs ins Haus, ein Delikt mit möglichen Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren.

Preidler gibt Rücktritt bei Groupama-FDJ bekannt

Georg Preidler hat am Sonntag auch seinen Arbeitgeber, das französische Rad-Team Groupama-FDJ, über seine Selbstanzeige und die Verwicklung in den Dopingskandal um den deutschen Arzt Mark S. informiert. In der Stellungnahme zu dem Fall schrieb der Rennstall am Montag, dass Preidler erklärt habe, er habe sich am Jahresende 2018 zweimal Blut abnehmen lassen.

Der Anfang 2018 zu diesem WorldTour-Team gewechselte Steirer hat laut der Stellungnahme am Sonntag „über seinen sofortigen Rücktritt wegen der unentschuldbaren Verwicklung in die ‚Seefeld-Affäre‘ informiert“. Der Rennstall teilte mit, dieser schwerwiegende Fall stünde im völligen Gegensatz zu den ethischen Prinzipien des Rennstalls und seiner Sponsoren.

„Groupama-FDJ bedauert diesen individuellen Fehler zutiefst, und arbeitet mit allen Instanzen zusammen“, hieß es in dem Statement. Das Team habe u.a. den Weltverband UCI und den Zusammenschluss der Teams für einen sauberen Radsport informiert.

(APA)

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Bild: GEPA